Inning:Ein Platz zum Verweilen

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Die Befürworter einer Umgehungsstraße für Inning haben eine Vision: Verkehr raus - Leben rein

Von Astrid Becker, Inning

Nach den Bürgerinitiativen für Innings Zukunft (BIZ) und "Unser Inning erhalten" haben nun auch die Befürworter einer Umfahrungsstraße vom Verein Pro Inning ihren Kampf um die Gunst der Wähler verschärft. Ihr neuestes Argument für die Verlegung der Staatsstraße aus der Ortsmitte in Richtung Westen lautet: "Verkehr raus - Leben rein".

Unterstützung haben sich die Mitglieder rund um den ersten Vorstand des Vereins, Herbert Klausnitzer, bei dem Architekten und Stadtplaner Alfred Sunder-Plassmann aus Greifenberg geholt. Er entwickelte eine Vision, wie sich das Ortszentrum der Gemeinde verändern könnte, wenn es die jetzige Durchfahrt nicht mehr gäbe. Der Verein Pro Inning spricht in diesem Zusammenhang von einem "oberbayerischen Kleinod mit Charakter", einem Ort, in dem sich die Menschen wohl fühlen und Urlauber verweilen statt nur durchzufahren. "Wenn das Übel bei der Wurzel angepackt und der Verkehr reduziert ist, kann zum Beispiel der Marktplatz von Inning zu einem echten Marktplatz verwandelt werden", so der Wortlaut in der Pressemitteilung, die der Verein einen Tag vor der Veröffentlichung seiner Pläne in der Gemeinde versandt hat.

Die Ideen, die dort angesprochen werden, reichen bis hin zu einem Straßencafé und einem Bauernmarkt, der dann dort abgehalten werden könnte - trotz Autos, die noch immer problemlos passieren könnten. Zudem werde das historisch bedeutsame Kaiserhaus in Kombination mit der Kirche und "unserer heute so versteckten neugotischen Reinpold'schen Grabkapelle endlich als Sehenswürdigkeit im Herzen von Inning ins rechte Licht gerückt", schreibt der Verein zudem noch.

Auch für die Frage der durch eine derart umfangreiche Dorferneuerung entstehenden Kosten scheinen die Befürworter eine Antwort gefunden zu haben. Sie berufen sich auf das Städtebauförderungsprogramm, mit dem ihrer Ansicht nach Inning 60 Prozent der förderfähig festgelegten Kosten ersetzt bekäme. 40 Prozent allerdings müsste die Gemeinde selbst aufbringen - ebenso wie ihren Anteil am Bau der Entlastungsstraße, die bereits 2010 auf etwa zehn Millionen geschätzt worden ist. Das Beispiel Weßling zeigt, wie sich eine derartige Umfahrung auf die Gemeindefinanzen auswirkt: Die derzeit dort im Bau befindliche und vermutlich Ende 2016 fertiggestellte Umfahrung ist 3,3 Kilometer lang und kostet voraussichtlich ebenfalls etwa zehn Millionen Euro. Davon wird die Gemeinde Weßling 2, 1 Millionen aufbringen müssen - in ihrem Fall über eine Vorfinanzierung. Weßling hatte damals, 2013, für diesen Schritt votiert, um das Verfahren zu beschleunigen.

Sollten die Bürger in Inning am 31. Januar der Argumentation der Befürworter folgen, dürfte es dennoch etwas länger dauern, bis mit dem Bau der Entlastungsstraße begonnen werden könnte. Denn Vorplanungen wie in Weßling zum Zeitpunkt des Entscheids gibt es in Inning so noch nicht. Zudem führt die geplante Trasse direkt durch das Grundstück, auf dem vor kurzem die Containeranlage für die Asylbewerber errichtet worden ist. Rein vorsorglich hatte das Landratsamt der Gemeinde schon mal bescheinigt, im Falle eines positiven Entscheids die Bauten zu entfernen. Die Gemeinde müsste dann ein neues Grundstück finden.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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