Im Schulgarten:Bienen als Lehrer

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So macht der Schulunterricht Spaß: Die Lehrerin Michaela Beck und die Montessorischüler in Inning begutachten Bienenwaben. (Foto: Georgine Treybal)

In ihrem Schulgarten lernen die Montessori-Schüler praxisnah und fächerübergreifend. Dem Landesbund für Vogelschutz ist die besonders liebevoll gepflegte Anlage eine Auszeichnung wert

Von Antonia Gaube, Inning

Das Insektenhotel ist zu dieser Jahreszeit unbewohnt, gelbe und braune Blätter überdecken den Sinnesweg, grau hängt der Himmel über dem Schulgarten der Montessorischule in Inning. Er ist einer der schönsten in der Umgebung, das befand der Landesbund für Vogelschutz (LBV), auch wenn er in letzter Zeit etwas verwildert aussieht.

Dieser Schulgarten genießt einen hohen Stellenwert und ist sogar ein fester Bestandteil des Unterrichtskonzepts. Die Lehrerin Michaela Beck, die eine Klasse der Primarstufe eins mit Schülern von der ersten bis zur dritten Klasse betreut, hat vor einigen Jahren die Neustrukturierung des ehemals wuchernden Grünstreifens initiiert, der sich am Schulhaus entlangzieht. Beck meldete ihre Schule für den Schulgartenwettbewerb an, der vom LBV organisiert wird, an. Die Jury wählte die Inninger auf den fünften Rang in der Kategorie "Grund- und Förderschulen", in der sich etwa 70 Schulen mit ihren Projekten beworben hatten.

Im Abschlussbericht des LBV werden die Bewertungskriterien erläutert: Ein maßgeblicher Aspekt sei die Einbindung der Schüler. Alle Kinder der Primarstufe haben durch direkten Zugang zum Schulgarten kontinuierlich die Möglichkeit, dort zu arbeiten und ihre Gestaltungsideen einzubringen. Außerdem ist der Garten ein Bestandteil des Unterrichts. Die Kinder lernten dort, ganz nach dem Konzept von Maria Montessori, selbst Zusammenhänge zu entwickeln, sich einen Überblick zu verschaffen und sich eigenständig Wissen anzueignen, erzählt Beck. Die Grundschullehrerin mit Montessori-Ausbildung hat neben der Aufbereitung des schulischen Gartens auch angeregt, auf dem Dach der Schule zwei Bienenstöcke aufzustellen. Am Beispiel der Honigbiene lasse sich erkennen, wie verschiedene Lernaspekte zusammengehören, die an regulären Schulen in Fächer eingeteilt würden: Themen aus Fächern wie Physik, Chemie, Biologie, Mathematik, Ethik oder Sozialkunde können so realitätsnah erforscht und anschaulich begriffen werden.

"Von 18 bis 19 Uhr verkaufen wir am Bienenstand", rufen die Schülerinnen Josefine und Lina aufgeregt. Neben der Weiterverarbeitung ist auch der Verkauf ein Thema: Aus dem Honig der Bienen werden Wachskerzen gemacht, Waben werden in Einmachgläsern zum späteren Verzehr aufbewahrt, aus Lavendel werden Mottensäckchen gebastelt, aus Totholz kleine Weihnachtsbäume. All das wird oft auf dem Sonntagsmarkt in Inning, beim Schulsommerfest oder beim hauseigenen Weihnachtsmarkt am kommenden Samstag, 19. November, verkauft. Obst, Gemüse und Kräuter können regelmäßig geerntet und in der Schulküche oder direkt im Klassenzimmer zubereitet werden. So werden auch wirtschaftliche und hauswirtschaftliche Erfahrungen gesammelt.

Den Geldpreis von 200 Euro werden die Inninger in eine Honigschleuder investieren. Diese erleichtere die Gewinnung des Bienenproduktes aus den Waben, so Beck.

Die Montessorischule Inning wird diesen Samstag bei der Prämierung zum Abschluss des Blumenschmuckwettbewerbs ausgezeichnet. Außerdem werden Teilnehmer des "Tages der offenen Gartentür" und Kommissionsmitglieder von "Grün im Ort" geehrt. Die Veranstaltung in der Mehrzweckhalle Unterbrunn beginnt um 19.30 Uhr.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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