Icking:Emotionale Namensfindung fürs Gymnasium

Lesezeit: 2 min

Die Ickinger Schule soll nach dem Dichter Rainer Maria Rilke benannt werden - möglichst nur im Konsens mit der Gemeinde.

Konstantin Kaip

Mit dem Vorschlag, das Gymnasium Icking nach dem Dichter Rainer Maria Rilke zu benennen, stieß Direktor Hans Härtl im Ickinger Gemeinderat nicht gerade auf Begeisterung. Wie berichtet, hatte der Schulleiter das Gremium über den Antrag informiert, der am Freitag, 3. Dezember, im Schulausschuss des Kreistags behandelt wird. Die Mehrheit der Gemeinderäte vermisste den lokalen Bezug des Dichters, der nur wenige Wochen in Wolfratshausen und später im Ickinger Ortsteil Irschenhausen verbracht hat. Bei der Jahreshauptversammlung der PWG kritisierten die Mitglieder vor allem das Vorgehen der Schulleitung.

Der Bau geht voran: Das Ickinger Gymnasium. (Archivbild) (Foto: Georgine Treybal)

Landrat Josef Niedermaier sprach die gewünschte Namensänderung an. Der Kreistag werde sich mit dem Antrag beschäftigen, hinter dem die gesamte Schulfamilie stehe, sagte er. Erwartungsgemäß werde der Namensänderung stattgegeben, wie es beim Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasium der Fall gewesen sei. Würde der Beschluss allerdings gegen den Willen der Gemeinde fallen, wäre dies "fatal". Schließlich habe sich Icking immer sehr mit seinem Gymnasium identifiziert, das Bürger 1921 mit Hilfe eines Vereins gründeten. Er werde Härtl darauf hinweisen, dass sich auch die Gemeinde mit dem Namen identifizieren müsse. "Wenn die emotionale Bindung verloren geht, ist mehr weg als nur der Name."

Der PWG-Vorsitzende und Gemeinderat Peter Schweiger stieß sich vor allem am "Procedere" Härtls. "Es hätte in einem früheren Stadium eine Diskussion stattfinden sollen", sagte er. "Stattdessen hat man von vornherein alle anderen Namen ausgelassen." Wie berichtet, habe die Gemeinderäte andere berühmte Persönlichkeiten als Namensgeber vorgeschlagen, die längere Zeit in Icking gelebt haben. Genannt wurden die Frauenrechtlerin Anita Augspurg, der Maler Adolf Erbslöh oder der Schauspieler Gert Fröbe. Schweiger brachte auch den Gründer des Gymnasiums, Alfred Vogel, ins Spiel. "Rilke kann nichts dafür, dass Icking ein Gymnasium hat, Herr Doktor Vogel schon", sagte ein PWG-Mitglied auf der Versammlung.

Hans Dondl, ehemaliger Rektor der Grundschule Schäftlarn, warnte vor einer "vorschnellen Entscheidung". Auch für die Schäftlarner Grundschule sei einmal beantragt worden, sie in "Professor-Benjamin-Schule" umzubenennen. Der Elternberirat habe dahinter gestanden, dann jedoch in der Besetzung gewechselt. "Das ist nur eine Momentaufnahme", sagte Dondl und plädierte dafür, auch ehemaligen Schülern ein Mitspracherecht zu gewähren. "Es wäre die Aufgabe der jetzigen Schulfamilie, da einen Konsens herzustellen", befand dagegen Niedermaier.

Er habe andere Reaktionen als aus Icking aus dem Wolfratshauser Stadtrat erhalten. Dort halte man die Namensänderung für eine gute Idee. Es gebe bereits Überlegungen, im benachbarten Rilke-Gymnasium "große Literatursymposien" zu veranstalten.

© SZ vom 20.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: