Höhenrain/Bad Tölz:Applaus im Gottesdienst

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Die Aufkirchener empfangen Rupert Frania, den früheren Stadtpfarrer von Bad Tölz, mit offenen Armen. Der Geistliche, der gern gegen den Strom schwimmt, wird im Ruhestand den Gemeindepfarrer unterstützen

Von Sabine Bader, Höhenrain

Man kann es wirklich schlechter erwischen als Rupert Frania. Seit ein paar Wochen wohnt der Geistliche nun im Pfarrhaus von Höhenrain. Frania, der bis September 2013 Stadtpfarrer von Bad Tölz war, hilft von jetzt an als Ruhestandspfarrer im Pfarrverband Aufkirchen mit. Für Pfarrer Piotr Wandachowicz ein Segen. Er leitet den Pfarrverband, zu dem neben dem Wallfahrtsort Aufkirchen nicht nur alle Berger Ortsteile gehören, sondern auch Percha und Wangen. Für einen einzelnen Seelsorger ist das kaum zu schaffen. Manchmal weiß Wandachowicz darum gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.

Die Gläubigen wissen natürlich um seine Nöte. Kein Wunder also, dass sie Rupert Frania ausgesucht herzlich begrüßten. "Es wurde sogar geklatscht, als ich im Gottesdienst vorgestellt wurde", erzählt Frania freudig. "Das bin ich gar nicht gewohnt." Ja, verwöhnt wurde der Geistliche offenbar nicht immer, vor allem nicht von Kollegen und Vorgesetzen: Seine Amtszeit in Bad Tölz hat man jedenfalls nicht verlängert, der neue Pfarrer verzichtete auf seine Mitarbeit und zog dann noch in seine Wohnung ein und nicht ins Pfarrhaus. Dabei wollte Frania nach seiner Pensionierung eigentlich in Tölz wohnen bleiben.

Doch das ist jetzt Schnee von gestern. Frania, der in diesem Monat 75 Jahre alt wird, schaut nach vorne. "In Gottes Namen, packen wir es an ", hat er zu sich gesagt. Jetzt geht es nach Höhenrain. Über Jahre hatte das Pfarrhaus dort leer gestanden. Einzig der Kirchenpfleger schaute nach dem Rechten. Natürlich musste erst einiges am und im Haus gemacht werden. Und knapp wurde die Zeit am Ende auch, denn es gab im Keller wegen maroder Leitungen noch einen Wasserschaden. Das Ende vom Lied: Nur drei Tage bevor Frania und seine Schwester, die ihm den Haushalt führt, mit ihren Umzugskisten anrückten, verließ der Maler zum letzte Mal das Gebäude am Kirchanger. Im Keller lief noch das Trocknungsgerät. Und eingeräumt ist beileibe noch nicht alles. "Es schaut aus, wie in Ali Babas Räuberhöhle", findet er.

Rupert Frania kam 1940 in Schlesien zur Welt, im Haus der Großeltern mütterlicherseits. "Wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre, wäre ich in München geboren worden", erzählt er. In Schlesien verbrachte der Bub mit seinen zwei Geschwistern dann auch seine Kindheit. Denn das Haus in München war gleich von einer der ersten Bomben getroffen worden. Erst 1953 hat man es wieder aufgebaut, die Familie zog zurück nach München. "Ich habe mich nie als Schlesier gefühlt", sagt Frania rückblickend, "immer als Münchner". Dort hat er nach der Priesterweihe 1968 auch etliche Jahre als Regionalkaplan und als Pfarrer gearbeitet - in Haidhausen und Pasing. Danach ging es aufs Land, nach Bad Tölz.

Mit der Institution Kirche hat Frania in seinem Berufsleben "laufend" gehadert. "Man kann nicht glauben, ohne sich um die Wahrheit zu raufen", sagt er, der seine Aufgabe nicht darin sieht, Theorien zu verbreiten. Er will den Glauben leben und dieses Gefühl auch an die Gläubigen weitergeben. "Man muss daran Anteil nehmen, wo die Menschen der Schuh drückt. Das sind Erfahrungen, die sehr tief gehen."

Das Zweite Vatikanische Konzil sei für ihn eine besonders spannende und völlig neue Erfahrung gewesen. Vor allem Kardinal Julius August Döpfner habe ihn geprägt, mit seinen erfrischenden Ansichten. Döpfner habe Dinge angestoßen, an die sich andere nicht herangetraut hätten. "Neugierig, mutig, kantig und hochgescheit" sei der Kardinal gewesen. Kantig ist auch Frania. "Wer zur Quelle will, der muss eben gegen den Strom schwimmen", sagt er leichthin.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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