Historie:Eine Fibel über Fibeln

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Schmuckstücke mit Funktion: Illustration und Fotos zeigen römische Fibeln, die als Gewandnadeln verwendet wurden. Reproduktion: Franz Xaver Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs; Franz Xaver Fuchs)

Die Autorin Valeria Selke hat ein Buch über die antiken Broschen und andere Schmuckstücke der Römer in Gauting geschrieben

Von Isabella Falkner, Gauting

Skinny Jeans und Turnschuhe sind heute in Mode. Zwischen der flavischen Zeit, 69 bis 96 nach Christus, und dem Beginn des dritten Jahrhunderts war der Trend in Gauting aber ein anderer: Damals waren Tunika, Toga und Fibeln en vogue. Fibeln? Das sind keine Bücher, sondern "antike Schließnadeln", erklärt Karl Hebler, erster Vorsitzender der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte. Sie waren nicht nur funktional, sondern dienten oft auch als Schmuckstücke, so Hebler. Heutzutage würde man sie wohl als praktische Broschen bezeichnen.

Valeria Selke hat sich genau diesem Thema gewidmet - und ein Buch darüber geschrieben: "Römische Fibeln und Schmuck aus Gauting". Karl Hebler, die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und der Verleger Volker Babucke stellten das 132 Seiten starke Werk nun im Gautinger Rathaus vor. Selke selbst konnte nicht kommen, sie liegt laut Hebler im Krankenhaus. Und Gertrud Platz-Horster, die das Buch um ein Kapitel über antike Gemmen aus Gauting bereichert hat, über Schmucksteine also, sei leider gestorben. "Das Buch steht unter keinem guten Stern", sagte Hebler.

Der Archäologe Sebastian Sommer bezeichnete Selkes Fibel über die Fibeln als "unglaublich attraktiv". Das Buch sei als Lektüre "für die Allgemeinheit" gedacht, ergänzte Verleger Babucke. Deshalb hatte er auch auf der Ausstattung mit Fotos bestanden, was der Autorin am Anfang gar nicht gepasst habe. Sie hätte es bevorzugt, nur die Skizzen der Fibeln und Schmuckstücke abzudrucken, da Fotos auch verfälscht werden können. 150 der antiken Broschen sind bislang bei Ausgrabungen in der Gemeinde gefunden worden.

Die Lektüre klärt nicht nur über die Fibeln und den römischen Schmuck auf. Der Leser erfährt auch, wie die damaligen Handwerker vorgingen, Selke thematisiert darüber hinaus die Geschichte des römischen Gautings, damals noch Bratananium. Das Buch ist wie eine Wanderung durch die Gautinger Historie mit den Fibeln als Leitmotiv.

Kössinger findet das Buch wichtig: "Dadurch wird das historische Gedächtnis erhalten und gestärkt." Wie sie sagte, werden auf jeden Fall ein paar Exemplare des Büchleins in der Bibliothek zu finden sein, auch in der Buchhandlung Kirchheim werden die 15 Euro teuren Ausgaben angeboten werden. Kössinger: "Das wäre doch ein perfektes Weihnachtsgeschenk." Das Buch ist der zweite Band über die Vergangenheit Gautings: Hansjörg Hägele widmete sich im ersten Band den "Römischen Münzen aus Gauting". Auch ein dritter Band sei in Planung, so Hebler, und zwar über Tonkrüge.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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