Herrsching:Zweierlei Zufallsfunde

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Kleines Kuriositätenkabinett: Barbara Eberth-Pfaffs Objekte aus Strandgut sind in Herrsching zu sehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Werke von Barbara Eberth-Pfaff und Volker Rebhan in Herrsching

Von Katja Sebald, Herrsching

Objekte aus Treibholz und Bilder von Menschen zeigen die Künstlerin Barbara Eberth-Pfaff und der Fotograf Volker Rebhan derzeit in einer gemeinsamen Ausstellung in Herrsching. "Der Raum" heißt das ehemalige Ladengeschäft in der Seestraße 3, das zwar keine Galerie im eigentlichen Sinn ist, aber von Künstlern temporär angemietet werden kann und mit seinem großen Schaufenster auch Laufkundschaft anlocken könnte. Schon bei der Vernissage am Sonntag drückten sich die Besucher die Nasen an der Scheibe platt, um die schönsten, heitersten oder merkwürdigsten Figuren zu entdecken.

Wobei "Figuren" schon fast zu viel gesagt ist: "Treibholz findet man nicht, es findet einen", sagt Eberth-Pfaff, die ihr Atelier in Raisting hat. Sie jedenfalls wird seit vielen Jahren auf Spaziergängen am Ammerseeufer von knorrigen Ästen und Wurzeln von glattgewaschenen Brettern oder schrumpeligen Hölzern "gefunden", die sie - etwa in Kombination mit einem Hölzchen, einer Feder oder einem Stück Draht - so arrangiert, dass sie im Auge des Betrachters zu Windhexen oder Waldgeistern, zu Hühnern, Wasservögeln, Fischen, Schildkröten oder zu geheimnisvollen Fabelwesen werden. Das Arbeiten mit Treibholz sei für sie ein Tribut an die Natur, sagt Eberth-Pfaff, "vor allem auch an deren Kraft, deren Ästhetik und Einzigartigkeit, die bewahrt werden muss." Es gehe ihr um das "bildhauerische Sehen und Belassen", erläutert sie.

Manchmal ergänzt sie Fundstücke mit Augen oder Ohren, Flügeln oder anderen Accessoires, um sie zum Sprechen zu bringen. Am schönsten sind jedoch die Objekte, die allein durch ihre verwitterte Form und Oberflächenstruktur eine Geschichte erzählen. Nach demselben Prinzip kann aus einem verrosteten, löchrigen Benzinkanister ein höchst ungewöhnlicher Lampenschirm, aus dem Holz eines alten Steges ein Bilderrahmen und aus einem Baumstumpf ein Tischlein werden.

Vielleicht wird man sich den Fotografien von Volker Rebhan erst zuwenden, wenn man sich an diesem kleinen Kuriositätenkabinett satt gesehen hat - sie sind jedoch durchaus eine zweite und auch eine dritte Runde durch den Ausstellungsraum wert. Rebhan, der lange Zeit auch als Pressefotograf arbeitete und heute sein Atelier in Herrsching hat, interessiert sich für Menschen. Er stellt sie nicht einfach vor seine Kamera, sie sind für ihn nicht bloß Motive, sondern er fragt mit jedem Bild: "Wie geht es Dir?" So entstand beispielsweise am Rande des Fünfseen-Filmfestivals eine Reihe feinsinniger Porträts von Schauspielern: Anrührend schön ist die schon von ihrer Krankheit gezeichnete Hannelore Elsner.

Rebhan zeigt auch Bilder von Freunden und seinen Kindern, wie etwa von seinem Sohn, den er im Lauf von fünfzehn Jahren immer wieder in derselben maroden Industriehalle am Urlaubsort der Familie in Italien fotografierte: Während das Gebäude von Bild zu Bild mehr verfällt, wird aus dem Kleinkind ein junger Mann. Allen Fotos gemeinsam sind die eher kleinen Formate und die völlig unprätentiöse Art der Präsentation. Die schönsten Arbeiten entstehen für Rebhan nicht mit großer Geste, im Gegenteil, es sind zufällig "gefundene" Momente: Die junge Frau, die an einem verregneten, stürmischen Tag über ein Feld läuft, um einen roten Luftballon mit Zettelbotschaft zu fangen, war nicht im Fokus des Fotografen. Der blickte eigentlich in eine andere Richtung, drehte sich nur kurz um und schuf so diesen ganz leicht verwackelten, aber wundersam poetischen Schnappschuss.

Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Juli 2019 montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr zu sehen, außerdem samstags von 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung unter 0151-22634404.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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