Herrsching:Wo der echte Bayer ins Schwitzen kommt

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Im echten Leben sind sie gute Freunde: Robert Brack (links) und Rudi Pauker. (Foto: Anett Klose/oh)

Das Ammerseer Bauerntheater spielt das Stück "Da Häuslschleicher", nach dem modernen Märchen "86" wieder ein eher derbes Stück. Ein Gespräch mit Regisseur und Darsteller Robert Brack

interview Von Astrid Becker, Herrsching

Volkstümlich und urbayerisch sollte das neue Stück des Ammerseer Bauerntheaters werden. Die Wahl fiel schließlich auf "Da Häuslschleicher", einen Dreiakter aus der Feder des Iberlbühnen-Chefs Georg Maier. Dabei geht es um einen alkoholkranken Bauern, der in die Fänge eines Erbschleichers gerät. Regie führen gleich zwei Darsteller: Rudi Pauker und Robert Brack. Mit letzterem sprach die SZ über die Groteske, die der Autor 1987 uraufgeführt und mittlerweile aktualisiert hat.

SZ: Warum ausgerechnet dieses Stück?

Robert Brack: Reiner Zufall, wenn man so will. 2006 haben wir schon einmal ein Stück von Georg Maier gespielt, den Räuber Kneißl. Der Rudi Pauker hatte da den Part des Bader-Gehilfen Jenisch übernommen - und genau der Schauspieler, der dann auf der Iberlbühne diese Rolle spielen sollte, fiel dort aus. Die Iberlbühne suchte einen Ersatz und fand da den Rudi. Seither spielt er dort immer wieder. Vor einigen Jahren eben auch im Häuslschleicha. Und weil der Rudi im Herbst viel Zeit hat, haben wir uns auf dieses Stück geeinigt. Allerdings muss er jetzt eine andere Rolle spielen als im Iberl: nicht mehr den Oberknecht Hartl, sondern den Häuslschleicha selbst, den Heiler Kachelriss.

Und wer spielt bei Ihnen den Hartl?

Unser Neuzugang Bülent Yilmaz, der perfekt Bairisch redet, dem der Rudi aber in Sachen Betonung vieles vorsagen konnte, so wie es Georg Maier in seinem Ensemble ja auch macht. Denn eines muss man sagen: Text lernen ist da nicht einfach. Denn es ist schon einmal rein sprachlich ein recht interessantes Stück. Es sind viele verdrehte Sätze dabei und viele altbairische "Fremdwörter" . Da kommt man als echter Bayer schon mal ins Schwitzen. Oder wissen Sie,, was ein "Blochantrenza" ist?

Ein Trenza ist jemand, der weint. Aber ein Blochantrenza? Keine Ahnung.

Das wusste ich auch nicht. Das ist ein inkontinenter Mensch, um es vornehm auszudrücken. Aber genau die vielleicht manchmal recht derben Ausdrücke haben uns gefallen, weil sie einen Kontrast zu unserem letzten Stück bilden, dem "86", das ja eher ein modernes Märchen war.

Sie spielen auch diesmal wieder eine Hauptrolle, den Bauern.

Ja, aber ich spiele gern schwierigere Typen. In "86" war das ja ein Kerl in der Midlife-Crisis, jetzt eben ein alkoholkranker Bauer, mit all seiner Fahrigkeit und Nervosität, der eigentlich nur darauf wartet, wieder zum Schnaps greifen zu dürfen, wenn es stressig wird. So ganz unaktuell ist dieses Thema ja auch nicht. Aber den schwierigsten Part hat der Rudi.

Warum?

Weil es anstrengend ist, zwei Stunden lang unsympathisch zu sein, die "Drecksau" zu mimen. Der Kachelriss bringt ja den Bauern vom Alkohol weg, macht ihn aber von sich abhängig, um ihm den Hof abzuluchsen. Georg Maier hat über diese Rolle selbst gesagt: "Wenn Dir da ein Lacherer auskummt, host die Roll'n verschissen."

Wie oft mussten Sie denn proben?

Wir haben Mitte Juli angefangen, zwei Mal pro Woche einzelne Szenen einzustudieren. In den vergangenen drei Wochen haben wir dann das ganze Stück geprobt und nachgefeilt, wo es nicht passte. Jetzt zeigen wir, was daraus geworden ist - auch Georg Maier und dem Iberl-Ensemble. Die wollen sich das alle mal anschauen.

Zu sehen ist das Stück bis 28. November immer freitags und samstags, 20 Uhr, im Andechser Hof. Der Eintritt kostet elf Euro. Weitere Infos unter www.ammerseer-theaterverein.de

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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