Vandalismus in Herrsching:Umstrittenes Alkoholverbot

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Rowdys am Werk: Nicht gerade zimperlich sind Unbekannte mit mehreren Exponaten der Skulpturenausstellung im Kurpark umgegangen. (Foto: oh)

Herrsching will strikte Regeln für der Kurpark erlassen, junge Leute sehen das mit Sorge

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Dem zunehmenden Rowdytum im Herrschinger Kurpark möchte die Gemeinde mit einer Änderung der Satzung begegnen. In diesem Jahr hatten die Nachtschwärmer an warmen Abenden in der Grünanlage am Ammersee nämlich besonders schlimm gewütet. Im Mai waren wiederholt Kunstwerke der Skulpturenausstellung beschädigt worden. Den Schaden bezifferte der Kulturverein mit 20 000 Euro. Als Konsequenz brach der Kulturverein die traditionelle Veranstaltung vorzeitig ab und möchte sie nicht mehr wiederholen.

Immer wieder waren auch die Bänke und öffentliche Toiletten Ziel der Zerstörungswut. Und am nächsten Morgen glich der mit viel Aufwand renovierte Kurpark häufig einer Müllhalde. Allein im Mai betrug der Schaden 4000 Euro für die Gemeinde. Damit soll nun Schluss sein. In einem Gespräch hatten sich Gemeindevertreter, Sicherheitsdienst und Polizei über Lösungsmöglichkeiten unterhalten. Bereits zwei Wochen später steht der Antrag, die Satzung für den Kurpark zu ändern, auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung: Montag, 29. Juni, 19 Uhr, im Rathaus. "Die Satzung über die Benutzung öffentlicher Grünanlagen ist nicht ausreichend", heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Die Verantwortlichen hoffen, mit einem Alkoholverbot ab 20 Uhr die Lage in den Griff zu bekommen. Dieses soll im gesamten Kurpark und in den öffentlichen Grünanlagen nördlich davon gelten. Davon ausgenommen sind von der Gemeinde genehmigte Veranstaltungen wie das Schlossgartenfest und die Ammerseemärkte. Außerdem ist vorgesehen, offenes Feuer und Grillen im Kurpark zu verbieten. Damit sich keiner auf Unwissenheit herausreden kann, sollen Schilder aufgestellt werden, auf denen die Satzung abgedruckt ist. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, sollen Bußgelder an die Störer verteilt werden.

Als Sofortmaßnahme hatte die Gemeinde die Stundenzahl der Sicherheitsfirma erhöht. Das Personal soll auch regelmäßig von Mitarbeitern des Herrschinger Ordnungsamt begleitet werden, die befugt sind, Personalien festzustellen. Jetzt soll der Gemeinderat noch zustimmen, dass die Toiletten mit Zeitschlössern versehen werden und eine Videoüberwachung bekommen.

Die strenge Satzung werde aber auch "Unschuldige" treffen: In einem Schreiben an Bürgermeister Christian Schiller, kritisieren 21 junge Leute aus Herrsching und Umgebung das harsche Vorgehen. "Der Erhalt des Kurparks als Erholungsraum für Herrschinger und Gäste aller Altersgruppen ist uns ein Herzensanliegen. Hierzu gehört auch die Möglichkeit, abends am See ein Feierabendbier zu genießen", so Sprecher Simon Rabe. Das Alkoholverbot würde "im Widerspruch zu diesem Stück bayerischer Lebensart stehen". Außerdem sei ein solcher Beschluss eventuell rechtlich angreifbar.

Die Unterzeichner wehren sich auch gegen eine Pauschalverurteilung der Jugendlichen als Störenfriede. Die Gruppe halte sich regelmäßig im Kurpark auf, sie habe nicht nur ihren, sondern auch den Müll anderer weggeräumt, den Sicherheitsdienst unterstützt und sei bei drohenden Zerstörungen eingeschritten, heißt es in dem Brief. Über ihre Erfahrungen möchte die Gruppe nun mit dem Gemeinderat sprechen. Sie sehe "den Weg zur Lösung des Problems in Gesprächen auch mit den Beteiligten und Betroffenen und sind unsererseits zu diesen Gesprächen jederzeit bereit".

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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