Herrsching:Solarenergie auch für Mieter

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Initiatoren verfolgen neue Ideen, weil die Energiewende stagniert

Von Otto Fritscher, Herrsching

"Da liegt der Landkreis Starnberg ganz hinten", sagt Ernst Deiringer. Und Gerd Mulert assistiert: "Ja, beschämend weit unten." Deiringer vom Energiewendeverein im Landkreis und Mulert, Vorsitzender der Energiegenossenschaft Fünfseenland, beziehen sich auf den Anteil regenerativer Energien an der Stromerzeugung. Bundesweit beträgt dieser Anteil rund 40 Prozent, im Landkreis Starnberg sind es nicht einmal 15 Prozent. Auch bei der Erzeugung von Solarstrom hinkt der Landkreis hinterher. Und das trotz der vom Kreistag beschlossenen Energiewende, die bis zum Jahr 2035 so weit vollzogen sein soll, dass der Landkreis energieautark ist - also die gesamte hier verbrauchte Energie auch hier erzeugt wird. Ein Wunschtraum, oder mittlerweile sogar eine Fata Morgana?

Mulert und Deiringer wollen nicht aufgeben, im Gegenteil, sie wollen zwei Gruppen der Bevölkerung zu verstärkter Nutzung der Solarenergie bewegen: die Mieter und die Autofahrer. Als Vorbild diente bei einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag Alexander Eichberger. Der Ingenieur aus Hechendorf hat eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach seines Hauses und in den vergangenen drei Jahren seine beiden Dieselautos gegen E-Autos - einen VW E-up und einen 100 000 Euro teuren Tesla Model S - getauscht. Der Strom, den die Solaranlage auf dem Hausdach erzeugt, wird im Keller in einem Akku gepuffert, und davon werden dann auch die E-Autos aufgeladen. "Ein wunderbarer Kreislauf", sagte Eichberger. Und die beiden Energie-Funktionäre wünschen sich, dass mehr Autofahrer auf Stromer umsteigen, betankt am besten mit Strom, der zuhause auf dem Dach erzeugt wird.

Doch was tun, wenn man kein Häuslebesitzer ist? Auch für diesen Fall haben Mulert und Eichberger eine Antwort: den sogenannten Mieterstrom. Bislang gibt es nur ein einziges Beispiel für diese neue, mit einem Bundesgesetz eingeführte Variante: drei Häuser in Hechendorf, die auf dem Dach eine Fotovoltaikanlage haben. Diese Anlage hat die Energiegenossenschaft vom Eigentümer gemietet, und der erzeugte Strom wird an die Mieter im Haus abgegeben. Eine Kilowattstunde ist um zehn Cent billiger als der Durchschnitt. "Allerdings ist es oft sehr schwierig, alle Mieter, Hausbesitzer und so weiter an einen Tisch zu bringen", weiß Mulert. Vielleicht hilft die Solarkampagne weiter. Eine Ausstellung, die durch alle Landkreis-Gemeinden wandert und im Oktober in Seefeld Station macht.

© SZ vom 28.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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