Herrsching:Schule für Aufsteiger

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Vorführungen, Lieder des Schulchors und Stände mit selbst gekochten Leckereien: Den Abschluss der 50-Jahr-Feier bildet ein großes Schulfest. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

1000 Kinder in 35 Klassen: Die Realschule feiert 50-jähriges Bestehen

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Ein kleines Schulhaus, Klassenzimmer mit Holzbänken, Schulklassen mit Kindern in den Moden der vergangenen Jahrzehnte, Lehrer in Kostüm und Anzug, Schulaufführungen, Feste, ein großes Schulhaus: Der Bilderreigen, den Schulleiterin Rita Menzel-Stuck anlässlich der 50-Jahr-Feier der Herrschinger Realschule zeigte, ließ bei den Festgästen Erinnerungen aufkommen. Auch Menzel-Stuck zeigte sich gerührt. 1981 habe sie als Englisch- und Geschichtslehrerin in Herrsching begonnen, seit 2012 ist sie Direktorin und hat mittlerweile über die Hälfte ihres Lebens an der Schule verbracht.

Eine "typische Aufsteigerschule" für die Bürger der Mittelschicht, "die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind", sei das Konzept dieses vor 250 Jahren gegründeten Schulsystems. "An der Realschule kann man mit Einsatz und ein bisserl Hirnschmalz alles erreichen", sagte Ernst Fischer. Der Ministerialbeauftragte ist für die Realschulen im westlichen Oberbayern zuständig. Den Gästen verriet er, dass es das Fach "IT" vielleicht bald schon als Prüfungsfach geben könnte. Das Konzept der Realschule mit ihren an den "Realitäten" orientierten Fächern - "ohne Latein und Griechisch" - kommt bei den Landkreisbürgern an. 1968 hat die Schule mit 66 Kindern im alten Schulhaus in der Luitpoldstraße begonnen. Die Raumnot wurde bald so groß, dass 1971 in Schichten unterrichtet werden musste. 1981 fand der Umzug in den Neubau an der Rieder Straße statt. 2013 wurde das Ganze generalsaniert und erweitert. Mittlerweile gehen fast 1000 Schüler in die 35 Klassen der Realschule Herrsching "und vielleicht müssen wir bald anbauen", so Menzel-Stuck. Als Herausforderungen der Zukunft nannte sie die Digitalisierung, die Inklusion und die Ganztagsschule - an der Realschule endet der reguläre Unterricht zu Mittag.

Der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller, Schulzweckverbandsvorsitzender Manfred Walter und Landrat Karl Roth plauderten aus dem Nähkästchen. Schiller ist übrigens sieben Tage jünger als die Realschule und hat dort die Mittlere Reife gemacht. Auf seine Rolle als künftiger Bürgermeister bereitete er sich als Klassensprecher und Schulsprecher vor. Alle drei hatten Kinder an der Realschule. Vor allem Schiller musste so manche Diskussion mit seinen Sprösslingen ausfechten, zum Beispiel, ob der Vater als Bürgermeister daran schuld sei, dass es die seit Jahren versprochene Schulturnhalle immer noch nicht gebe. Das Bild dieses sehnlichst erwarteten Gebäudes hätte Menzel-Stuck nämlich zu gerne ihrem Bilderreigen angefügt.

Ehrensache, dass Walter und Schiller mit Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum und dem Weßlinger Gemeinderat Klaus Angerbauer einen Auftritt mit ihrer Band "SchiWaGu" im Schulhof hatten, nachdem die mehrstöckige Geburtstagstorte angeschnitten worden war und der Förderverein der Schule zum Geburtstag einen Trinkbrunnen übergeben hatte.

Zum Schulfest waren auch Ehemalige aus dem ersten Schuljahrgang gekommen. Maschineschreiben und Steno standen damals auf dem Lehrplan, erinnerten sie sich und an die Verzweiflung des Englischlehrers angesichts der Unfähigkeit das englische "th" ordentlich auszusprechen. Zum ersten Mal nach vielen Jahren besuchte auch Eva Frieß, Witwe des ersten Schulleiters die Realschule. Für die ehemalige Sportlehrerin war die Herrschinger Realschule immer etwas Besonderes: "Hier habe ich meinen Mann kennengelernt". Gemeinsam mit den ehemaligen Direktoren Friedrich Schweyer und Jürgen Kutta genossen die Ehrengäste die Lieder des Schulchors, die Tänze und die Stände, an denen die Klassen Selbstgekochtes oder -gebasteltes anboten.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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