Schauspieler Alexander-Klaus Stecher:Pilcher-Idylle am Ammersee

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Er steht auf Rosen und Rosamunde Pilcher: Alexander-Klaus Stecher. (Foto: Georgine Treybal)

Der brillante Talkmaster, Journalist und Schauspieler Alexander-Klaus Stecher gibt sich zwar bodenständig, aber er hatauch einen Faible für perfekte Liebesschnulzen, für englischen Landadel und das entsprechende Ambiente

Von Astrid Becker, Herrsching

Der Ammersee liegt mitten in Cornwall. Das ist zwar geografisch nicht korrekt, aber es gibt ein paar Quadratmeter irgendwo oberhalb des Sees, die diesen Eindruck durchaus entstehen lassen. Auf besagtem Grundstück, dessen exakte Lage aus gutem Grund nicht näher beschrieben wird, flattert die britische Flagge im Wind. Im Garten ranken Rosen und es gibt einen Brunnen. Ein Rasenmäher-Roboter zieht fast lautlos seine Runden - täglich zu festen Zeiten, mit einer dreistündigen Mittagspause zwischen 12 und 15 Uhr. Gäbe es da nicht in jeder Gemeinde eine Verordnung dazu, könnte man fast denken, der Hausherr lege Wert auf geregelte Arbeitszeiten - zumal er selbst sagt, er müsste ihn jetzt mal umprogrammieren. Er mähe zu viel.

Diese Aussage deutet allerdings mehr auf gärtnerisches als auf gewerkschaftliches Denken hin. Denn der Hausherr ist Alexander-Klaus Stecher. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet der Schauspieler, Talkmaster, Moderator, Autor, Sänger, TV-Produzent und Unternehmer schon am Ammersee. Und er ist einer, der allein angesichts seiner Reihe von Berufsbezeichnungen und Aktivitäten selbst nicht gerade ein Müßiggänger sein kann. Aber Stecher ist auch niemand, der über zu viel Arbeit klagen würde. Er sagt lieber andere Sätze, wie "Ich bin ein Glückskind", "ich bin ein Netzwerker" und "ich bin ein Landei". Wenn er so redet, klingt das nicht nach Koketterie. Tatsächlich ist der 47-Jährige in Rosenheim aufgewachsen - und er hängt noch heute sehr daran: "Meine Familie lebt noch immer dort." Vermutlich hätte er diese Gegend nie verlassen, wenn er nicht von Gustl Bayrhammer für den Jugend-Hörfunk des Bayerischen Rundfunks entdeckt worden wäre - was wohl den Anfang des beruflichen Werdegangs markiert, der dem journalistischen Metier zuzurechnen ist. Immerhin sollte er später ein Volontariat absolvieren, Journalistik studieren und die so erworbenen Fähigkeiten bis heute sogar recht eindrucksvoll unter Beweis stellen. Denn in diesem Teil seines Lebens gelingt es ihm - nach ersten und offenbar recht erfolgreichen eigenen Talkshows in privaten Radio- und Fernsehsendern - 1998 jährlich einmal "Stechers Stammtisch" zu veranstalten, die in der Folge abwechselnd in Berlin, München und auf der MS Deutschland stattfinden. Es ist ein Mix zwischen Gala-Dinner und Talkshow, bei der Stecher prominente Ehrengäste interviewt - seit 2004 zusammen mit der Chefredakteurin der "Bunten". So allerlei kann er seinen Gästen dabei entlocken. Dem ehemaligen Präsidenten der UdSSR und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow zum Beispiel, wie es zum Abrüstungsabkommen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten wirklich gekommen ist - per Handschlag auf einem gemeinsamen Flug mit dem damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Oder dem ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Der erzählte Stecher vor laufender Kamera, er habe just in dem Moment, als er den "Landsleuten" der DDR am 30. September 1989 vom Balkon der Botschaft in Prag die Ausreiseerlaubnis in die Bundesrepublik verkündete, einen Herzinfarkt erlitten.

"Ich weiß auch nicht, mir erzählten immer alle etwas, was vorher keiner wusste und was es am nächsten Tag in die Schlagzeilen schaffte." 2006 gelang es ihm, sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel als Schirmherrin zu gewinnen. Solche Erfolge könnten ihm zu Kopf steigen, doch dafür, so meint er selbst, sei er zu bodenständig. Und da sind auch noch sehr persönliche Ereignisse, die ihm dies wohl auch bewahrt haben. Er ist Vater von vier Kindern, er hat eine gescheiterte Ehe hinter sich, ist heute in zweiter Ehe mit Judith Williams verheiratet. Seine Frau ist ausgebildete Opernsängerin, musste aber nach einer Tumorerkrankung umsatteln. Heute betreibt sie eine erfolgreiche Kosmetikfirma, die sie im Verkaufsfernsehen vermarktet. Mit ihr zusammen organisiert er die Benefiz-Events "Stecher-Williams & Friends" für wohltätige Zwecke, zum Beispiel für die SOS-Kinderdörfer oder auch für das "Peres-Center for Peace", von dem ihm einst der israelische Ex-Staatspräsident Shimon Peres bei einem der Interviews erzählte. Die vielen Kontakte, Gespräche und Erfahrungen brachten ihn zum zehnten Jubiläum von "Stechers Stammtisch" auf die Idee, einen neuen Fernsehpreis zu kreieren, die "Goldene Deutschland". Sie wird heuer am 26. Juli im Cuvilliés-Theater verliehen - diesmal unter anderem an Fürst Albert II von Monaco und Kammersänger Placido Domingo. Denn bedacht werden sollen damit herausragende Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um Deutschland, das deutsche Publikum und die Gesellschaft verdient gemacht haben - wie zum Beispiel Startenor José Carreras, der eine Leukämie-Stiftung ins Leben gerufen hat.

Aber das ist nicht alles, was Stecher am Herzen liegt. Da ist ja auch noch die Schauspielerei, die er ebenfalls von der Pike auf gelernt hat. Und da ist Rosamunde Pilcher, die er schon als Teenager bewundert hat, in deren Filmen er schon neun Mal mitgespielt hat und mit der er heute eng befreundet ist: "Sie ist schon über 90 und eine wunderbare typisch englische Lady, die sogar noch Auto fährt", sagt er und zeigt zum Beweis lauter Bilder von Pilcher her, die er mit seinem Handy bei einem seiner letzten Besuche geschossen hat. Wie sehr er sie und ihre Kunst verehrt, die perfekte Liebesschnulze für mittlerweile 1,8 Milliarden Menschen zu schreiben, wird einem beim Blick in Stechers Privatdomizil dann mit einem Schlag klar. Eine echte Pilcherkulisse ist das. Englischer Landadelsstil mitten am Ammersee. Stecher nimmt einem eine solche Aussage aber nicht krumm. Warum auch. "Ich mag das", sagt er. Und das ist mit Sicherheit nicht gelogen.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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