Herrsching:Pfiffiger Kammerjazz

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Erfrischend anders: Jazzgeiger Mic Oechsner in Herrsching. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mich Oechsner mit dem Trio Grapellissimo" in Herrsching

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Der aus München stammende Wahlösterreicher Mic Oechsner hat zahlreiche Formationen, diesmal hatte sich "Grappellissimo" im Trio im Herrschinger Kurparkschlösschen angekündigt. Stéphane Grappelli und Django Reinhardt, die im Zentrum des Bandrepertoires stehen, spielen hier durchaus auch eine Rolle, doch sowohl die Formation als auch das Programm zeigten sich abgewandelt. Neben dem leidenschaftlichen Kontrabassisten und musikalischen Tausendsassa Alex Haas stellte Jazzgeiger Oechsner den großartigen jungen Musiker Julian Wohlmuth an der akustischen Gitarre vor, der unter anderem mit Oechsners Sohn Gidon in der erfolgreichen Gipsy-Formation "Gewürztraminer" musiziert. Und das Programm bestand in erster Linie aus Standards.

Nicht zuletzt durch die Besetzung, aber vor allem durch die inspirierte Spielweise des Trios sollte es dennoch ein erfrischend andersartiger Jazzabend werden. Ob in "I can give you anything but love", dem aus Woody Allens Film "Sweet and Lowdown" bekannten "I see you in my eyes" oder aus Duke Ellingtons Repertoire "Caravan" (Juan Tizol) und "Flamingo" (Ted Grouya): Was standardmäßig blieb, waren nur die Themen. Ansonsten schienen sich die Musiker unentwegt möglichst originell gegenseitig überraschen zu wollen. Haas, der in seiner Sammlung der von ihm mitgeformten Gruppen wohl keine Musikgattung auslässt, schöpfte aus dem Vollen - und dies mit leidenschaftlicher Hingabe bis hin zur virtuosen Ekstase.

Zusammen mit Wohlmuth übte er sich aber auch in extremer Reduktion. Beide hatten Spaß daran, mit Andeutungen und Auslassungen zu spielen, die gerade Wohlmuth mit pfiffigen Ideen provozierte. Möglich machte diesen Ansatz vor allem die kammermusikalische Feinheit, spielte das Trio doch unplugged und in relativ kleinem Rahmen.

Auch Oechsner übte sich in Leichtigkeit und erfrischendem Kolorit, nicht ohne packende Verdichtungen - dann auch mutig mit lang unaufgelösten Dissonanzen - wirkungsvoll zu inszenieren. Für das begeisterte Publikum gab's am Ende mehrere fulminante Zugaben.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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