Herrsching:Neuer Eigentümer bei Schindlbeck-Klinik

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Auch mit dem Gesellschafter Myriad möchte Robert Schindlbeck, Geschäftsführer der gleichnamigen Privatklinik in Herrsching, an der Kooperation mit dem Krankenhaus Seefeld festhalten. Onkologie-Zentrum geplant

Interview von Christine Setzwein, Herrsching

Die Krankenhauslandschaft im Westen des Landkreises steht vor großen Veränderungen. Die Klinik Seefeld wird von Starnberg übernommen, die private Schindlbeck-Klinik in Herrsching hat einen neuen Eigentümer. Im SZ-Interview gibt Geschäftsführer Robert Schindlbeck, der auch Gemeinderat in Seefeld ist, Auskunft über die Zukunft seines Hauses, das etwa 200 Mitarbeiter beschäftigt.

SZ: 70 Jahre nach der Gründung hat die Schindlbeck-Klinik den Besitzer gewechselt? Warum?

Robert Schindlbeck: Zuerst möchte ich anmerken, dass unsere Klinik seit Jahrzehnten in der Grund- und Regelversorgung des westlichen Landkreises auf höchstem medizinischem Niveau fest verankert ist. Die hohe Qualität wird uns von den Patienten wie auch in entsprechenden Klinikvergleichen der Medien immer wieder bestätigt. Unsere Klinik rangiert hier in unseren Fachdisziplinen an vorderster Stelle. Höchste Qualität im Interesse der Patienten ist unser Anspruch. Das Spektrum unserer internistischen Abteilungen und der Akutversorgung ist seit Jahrzehnten bewährt. Mehr als 5000 Akutpatienten vertrauen jährlich auf unsere medizinische Kompetenz - auch über die Grenzen des Landkreises hinaus. Vor kurzem wurde unsere Klinik, als eine der ersten Kliniken in Deutschland nicht nur nach der DIN EN ISO 9001, sondern auch nach 15224, der neuesten Qualitätsnorm für Kliniken, zertifiziert. Das spornt uns an, diesen Erfolgspfad weiter zu verfolgen.

Warum dann der Eigentümerwechsel?

2012 hat sich durch den Tod meines Bruders eine Veränderung der Gesellschaftersituation in der Klinik ergeben. Dieser hatte 50 Prozent der Gesellschaftsanteile. In den folgenden Jahren hat es sich unter anderem auch durch die paritätische Gesellschafterbesetzung als sinnvoll erwiesen, einen neuen finanzstarken Gesellschafter zu suchen, der die Klinik zukunftsgerichtet voranbringen möchte. Den haben wir in Myriad Genetics gefunden.

Große Veränderungen gibt es bei der Herrschinger Privatklinik Dr. Schindlbeck. Der neue Eigentümer will dort ein Onkologiezentrum aufbauen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bleiben Sie Geschäftsführer?

Ich bin weiterhin als Geschäftsführer tätig und freue mich, dass drei Söhne meiner Schwestern an leitender Stelle in der Klinik mit mir zusammenarbeiten. So ist auch auf ausdrücklichen Wunsch des neuen Hauptgesellschafters nach wie vor der familiäre und patientenorientierte Geist der Klinik präsent.

Sie haben jahrzehntelang mit der Seefelder Klinik gut zusammengearbeitet. Jetzt will das Klinikum Starnberg in Seefeld eine eigene internistische Abteilung einrichten. Hört sich an, als wolle man Sie ausbooten. Was halten Sie davon?

Gerade wegen der hervorragenden Zusammenarbeit liegt uns die weitere Entwicklung der Seefelder Klinik sehr am Herzen. Deshalb wurden auch von unserer Seite Lösungsvorschläge unterbreitet, die darauf abzielten, diese Zusammenarbeit weiter zu verfestigen und die Synergieeffekte für beide Häuser zu stärken. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn Chirurgie und Innere Medizin eng verknüpft sind. Unsere in den letzten Jahren komplett neu erstellte Infrastruktur bietet dafür hervorragende Voraussetzungen. Sämtliche Funktionsbereiche unseres Klinikums sind auf dem neusten technischen Stand und zukunftsorientiert ausgelegt. Deshalb fanden auch diverse Gespräche statt, in denen diese Überlegungen diskutiert wurden. Leider stehen hier aber die Autonomiebestrebungen der kommunalen Trägerschaft im Vordergrund. Sicherlich wäre es problematisch und fragwürdig, wenn in einer Entfernung von fünf Kilometern zwei internistische Kliniken beziehungsweise Abteilungen betrieben würden. Allerdings dürfte sich die Konkurrenzsituation in Grenzen halten, da die Struktur unserer Klinik mittlerweile das gesamte Spektrum der Inneren Medizin auf höchstem Niveau abbildet und in Seefeld vermutlich darauf abgestellt wird, die Basis der Inneren Medizin im Zusammenhang mit den vorhandenen chirurgischen Fällen abzudecken.

Wollen Sie auch weiter mit Seefeld und Starnberg zusammen arbeiten? Und wie sieht das der neue Eigentümer aus USA?

Wir hatten in den Gesprächen von Anfang an beiden Häusern gegenüber unsere Bereitschaft zur Kooperation bekundet. Es wäre ja im Interesse der Patienten, aber auch der niedergelassenen Ärzte wichtig, weiterhin zusammenzuarbeiten. Insoweit sind wir nach wie vor an einer gemeinsamen Lösung zum Nutzen aller interessiert.

Der Sohn des Gründers, Robert Schindlbeck, bleibt als Geschäftsführer. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Jan Schlüchter, der Europa-Verantwortliche von Myriad, hat das auch in einem Gespräch mit Thomas Weiler, dem Landrat und einigen Bürgermeistern im Februar zum Ausdruck gebracht.

Was hat Myriad mit Herrsching vor?

Jan Schlüchter hat es auch in dem oben genannten Gespräch schon betont, dass die Privatklinik Dr. Robert Schindlbeck auf Grund ihrer hervorragenden Expertise in der Inneren Medizin weiterhin mit diesem Schwerpunkt erhalten und ausgebaut werden soll. Geplant ist, mittelfristig die Expertise des auf dem Weltmarkt führenden Forschungsunternehmens Myriad in der onkologischen Diagnostik zu nutzen und die Klinik auch zu einem onkologischen Kompetenzzentrum auszubauen. So können wir künftig den Patienten eine Medizin anbieten, die genau auf die Veranlagung und die Bedürfnisse des Einzelnen eingeht. Aus Myriad sind Nobelpreisträger hervorgegangen - eine Ansiedlung eines solchen Unternehmens und die Verknüpfung mit internationaler Spitzenforschung eröffnet hier neue Möglichkeiten.

Die finanzielle Schieflage der Seefelder Klinik kam für die Öffentlichkeit aus heiterem Himmel. Hat Sie sie überrascht?

Einerseits hat es mich schon überrascht, weil ich als Gemeinderat von Seefeld nie anderslautende Meldungen vernommen hatte. Andererseits war mir klar, dass kleinere Kliniken doch sehr zu kämpfen haben. Diese Situation hatte Seefeld natürlich genauso zu schultern. Unser Haus muss wirtschaftlich nachhaltig agieren und tut dies seit 70 Jahren - sonst würden wir die medizinische Versorgung der Bevölkerung und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter aufs Spiel setzen. Verliert man die wirtschaftliche Nachhaltigkeit aus dem Auge, kann dies schnell zu einer Schieflage führen.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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