Herrsching:Natur statt Brücken

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Barfuß im Wasser an der Alten Mühle: Willi Meyerhöfer, Anke Rasmussen, Ruth Paulig und Gerd Mulert. Sie sind dagegen die Natur zu verändern. (Foto: Steipe)

Die Grünen sind gegen die Planungen der Gemeinde Herrsching, den Bach an der Alten Mühle zu überbauen. Sie schlagen Trittsteine als Alternative vor, damit Fußgänger trockenen Fußes drüber laufen können

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Da setzen wir uns für den Erhalt des Regenwalds ein und vor unserer eigenen Haustür wollen wir die letzten verbliebenen 500 Quadratmeter ursprünglicher Natur zerstören". Ruth Paulig kann über die Pläne, den Weg entlang der Alten Mühle zu befestigen, nur den Kopf schütteln. Bei einem Ortstermin am Ammersee warben die Grünen dafür diesen "Naturspielplatz" zu erhalten. "Besonders für Kinder ist es eine Attraktion einen Bach ohne Brücke zu überwinden. Für sie ist ja sonst alles so geordnet und Abenteuer gibt es kaum mehr", erklärte Rita Mulert.

Auch an diesem Nachmittag haben zwei kleine Buben den Bereich vor der Alten Mühle als Spielplatz entdeckt. Mit Steinen versuchen sie das Wasser aus dem Mühltalbach zu stauen, sie waten durch das seichte Wasser, das den Weg überspült hat und planschen vergnügt im seichten Seeufer. Einige der Grünen-Mitglieder blicken versonnen auf die Kinder. "Mit unseren Kindern waren wir auch immer hier unten", sagte Mulert. Doch jetzt soll das kleine Paradies zerstört werden. Denn, was Naturfreunden, Eltern und Kindern gefällt, ist für viele Spaziergänger und Radfahrer ein Ärgernis. Die Verlängerung der Uferpromenade endet hinter der Wasserwacht abrupt. Aus der ehemaligen denkmalgeschützten Mühle fließt der Bach in den See. Trockenen Fußes kann man den Kies nicht überqueren. Rund 100 Meter weiter gilt es wieder eine Wasserstelle zu überqueren.

Seit rund 50 Jahren ist der Lückenschluss am Uferweg ein Thema. Vor wenigen Monaten stellte die von der Gemeinde beauftragte Landschaftsarchitektin Monika Treiber dem Gemeinderat eine Lösungsmöglichkeit vor. Zwei Brücken sollen über das Wasser führen und der Weg befestigt werden. Rund 300 000 Euro werde das kosten. "Rausgeschmissenes Geld", fand Willy Meyerhofer. Der Pfad am See entlang sei nicht einmal ein offizieller Weg. Wenn er von der Gemeinde ausgebaut werden würde, dann hätte diese die Verkehrssicherungspflicht und müsste sich auf horrende Folgekosten gefasst machen. Das glauben auch Annette und Johannes Berthold. Die beiden Besitzer der alten Mühle fürchten, dass ein befestigter Weg häufig von Hochwasser überspült werden würde. Wenn das Wasser abfließt, bliebe Wasser zurück, das das Fundament der rund 800 Jahre alten Mühle gefährde. Außerdem sei das stehende Wasser Brutstätte für Schnaken. Auch der Uferbewuchs würde sich verändern.

Der Bereich um die Alte Mühle ist der letzte am Ammersee, der noch nicht durch Menschen verändert wurde, erklärte Gerd Mulert. Nicht einmal durch den Ringkanal, der in den 60er und 70er Jahren verlegt wurde. Denn dieser verlaufe hinter der Mühle. Um die Natur dort genau so zu erhalten, wie sie ist, schlagen die Grünen vor, flache Trittsteine in den Bach zu legen, damit man ihn leichter überqueren kann. Der Bund Naturschutz habe im Alpenraum damit gute Erfahrungen gemacht. Wem das zu umständlich ist, der könne auf die rund drei Kilometer lange Seepromenade vom Seespitz bis zum Kreuz in Lochschwab ausweichen: "ein gut ausgebauter Weg, der mit Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen prima bewältigt werden kann", so Mulert.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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