Herrsching:Lustvoll zur Sache

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Fein aufeinander abagestimmt: Pianist Julian Riem beim Auftritt mit Orchestermitgliedern. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Symphonische Orchester München-Andechs unter der Leitung von Andreas Pascal Heinzmann und der Pianist Julian Riem überzeugen in Herrsching mit Beethoven, Mozart und Mendelssohn

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Der Besuch des Symphonischen Orchesters München-Andechs (SOMA) bei den Herrschinger Konzerten der VHS ist immer ein ganz besonderes Ereignis, das schon im Vorfeld ausverkauft ist. Wäre der Saal im Haus der bayerischen Landwirtschaft größer, wären wohl überregionale Besucherrekorde möglich. Das aus der Camerata Andechs 1999 hervorgegangene SOMA ist zwar kein professionelles Orchester. Doch die Musiker, die seit 12 Jahren unter der Leitung von Andreas Pascal Heinzmann stehen, schwingen sich bisweilen zu beachtlicher Hochleistung empor und überzeugen ihr Publikum.

Dies erst recht mit einem Solisten, der mit seinen Mitmusikern zu kommunizieren versteht. Julian Riem bringt seine besonderen Qualitäten vor allem aus der reichhaltigen kammermusikalischen Erfahrung mit, was gerade im Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll, op. 37 von Beethoven von unschätzbaren Wert ist. Der Solist am Flügel hat darin das Orchester keinesfalls zu dominieren; er agiert weitgehend als Primus inter pares, der in erster Linie zu dialogisieren hat. Und dies nicht nur mit dem ganzen Orchester, beziehungsweise dem Dirigenten, sondern auch mit solistisch konzertierenden Orchestermusikern, wie etwa im Largo mit Flöte und Fagott. Wenn dieses Miteinander so reibungslos und in der Balance der Stimmen funktioniert wie eben in diesem Herrschinger Konzert, dann entsteht ein ganz besonderer Klang, zu dem das Klavier schon mal harfenähnliche Hintergründe beisteuert.

Riem verband perlende Pianistik stimmig mit der Lyrik der besonderen Tonart c-Moll, was letztlich das Instrumentalkonzert entscheidend vom sinfonischen Ansatz Beethovens unterscheidet. Gerade der Schlusssatz mit seiner tänzerischen Leichtigkeit und dem Wirbel in den solistisch hervortretenden Passagen sorgte für einen besonderen Reiz, der für ein Konzert und letztendlich für Beethoven typisch ist. Den nicht enden wollende Applaus belohnte Riem mit einer Zugabe.

Wie anders trat das Orchester mit sinfonischem Ansatz auf! Besonders deutlich in Mozarts Ouvertüre zur "Hochzeit des Figaro", mit der sich das Orchester zum Konzertbeginn freispielen durfte. Die Intonation bedurfte noch einer kurzen Vorlaufzeit, doch dann riss die Interpretation ordentlich mit. Auffallend: die rhythmische Präzision, die Vitalität und die packenden Akzente. Die Vitalität kam nicht von ungefähr: Heinzmann versteht es, seine Musiker straff zu leiten, zugleich aber auch zu motivieren und anzufeuern. Alles Gestalterische entsprang denn auch unmittelbar aus seiner wunderbar klaren Körpersprache. Dass Heinzmann 2015 der dritte Eugen-Jochum-Preis nach Christoph Altstaedt und Peter Dijkstra verliehen wurde, macht deutlich, in welchen Kategorien sich der 46-jährige Kapellmeister bewegt.

Dann ist es eben auch möglich, sich an Mendelssohns Symphonie Nr. 4 A-Dur, op. 90 - die sogenannte italienische - heranzuwagen. Was bei Mozart begann, steigerte sich nun zu einem euphorischen Kopfsatz, den die Orchestermusiker lust- und schwungvoll angingen. Doch sie verstehen sich auch auf Lyrik wie im empfindsamen Andante. Und besonders im verträumten dritten Satz mit seiner rahmenden anmutigen Tanzweise spukte der Sommernachtstraum mit seinen magischen Figuren durch die Orchesterreihen. Der lustvolle Galopp des Schlusssatzes mit seiner spritzigen Leichtigkeit formte ein effektvolles Finale. Auch ein publikumswirksames, wie der lang anhaltende Applaus bewies. Mendelssohns langsamer Satz gab es als Wiederholungszugabe.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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