Film aus:Herrschinger Kino macht dicht

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Betreiber Matthias Helwig muss das Lichtspielhaus Ende 2016 schließen, danach will der Eigentümer das Gebäude umgestalten lassen. Das neue Breitwand in Gauting wird später fertig und teurer

Von Michael Berzl und Armin Greune, Herrsching

Das Kino in Herrsching schließt in einem Jahr. "Ende 2016 ist Schluss", bestätigte Breitwand-Betreiber Matthias Helwig am Freitag der SZ. Filmfreunde vom Ammersee müssen dann nach Seefeld, Stegen oder Dießen fahren. Hauseigentümer Josef Spindler will das Gebäude an der Ortsdurchfahrt umbauen, sodass auch im Erdgeschoss eine Wohnung entsteht. Den Teil mit dem Kinosaal will er abreißen lassen. Die Vorführgeräte aus Herrsching will Helwig dann in Gauting einsetzen; denn sein neues Haus beim Bahnhof, das gerade gebaut wird, soll dann eröffnen.

Im gemütlichen Café im Eingangsbereich zum Herrschinger Kino bewirtet Gülay Gündogdu ihre Gäste. Im Herbst nächsten Jahres ist Schluss. (Foto: Arlet Ulfers)

Mit den Lichtspielen verliert Herrsching auch einen beliebten Treffpunkt mitten im Ortszentrum: Gülay Gündogdu schuf nach dem Umbau vor zwei Jahren im Foyer ein kleines Café mit Wohnzimmeratmosphäre. An lauen Abenden saßen die Gäste auch auf Stufen und Stühlen vor dem Gebäude. Außerdem bot die Kinobetreiberin in der Lounge eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl an Textilien, stilvollen Geschenken, Selbstgebackenem und fair gehandelten Süßwaren an. Ermöglicht wurde dieses eher an der Liebhaberei als am Umsatz orientierte Geschäft auch dadurch, dass Gündoglu zusätzlich zum Kino eine Wohnung darüber relativ günstig mieten konnte, für die Spindler nun Eigenbedarf angemeldet hat. Aber auch für Helwig bedeutet das Aus in Herrsching einen herben Verlust: 2013 erst hatte er etwa 100 000 Euro in die neue digitale Projektionstechnik und den Umbau des Kinosaals investiert. Dabei wurde die Anzahl der Sitze von 99 auf 80 reduziert und so mehr Fußraum und Komfort geschaffen. Das Programm orientiert sich zwischen dem im Breitwand Starnberg präsentierten Mainstream- und Premierenkino und den künstlerisch anspruchsvolleren Streifen, die Helwig in Seefeld zeigt. Doch trotz des besonderen Ambientes hinkt Herrsching beim Publikumszuspruch den anderen Breitwand-Kinos weiter hinterher.

Erste Entwürfe für den Umbau an der Luitpoldstraße hat Spindler bereits dem Rathaus vorgelegt. Demnach sollen in dem Altbau künftig zwei Wohnungen untergebracht werden. Den Eingangsbereich und die Fassade will er verschönern und eine Grünfläche anlegen. Was dort möglich ist, hängt aber auch von einem Bebauungsplan für den Bereich ab, den die Gemeinde gerade überarbeitet.

Der Vertrag für die Räume an der Luitpoldstraße in Herrsching laufe noch bis März 2018, sagte Spindler, aber dann werden dort wohl schon lange keine Filme mehr laufen. Helwig konzentriert sich dann auf den Neustart in Gauting, der ihm derzeit allerdings noch große Sorgen bereitet. Das Haus mit vier Vorführsälen und Lounge wird viel später fertig, als der Breitwand-Chef gehofft hatte. Allein der Fund von Schlacke im Boden, die aufwendige entsorgt werden muss, hat erhebliche Verzögerungen zur Folge. Mittlerweile ist ein Eröffnungstermin im Herbst nächsten Jahres im Gespräch. Damit steht nun fest, dass Gauting beim nächsten Fünfseen-Filmfestival im kommenden Sommer noch nicht als Spielstätte dabei sein kann.

Die Verzögerung hat auch Auswirkungen auf die Ausgaben. "Das ist ein Jahr, das ich finanzieren muss, ohne dort Einnahmen zu haben", sagt Helwig. Die Kosten belaufen sich nach seiner jetzigen Schätzung auf etwa drei Millionen Euro; das wäre eine halbe Million mehr, als er ursprünglich angesetzt hatte. Das liegt nach seiner Darstellung vor allem an umfangreichen behördlichen Auflagen und an Ausgaben für Gutachten, die an dem Standort direkt neben den Bahngleisen notwendig waren. "Da sind schnell mehrere hunderttausend Euro weg, ohne dass ein Stein auf den anderen gesetzt wurde. Das habe ich ein bisschen unterschätzt", räumt der Bauherr ein.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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