Herrsching:Enge Schülerbande

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Italienische Gäste nehmen tränenreich Abschied

Von Ute Pröttel, Herrsching

Die Herrschinger Christian-Morgenstern Mittelschule säht den europäischen Samen bereits in der fünften Klasse. Seit 1995 besteht im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Ravina-Romagnano, einem Vorort von Trient auch ein Schüleraustausch. Seit dem Schuljahr 1999/2000 besuchen sich die Schüler der fünften Klasse gegenseitig. Die Italiener haben dann bereits fünf Jahre Deutschunterricht in der Schule gehabt, jeweils zwei Stunden pro Woche. Die deutschen Schüler lernen erst ab der Fünften in kleinen Dialogen, sich vorzustellen oder nach dem Essen zu fragen. Kurz vor den Osterferien waren die Italiener dieses Jahr bereits drei Tage zu Besuch in Herrsching. Am Dienstag, 9. Mai, starten die Herrschinger mit 30 Schülern zum Gegenbesuch.

Untergebracht sind die Schüler im Schullandheim Wartaweil und in der Jugendherberge in Trient. Werner Siegl, mittlerweile pensionierter Lehrer, ist von Anfang an jedes Jahr dabei. Im Ruhestand hat er zwar die Logistik an seine Kolleginnen Margarethe Ludwig und Ulrike Brucklachner-Gropper abgegeben, fährt aber noch als männliche Begleitperson mit. Siegl hält Europa für existenziell wichtig und ist der Meinung, dass solche Austauschprogramme das gegenseitige Verständnis in Europa sehr fördert - auch wenn sie für die organisierenden Lehrer mit viel Aufwand neben ihrem üblichen Arbeitspensum verbunden sind. Besonders freut ihn, wenn die Eltern später erzählen, dass ihr Kind nach dem Besuch in Italien einen förmlichen Entwicklungsschub gemacht habe. Oder wenn er von langjährigen Freundschaften und Gegenbesuchen hört, die sich aus dem Schüleraustausch entwickelt haben. Dazu ist es eben gut, wenn die Kinder sich zwei Mal treffen. In der Zwischenzeit schreiben sie Briefe, beim Gegenbesuch ist die Wiedersehensfreude groß.

Die wird es auch diesen Samstag in Starnberg geben, wenn zum neunten Mal die Gastschüler der Starnberger Mittelschule aus Marzabotto eintreffen. Die deutschen Schüler waren bereits im Oktober in Italien. "Die Abschiedstränen der Schüler, sind mein Lohn," sagt Angelika Brandl. Sie stellt den Austausch jedes Jahr wieder auf die Beine. Anders als beim Herrschinger Austausch sind die Achtklässler in Familien untergebracht und sprechen in der Regel Englisch miteinander. Der Austausch mit Marzabotto steht besonders im Zeichen von Verzeihen und Versöhnen. Deutsche Soldaten hatten im Oktober 1944 in der Gegend von Marzabotto ein Massaker verübt. Die Gedenkstätte am Monte Sole zu besuchen gehört stets zum Programm.

Während Austauschprogramme an den Mittelschulen immer noch Ausnahmen sind, gehören sie an Gymnasien im Landkreis schon lang zum Bildungskanon. Schüler des Gilchinger Christoph Probst Gymnasium sind quer durch Europa unterwegs. Spanien, Italien, Kroatien und die Tschechei werden bereist. Die Schule nimmt teil am europäischen Comenius Programm, das fächerübergreifend Themen wie Energie und Recycling vermittelt und häufig mit Exkursionen ins europäische Ausland verbunden ist.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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