Herrsching:Energetisches Desaster

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Durch schlecht eingestellte Anlagen ist der Energieverbrauch an Herrschings Grundschule unverhältnismäßig hoch

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Das Ergebnis der energetischen Untersuchung der Herrschinger Christian-Morgenstern-Volksschule fasste Eugen Schäfer von der Firma TBS in drei Worten zusammen: "Eine einzige Katastrophe". Da der Energieverbrauch an der Schule "auffällig hoch" war, hatte die Gemeinde die Fachfirma und das Ingenieurbüro Wolfgang Buttner beauftragt, die Heizzentralen mit der Warmwasserbereitung, die Lüftungsanlagen, Stromversorgung und elektrotechnischen Anlagen zu untersuchen.

Schäfer berichtete dem Gemeinderat von unvollständigen Schaltplänen, Unterlagen, fehlenden Berichten oder Optimierungsvorschlägen der Wartungsfirma. "Das entspricht nicht den Vorgaben". Rund 20 000 Euro würden durch die schlecht eingestellten Anlagen "zum Fenster hinausgeworfen werden". Insgesamt gesehen sei die Anlage eigentlich ganz gut. Das größte Problem ist, dass einzelne Anlagen nicht miteinander "kommunizierten". Da gibt es beispielsweise sowohl analoge als auch digitale Zähler, die nicht gemeinsam ausgewertet werden können. "Ein Anachronismus", sagte Schäfer. Dann stünden zwei moderne Kesselanlagen im Heizraum, die aber noch nie im erwünschten Brennwertbetrieb gearbeitet hätten. Schäfer: "Wir empfehlen einen Kessel rauszuschmeißen und einen Vollbrennwertkessel einzubauen."

Energie könnte eingespart werden, wenn die Anlagen optimal eingestellt seien. So war etwa in einem Raum kein "Ferienbetrieb" bei der Heizung programmiert worden. Als größtes Sorgenkind bezeichnete Schäfer die Warmwasseranlage mit veraltetem Bestandsnetz. "Eine Warmwasserversorgung in Schulen ist nicht zwingend erforderlich", sagte Schäfer. Er empfahl die komplette Warmwasserbereitung stillzulegen, Mischarmaturen abzubauen und durch "reine Kaltwasserarmaturen" zu ersetzen. In Sanitärräumen könnte es elektrische Durchlauferhitzer geben.

Den "übelsten Fall von Ineffizienz" entdeckte Schäfer aber woanders: "Ganze zehn Kühlschränke und Gefriergeräte benötigten bereits 8,2 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Schule". Rund 3000 Euro musste die Gemeinde im Jahr für die Kühlung zahlen. Dabei würden moderne Kühlschränke nur ein Zehntel verbrauchen. Fünf Geräte seien "schon lange nicht mehr Stand der Technik und gehören sofort entsorgt", mahnte Schäfer. Und dann gab es noch einen neuwertigen Kühlschrank in der Mensa, "der eigentlich immer leer ist". Für Schäfer ein "sinnloser Verbrauch ohne Gegenwert".

Einige Kühlschränke hat die Schule mittlerweile ersetzt, berichtete Bürgermeister Christian Schiller. Die Lüftungsanlage der Turnhalle aber "muss raus", urteilte Schäfer. Sie würde bei einer hygienischen Kontrolle sofort stillgelegt werden. Dafür sind im Haushalt bereits 300 000 Euro bereitgestellt. Im Mai soll ausgeschrieben, bis Ende Oktober umgebaut werden. "Der Sport kann ganz normal weiterlaufen", versicherte Planer Philipp Linsmeier. Alle anderen Maßnahmen aber müssen warten. Dieses Jahr stehen im Haushalt dafür lediglich 12000 Euro bereit; benötigt aber würden rund 155 000 Euro.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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