Immer wieder schlägt Johann Speckmaier mit seinem Hammer auf das rot glühende Metall und biegt es zu einer Schlaufe. Flexibel wie Gummi wirkt das Material. Um seine mobile Schmiede steht eine Traube von Zuschauern. Manche zücken ihre Handykameras. Der Metallkünstler ist eine der Attraktionen beim ersten diesjährigen Seemarkt an Herrschinger Seepromenade. "Wer möchte auch ein bisschen schmieden?", fragt der Landsberger in die Runde. Vor allem Mädchen seien mit Feuereifer dabei, weiß er. Speckmaiers eigentliche Leidenschaft ist aber die Schrottkunst. Vor seinem Stand hat er eine Menagerie an Fabelwesen aufgebaut. Da werden Eisenstangen zu Vogelbeinen, Blechplatten zu Drachenschuppen und Schwellenschrauben zu Schmetterlingskörpern.
Mehr als 80 fliegende Händler hatten am Osterwochenende ihre Stände entlang des Ufer beim alten Sportplatz aufgebaut. Die vielen Besucher erwartete ein buntes Vielerlei, das von Wollpullovern, Seidenschals, Gewürzen, Besen, Dekoartikeln über Schmuck bis zu vielen ess- und trinkbaren Spezialitäten reichte. Nach verregneten Vorjahren lockte das schöne Wetter heuer wahre Menschenmengen an den Ammersee. Am Kiesufer standen Bierbänke und Sonnenstühle bereit. Hier hatte Gabriele Ogrissek ihre keltische Harfe aufgebaut. Sphärische Klänge und sanfter Gesang mischten sich mit dem Gekreisch der Seevögel und dem Stimmenwirrwarr der Ausflügler. Über großes Interesse konnten sich die Händler von Gartengrills freuen. Zum Beispiel Heinrich Duschl aus Krailling. Er hatte mit einer gusseisernen Feuerstelle die Grillsaison eröffnet. Auf dem Eisenring briet er Speckstückchen und Gemüse, die er den Besuchern zum Probieren reichte. Ein paar Schritte weiter warb Marcella Lerchenberger für ihre "rauchfreien" Grills und ein Händler aus Pfaffenhofen für seinen multifunktionalen Grill- und Holzbackofen für den Garten.
Die indischen Tücher, selbstentworfene Designermode und die Trachtenmode aus Naturstoffen sprachen vor allem die weiblichen Besucher an. Bei Mike Malone konnten sie original irische Pullover mit den traditionellen Zopf- und Strickmustern kaufen. Seine Ware bezieht er direkt von der grünen Insel. Neben den Pullovern gab es grobe "Grandfather Shirts" und Patchwork-Caps. Zum dritten Mal stellt Malone am Ammersee aus. Ihm gefällt das unstete Leben eines fliegenden Händlers "Man hat eine gewisse Freiheit, sieht unterschiedliche Menschen und Länder und hat nicht den gleichen Trott wie in einem festen Laden", erklärte er.
Am meisten Andrang herrschte aber an den Essständen. Zum Beispiel bei Marion und Thomas Baumann. 46 verschiedene Pestos und Brotaufstriche hatten die beiden aus dem Hof am Irschenberg mitgebracht. Auf den Bistrotischen durften die Kunden die Pasten verkosten. Verschiedenfarbige Löffel steckten in den Gläsern. "Weiß heißt mild, blau süß und rot richtig scharf", erklärte Baumann. Für eine junge Frau kam die Erklärung zu spät. Sie hatte sich ein Brotstückchen mit Viet-Kong in den Mund geschoben. "Ist das scharf", stöhnte sie angesichts von Zutaten wie Jalapenos und Chili rot. "Alles selbstgemacht und 90 Prozent der Produkte sind vegan", warb Marion Baumann. Für sie sind die Markttage eine willkommene Abwechslung zum Büroalltag. Gemeinsam mit ihrem Mann besucht sie Märkte in Deutschland und Österreich, um die "vogelwuiden" Kombinationen ihres Chefs zu vertreiben. "Chango Mango" (Mango, Kokosnuss, Chili) zum Beispiel oder das "Kraut gegen Dummheit", ein Kräuterpesto. Wer es nicht vegan brauchte, der konnte sich mit Esels-, Wildschwein- oder Walnusswurst eindecken. Und von Pommes bis zur Süßkartoffel wurde im Biergarten Herzhaftes angeboten. Der nächste Ammerseemarkt findet zu Pfingsten, Freitag bis Montag, 13. bis 16. Mai, statt.