Herrsching:Breitbrunner wollen wieder an den See

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Soll hier ein richtiger Weg entstehen: Darüber streiten sich der Verein Ammersee-Ostufer und der Bund Naturschutz, der um seltene Pflanzen fürchtet. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Streit zwischen dem Verein Ammersee-Ostufer und den Naturschützern soll beigelegt werden. Stein des Anstoßes ist ein Trampelpfad, der als Weg anerkannt werden soll. Denn dann könnte der Weg gepflegt und der Wildwuchs ausgelichtet werden

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Weg oder kein Weg", das ist die Frage, die derzeit die Breitbrunner beschäftigt. Es handelt sich um den Trampelpfad entlang des Ammersee-Ostufers. "Diese Frage prüft derzeit die Regierung von Oberbayern", erklärte Oliver Fendt, Vorstand des Vereins Ammersee-Ostufer für Mensch und Natur. Der Verein drängt darauf, dass der Pfad als Weg anerkannt wird, denn dann müsste er gepflegt werden. Das bedeutet, dass der Wildwuchs, gegen den die 138 Mitglieder und 1000 Unterstützer seit Jahren protestieren, eingedämmt werden könnte. "Wir wollen keinen Kahlschlag", stellte Fendt klar. Er plädiert dafür, den Ist-Zustand ein wenig auszubauen. Sichtschneisen und Seezugänge sollen freigeschnitten und erweitert werden, "so dass die Breitbrunner an den See gehen können". Wenn nichts geschähe, dann würden Seeufer und der Pfad zuwuchern. Dabei sei in den Siebzigerjahren das Ostufer noch frei von jeglichem Bewuchs gewesen. Mit Genehmigung der Behörden hatte der Ostufer-Verein in den vergangenen beiden Jahren im Bereich Wartaweil ausgelichtet. Darauf folgte Protest von Seiten der Naturschützer. Diese beschwerten sich darüber, dass "im Vorfeld keine Bestandsaufnahme oder Kartierung des Bewuchses mit teilweise äußert seltenen Pflanzen erfolgte", heißt es in einem Schreiben. Ein abgestimmtes Pflegekonzept für Wartaweil wird derzeit geprüft.

Am Montag, 14. März, lädt der Verein Ammersee-Ostufer um 19 Uhr in das Kurparkschlösschen zur Mitgliederversammlung. Außer der Neuwahl soll die Entwicklung des Ostufers zwischen Fischen und Buch besprochen werden. "Es tut sich einiges hinter den Kulissen", sagte Fendt. Mittlerweile hat der Verein wichtige Fürsprecher für sein Konzept bei den politischen Entscheidungsträgern gefunden. Fendt hofft, dass diese "Druck aufbauen", damit die in einigen Wochen erwartete Entscheidung über den Uferweg positiv ausfällt.

Im Gegensatz zum Ostufer-Verein möchte der Bund Naturschutz (BN) den Pfad am Ufer nicht freischneiden lassen. "Die vom Ostuferverein gewünschten Eingriffe in den Uferbereich südlich von Breitbrunn können nicht mitgetragen werden", heißt es in einem Schreiben. Das Naturschutzgebiet müsse bewahrt werden. Für Oliver Fendt bedeutet dies: "Breitbrunns Bürger sollen den See aufgeben!" Dabei hätten sich nach langen Diskussionen die Positionen von Umweltschützern und Anwohnern angenähert. Zu dem Thema laden die Naturschützer ebenfalls zu einer Informationsveranstaltung ein. "An den großen Seen des bayerischen Alpenvorlandes gehören schüttere Kiesufer zum ursprünglichen Erscheinungsbild", heißt es in der Einladung. Das Thema "Rückgang der Kiesufer" habe der BN wissenschaftlich untersuchen lassen. Bei der Studie seien sämtliche Kiesufer am Ammersee erfasst worden. Am Donnerstag, 31. März, stellt Biologe Burkhard Quinger um 19.30 Uhr die Ergebnisse im Gemeindesaal der evangelischen Kirche vor. Eines sei, dass ohne menschliches Zutun das Kiesufer in etwa 200 Jahren von selbst wieder entstanden sein werde, berichtete Fendt, der die Studie bereits kennt. So lange wollen die Mitglieder des Ostufer-Vereins nicht warten.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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