Herrsching:Brasilianische Verführung

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Das Duo Valmon und Cardoso begeistert die Herrschinger

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Brasilianische Musik ist beliebt - und das nicht nur in Südamerika. Egal ob Jazz, Rock oder Popmusik, alle haben sich an den etwas exotischen Klängen der Brasilianer bereichert. Wie keine andere Volksmusik vermag die brasilianische, die letztendlich auf der portugiesischen und afrikanischen basiert, nämlich alle Einflüsse und Anleihen zu integrieren, ohne ihre Authentizität opfern zu müssen. Und ganz gleich, welchen Alters: Dieser Musik kann sich kaum jemand entziehen. Die packenden Rhythmen, mit farbenreichen Harmonien angefüllt, und ihren sinnlichen Melodien darüber gehen durch Mark und Bein. Da kann man kaum stillhalten, wenn die beschwingten Wogen in melancholischem Moll mit Leichtigkeit und poetischer Narration dahintreiben. Kein Wunder also, dass das Duo Valmon (Sänger, Gitarrist und Persussionist) und Cardoso (zweite Gesangsstimme) sein Publikum am Samstag im Herrschinger Kurparkschlösschen begeisterte.

Auf ihrer musikalischen Reise gingen Valmon und Cardoso nach Rio de Janeiro, ließen mal swingende Unbeschwertheit des Jazz, mal groovende Eindringlichkeit des Rocks, mal die melodische Dominanz des Pops einfließen, dabei immer wieder auch mit großartigen Acoustic-Guitar-Einlagen, die imaginative Weiten zu öffnen vermochten. Bisweilen war man aber auch an die Tradition der Liedermacher erinnert, die mit balladesken Erzählungen die sprachliche Dichte des Brasilianischen auskosteten, das ja mit seinen lieblichen Lauten und seiner fließenden Melodik an sich schon Musik ist.

Auch wenn man es vielleicht meinen mag, in den Balladen drehte sich nicht alles nur um Liebe und Beziehungen. Valmons Songs sind keine Schlager, schon gar nicht nach Schema F. Sie sind aus dem Leben gegriffen, geben Alltägliches wieder, erzählen von schönen Dingen, von Gefühlen, aber auch von Politik und deren korrupten Protagonisten. So gab "Como será o paraíso" (Wie wird das Paradies sein) eine poetische Liebeserklärung an die Schönheit von Rio, "Agora só vou sair de bicicleta" (Jetzt werde ich nur mit dem Fahrrad fahren) sprach ein Plädoyer fürs Erleben der unmittelbaren Umgebung, während "Ainda não tenjo jabá" (Noch habe ich kein Schmiergeld) handfeste Tatsachen beim Namen nannte. Und dies stets authentisch und mit Leidenschaft. Das umjubelte Konzert des Duos war nicht nur mit-, sondern auch hinreißend. Besonders das "Vem viajar" (Lasst uns reisen) klang weniger nach einer Aufforderung, als vielmehr nach Verführung.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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