Es sind die Geschichten und Anekdoten, das "Menschelnde", die den Jahresempfang der Gemeinde Herrsching auszeichnen und natürlich der Showcharakter der Veranstaltung. Mit ihrer Mischung aus Gästen, Jubilaren und Künstlern könnte der Event locker mit den bunten Shows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mithalten. Das liegt vor allem am Bürgermeister, eine richtige "Rampensau", um das Kompliment eines Besuchers aufzugreifen. Rund 300 Gäste hatten sich in diesem Jahr angemeldet - mehr passen nicht in den frisch renovierten Saal des Hauses der Bayerischen Landwirtschaft - einigen musste abgesagt werden.
Christian Schiller im Smoking und seine Assistentin Bettina Schneck in High-Heels und Paillettenrock hatten alles akribisch vorbereitet. Kabellose Mikros, Großbildleinwand und Lichteffekte halfen die Überraschungsgäste in Szene zu setzen. In diesem Jahr war es die in Herrsching aufgewachsene Schauspielerin und Filmemacherin Jule Ronstedt, die Schiller für ein kurzes Interview auf die Bühne holte. Gerne würde sie im nächsten Jahr zur Premiere ihres neuen Films nach Herrsching kommen, verriet sie: eine Spitze, denn das Kino wird es bis dahin nicht mehr geben. "Soziales Engagement" hätte sie als Kriterium für einen attraktiven Menschen genannt, wusste Schiller - eine perfekte Überleitung, um "besondere" Herrschinger vorzustellen. Nach dem Motto "weniger ist mehr" ehrte er lediglich eine Handvoll Personen. Für diese nahm sich Schiller dafür Zeit. Franz Czasny vom Ammerseer Bauerntheater erinnerte an den Kofferraum voller Lebkuchen und Plätzchen, die sich in der Vorweihnachtszeit im Wagen des ehemaligen Vereinsvorstands und Handelsvertreters angesammelt hatten. "So kam die Idee für den Seniorennachmittag am 4. Advent". Die vielen Mitglieder der Helferkreise im Publikum ließ der Bürgermeister aufstehen und ihre Namen auf der Leinwand erscheinen. "Früher hatte ich Angst vor solchen Mädels", scherzte Schiller angesichts der 18-jährigen Johanna Eckert - seit Jahren die erste Herrschingerin mit einem 1,0 Abiturnotenschnitt. Der ehemalige Kommandant der Breitbrunner Feuerwehr und sein Nachfolger Florian Kleber wurden vorgestellt, Applaus gab es aber auch für Gäste im Publikum wie dem Unternehmer: Oliver Heine (Heine Optotechnik) und Fischereimeisterin Victoria Wesselmann, deren Familie seit mehr als 100 Jahren am Ammersee fischt. Die Gäste erfuhren, dass Schiller früher Babysitter beim ehemaligen Polizeichef von Herrsching Sebastian Herre war und das dieser nun beim Staatsschutz im Innenministerium ist. Dann gab Schiller die Anekdote zum Besten wie der katholische Pfarrer Simon Rapp per Facebook-Aufruf nach Ministranten für die Osternacht gesucht hatte. "Da fällt mir eine Geschichte ein", das war wohl der häufigste Satz von Schiller an diesem Abend. Vor ein paar Monaten habe beispielsweise ein Produktionsteam nach einer jungen Nachwuchssängerin gefragt. Natürlich kannte Schiller eine geeignete Kandidatin für die SAT-1-Serie "Kleine Fans & große Stars". Die Realschülerin Valerie Geisler durfte zum Überraschungstreffen mit ihrem Lieblingssänger Rea Garvey nach London. In Herrsching wurde ein Filmausschnitt eingespielt. Dann trat die Zehntklässlerin live auf die Bühne und begeisterte den Saal mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. Ihr Klavierbegleiter aus der Schulband, Alexander Struß, verzichtete auf Notenpapier. Er stellte stattdessen sein Smartphone auf die Notenablage. In südliche Gefilde führte die spanische Flamenco-Tanz- und Musikgruppe Locos por la Rumba. Der Herrschinger "Commandante" Ricardo Volkert hatte drei Stücke ausgewählt, um Leidenschaft und Poesie des Flamenco aufzuzeigen. Wer Lust auf mehr hat, kann am Freitag, 24. Juni, Locos por la Rumba im Alten Bahnhof Steinebach erleben.