Herrsching:Bahnhof mit Stern

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Der umgebaute S-Bahnhof in Herrsching kann sich sehen lassen. Das freut nicht nur die Fahrgäste, sondern auch Bürgermeister Christian Schiller (links). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Station in Herrsching hat alles, was der Reisende braucht: Parkplätze, Fahrradabstellplätze und Rampen für den barrierefreien Zugang. Jetzt muss nur noch der Platz selber aufgehübscht werden

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Das blau-weiß geringelte Absperrband mussten Bürgermeister Christian Schiller und Planerin Claudia Schreiber gleich zweimal durchschneiden. Die Fotografen, die die Einweihung für die Nachwelt festhalten wollten, konnten sich nicht auf einen Standort für das beste Foto einigen. Die Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Anlage (P+R-, B+R-Anlage) am Herrschinger Bahnhof bietet schließlich mehrere pittoreske Motive. Da gibt es zum Beispiel die lange Reihe oberirdischer Parkplätze, an denen die S-Bahn vorbeirauscht, oder das Gestänge der doppelstöckigen Fahrradstellplätze direkt vor dem Eingang zur S-Bahn. Es gibt die neuen Treppen, Unterführungen und Rampen sowie den neuen Geh- und Radweg. "Eine Feierstunde der Demokratie" sei dies, äußerte sich Schiller ein wenig pathetisch gegenüber den Ehrengästen und Gemeinderäten. Diese habe "zum Wohle des Ortes gesiegt".

Dass Herrsching heute den S-Bahnnutzern am Bahnhof 181 ebenerdige Parkplätze, 444 Fahrradabstellplätze und elf Radboxen anbieten kann, war vor zehn Jahren überhaupt nicht vorauszusehen. Nach Bedarfserhebungen und Vorplanungen hatte sich der damalige Herrschinger Gemeinderat 2007 für ein überdachtes Parkdeck am Bahnhof entschieden. 128 Meter lang und bis zu sieben Meter hoch hätte das Parkhaus mit Fotovoltaikanlage am Dach werden sollen. Der Mammutbau am Bahnhof stieß in der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. 2008 stimmten die Bürger bei einem Bürgerbegehren mit etwa 80 Prozent der Stimmen gegen das Parkhaus. Der Gemeinderat verwarf in der Folge alle bisherigen Planungen und beauftragte Claudia Schreiber damit, statt des "Riegelbaus" eine ebenerdige Parkplatzlösung zu finden. Vor fast genau fünf Jahren konnten nach einem ersten Bauabschnitt bereits 117 Parkplätze übergeben werden. Drei Jahre später begann die Bahn mit dem barrierefreien Ausbau. Bahnsteige wurden erhöht, verschoben und teilweise überdacht. Eine neue Fußgängerunterführung, Treppen und Rampen wurden errichtet. "Leider sind die Arbeiten der Bahn nicht rechtzeitig fertig geworden", bedauerte Schiller. Für die Gemeinde bedeutete dies eine achtmonatige Bauverzögerung. Im Oktober 2014 ging es dann endlich mit dem nächsten Bauabschnitt los. Die Parkplätze für Autos und Räder wurden komplett neu geordnet. Die alten Fahrradständer konnten ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, die attraktiven neuen Abstellplätze sollten nämlich als Blickfang am Bahnhof errichtet werden. Bodenbeläge, eine stromsparende Beleuchtung, die Begrünung und der lang ersehnte Fuß- und Radweg wurden angelegt Dabei gab es einige Überraschungen. Zum Beispiel kam bei Grabungen unerwartet unter der Erde ein alter Löschbehälter der Bahn, gefüllt mit 100 Kubikmetern Wasser, zum Vorschein. Insgesamt fielen 2,2 Millionen Euro Baukosten an. Abzüglich der Fördergelder von Bund, Stadt München und Regierung muss Herrsching einen Eigenanteil von etwa einer Million Euro zahlen. Die Einweihung der Parkplätze bedeutet aber nicht, dass die Bauarbeiten am Bahnhof jetzt beendet sind. Im Gegenteil: "Das ist der Beginn der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes", freute sich Schiller. Demnächst startet die Gemeinde einen Architektenwettbewerb.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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