Herrsching:"Alle mitanpacken!"

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Ganz stolz ist Tom auf seine großen Seifenblasen. (Foto: Nila Thiel)

Vereine wollen das Interesse von Jugendlichen wecken

Von Enya Wolf, Herrsching

Regenbogenkünstler, das wollte Tom eigentlich nie werden. Doch die riesigen Seifenblasen haben es dem Elfjährigen angetan. Die Lauge beim Schülercoaching schien geradezu auf ihn zu warten. Neugierig machen, begeistern, informieren - all das sind Ziele des Jugendaktionstages. Schon zum zweiten Mal findet er in Herrsching statt, auf dem alten Sportplatz am Ammersee. Auf die Beine gestellt haben das Projekt Hans-Hermann Weinen, Erster Vorsitzender der Herrschinger Jugendförderung, und Anke Strobl, Jugendbeauftragte der Gemeinde Herrsching. Kletterturm, Livekonzert, Moderation, es ist viel geboten an diesem Samstag.

Auf einmal verändert sich die Musik in leises schnelles Gitarrenzupfen, es ertönt der Ruf: "Alle mitanpacken!" Das mächtige Löschfahrzeug der Jugendfeuerwehr trägt nun ein Seil, Jung und Alt sollen den Wagen zum Rollen bringen. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, und tatsächlich: Das vierzehn Tonnen Fahrzeug schwere bewegt sich.

"Zieh mit", lautet das Motto des Aktionstages. Weinen und Strobl wollen Brücken bauen zwischen Jugendlichen, Vereinen und der Gemeinde. Dreizehn Vereine stellen sich vor, darunter auch die Bereitschaft Herrsching vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Reanimationspuppen, Beatmungsgeräte und Absaugpumpen sollen das Interesse der Jugendlichen wecken. Keine leichte Aufgabe bei dieser Hitze.

Und dennoch: Am Engagement der jungen Leute mangelt es nicht. Auf dem Sportplatz trifft man auf viele von ihnen, die sich mit Elan in die Gemeinde einbringen. Auch Nadine (16), die seit drei Jahren beim BRK aktiv ist. Oder Paul (17), der einem jeden Bewegungsablauf beim Rudern genau erklären kann. Er hatte sich vor zwei Jahren gezielt nach Möglichkeiten erkundigt, um Wassersport zu treiben.

Eine Ausnahme, denn die meisten engagierten Jugendlichen sind über Familien, Freunde oder die Nachbarn zu ihrem Hobby gekommen. So scheint die große Herausforderung darin zu bestehen, die Jugendlichen quasi aus der Ferne abzuholen. Und genau das wollen Weinen und Strobl erreichen: mit Flyern, über das Ferienprogramm und natürlich auch auf Facebook.

Denn Jutta Stein, Leiterin des Schülercoachings der Herrschinger Insel, weiß: "Motivation ist bei Jugendlichen die größte Baustelle." Weinen und Strobl begeben sich auf diese Baustelle, wollen eine Perspektive und Selbstbewusstsein aufbauen. Denn mit den großen, schillerenden Träumen ist es bekanntlich wie mit Seifenblasen: Sie zerplatzen allzu schnell, und dann bleibt nichts.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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