Herrsching:Ärger um Baumtröge

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Die Gewerbevereinsvorsitzenden André Conrad und Gabi Huber wollen mit Unterschriftenlisten ihren Forderungen Nachdruck verleihen. (Foto: privat)

Herrsching kommt mit Verkehrsberuhigung vorerst nicht voran

Von Patrizia Steipe, Herrsching

"Temporäre Sofortmaßnahmen" hatte Verkehrsplaner Ralf Kaulen die Pflanzkübel und Baumtröge genannt, die in der See- und Summerstraße möglichst rasch für einen beruhigten Verkehr hätten sorgen sollen. 100 000 Euro hatte der Gemeinderat in den Haushalt gestellt, um solche Aktionen aus dem Verkehrskonzept schnell umzusetzen. So schnell wird es aber doch nicht gehen. Denn die Aussicht, wegen der Kübel und Tröge auf zirka zehn Parkplätze verzichten zu müssen, rief den Gewerbeverband "WIR" (Werte in der Region) auf den Plan.

Etwa 850 Unterschriften sammelten die Herrschinger Geschäftsleute gegen die Maßnahme bei ihren Kunden und übergaben diese im Rathaus an Bürgermeister Christian Schiller. "Wir möchten nicht, dass bei der Umgestaltung der See- und Summerstraße durch Baumtröge Parkplätze verloren gehen", forderten die Unternehmer. Der Protest beeindruckte auch den Gemeinderat. Er beschloss in seiner jüngsten Sitzung, einen "Arbeitskreis Verkehr" zu gründen. Gewerbetreibende, Gemeinderäte und der Verkehrsplaner sollen jetzt nach einem Kompromiss suchen. Außerdem folgte das Gremium dem Antrag von Wolfgang Schneider, der einen Vertreter des Murnauer Gewerbeverbands an den Tisch holen will. Der könnte von den Erfahrungen mit verkehrsberuhigten Straßen berichten. Immerhin feierte Murnau 2016 das 40. Jubiläum der Fußgängerzone. Noch im Mai soll der Arbeitskreis tagen. Die Idee dafür stammt von Gemeinderätin Anke Rasmusen (Grüne). "Bedenken und Einwände des Gewerbeverbands WIR bei der Planung der Einkaufsstraßen sollen berücksichtigt werden", hieß es in dem Antrag. Schließlich sei die "schrittweise Umsetzung des Verkehrskonzepts nicht eilig". Wichtiger sei, dass die Aktionen von der Mehrheit der Bürger und Gewerbetreibenden mitgetragen werden.

Der Arbeitskreis Mobilität der lokalen Agenda 21 kann dieser Argumentation nicht folgen. Der Zustand der Seestraße sei "weder attraktiv für den ansässigen Einzelhandel noch für nicht motorisierte Bürger und Gäste", kritisierte Sprecherin Verena Mesa. Sie ist der Meinung, dass durch "menschenfreundlicher" gestaltete Verkehrswege sogar mehr Kunden angelockt werden könnten. Denn die derzeit in der See- und Summerstraße parkenden Autos und der starke Verkehr würden nicht zum Verweilen einladen. "Auch eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ist nicht auszumachen". Mesa erinnerte daran, dass in dem Leitbild, das sich die Gemeinde Herrsching 2013 gegeben hatte, festgeschrieben sei, "attraktive Straßenräume, die zum Aufenthalt und Verweilen einladen, und die nicht motorisierte Mobilität zu fördern". Verkehrssicher sollte Herrsching werden und allen Alters- und Bevölkerungsgruppen "eine komfortable und barrierefreie Mobilität" ermöglichen.

Das Verkehrskonzept für die Seestraße entspreche diesen Wünschen. Hier sollten sich "alle Verkehrsteilnehmer den Straßenraum gerecht teilen". Dies sei aber nur durch verkehrsberuhigende Maßnahmen möglich. "Jetzt wäre es an der Zeit, gemeinsam die Mobilität in Herrsching umwelt- und menschenfreundlicher für alle Verkehrsteilnehmer zu gestalten", betonte sie. Immerhin stimmten Gewerbetreibende und Verkehrsplaner in einem Punkt überein. "Die geplante Querungshilfe für den Gemeindekindergarten halten wir auch für sinnvoll", sagten die Vorstandsmitglieder des Gewerbevereins André Conrad, Anna-Christine Vielhaber und Gabi Huber.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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