Herrsching:Adler über dem Ammersee

Lesezeit: 2 min

"The Eagle Trail" überzeugten ihr Publikum mit "Hotel California", "Take it Easy", "One of These Nights" und anderen "Eagles"-Songs. (Foto: Nila Thiel)

Die Tribute-Band "The Eagle Trail" spielt zum zehnjährigen Bestehen des Kulturvereins Herrsching

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Das hatte noch gefehlt! Als sich der Herrschinger Kulturverein konstituierte, stieß er in eine weit klaffende Lücke, denn der Bedarf sowohl der Kulturschaffenden in der Gemeinde als auch des Publikums war groß. Mit dem Saal im zauberhaften Kulturparkschlösschen verfügt der Verein nun über einen kleinen, aber feinen Veranstaltungsraum, wo sich schnell eine lebendige Aktivität entwickelte, die seither auch auf andere Räume und Institutionen ausstrahlt. Und beim Konzert zum zehnjährigen Bestehen des Kulturvereins feierte die Gemeinde nun kräftig mit.

Trotz des unsicheren Wetters strömte das Publikum zahlreich in den Kurpark am See, um von der Vereinsvorsitzenden Margit Metz und ihrem Stellvertreter Thomas Kraft mit kurz gefassten Worten von der Open-Air-Bühne her empfangen zu werden. Keine Vereinsmeierei, keine Festreden. Der Kulturverein feierte sich schlicht mit Speis, Trank und vor allem mit guter Musik. Die Wahl der Band sagte zwar gewiss etwas über die Generation der Vereinsmitglieder aus, zog aber auch überraschend viele junge Rockfans an. Die Eagles waren und sind (seit der Neugründung 1994 weiterhin) einfach zeitlos. Wo findet man denn heute noch eine so packende Verbindung aus Gitarrenzauber und mehrstimmigem Harmoniegesang, aus der die ursprünglichen vier Musiker ihren unverwechselbaren Sound kreierten? Und die Münchner Tribute-Band The Eagle Trail vermag diesen Sound in seiner Authentizität so zu treffen, dass ihm nichts Abgedroschenes oder Imitierend-Steriles anhaftet.

Mit drei Gitarren und E-Bass, neben Keyboard und Schlagzeug, ist der einstige Schwerpunkt der Eagles deutlich ausgeprägt und von den Gitarristen mit geradezu selbstverständlicher Leichtigkeit nachvollzogen. Selbst in den Soli, wo auch eigene Ideen der Musiker einflossen, blieb nicht nur der Klang der Eagles gewahrt, sondern auch die spieltechnische Umsetzung unverfälscht. Was den Vergleich mit dem originalen Live-Sound betrifft, wird man sich freilich nur noch auf das Gedächtnis oder CDs verlassen können: Nach dem Tod von Gründungsmitglied Glenn Frey im Januar dieses Jahres sollen die Eagles nun definitiv verstummen. Ein Verlust, dem The Eagle Trail mit dem Konzert "In memory of Glenn Frey" eine kraftvolle Stimme entgegenzusetzen hatte.

West Coast Music, die zweifelsohne von den Eagles entscheidend mitgeprägt wurde, ist als Mischung aus Folk, Country, Rock, Blues und Pop nicht gerade einheitlich. Durch viele Songs aus der Feder von Jackson Browne steht der Stil der Eagles dem aus Los Angeles oft näher als dem leichten, flower-power-orientierten aus California. Dennoch erinnerten gerade die Balladen im Programm von The Eagle Trail auch an dieses Kapitel der Musikgeschichte. Allen voran der größte Hit der Eagles, "Hotel California", den die Band nach Ovationen endlich als erste Zugabe, bei der es nicht bleiben sollte, servierte.

Die Eagles, vor allem das erfolgreiche Kreativgespann Don Henley und Glenn Frey, schufen einige unvergessliche Balladen mit melodiösem mehrstimmigen Gesang, der mit seiner vokalen Präzision schon hohe Anforderungen an die Nachahmer stellt. So etwa das stimmungsvolle "One of These Nights" von 1975 " und aus demselben Album "Lyin' Eyes". Aber auch das ordentliche Abrocken sollte in Herrsching nicht ausgespart bleiben. In "Teartache Tonight", an dem auch Bob Seger mitgeschrieben hat, "Witchy Woman" oder "Hearts on fire" zeigten The Eagle Trail ihre packende Gitarrenkunst, die bei recht kühler Brise vom See ordentlich Stimmung machte.

Auch wenn bei "Tequila Sunrise" die Sonne nicht so recht mitzog und dann auch noch zwischendurch ein paar Regentropfen fielen, ließen es sich die Konzertbesucher bis zum Schluss nicht nehmen, vor der Bühne zu verharren und auch zu tanzen. Mit "Take it Easy" hatten die Musiker schon am Anfang eben die richtigen Weichen gestellt. Das mittelfristig verfolgte Ziel des Herrschinger Kulturvereins, ein Kultur- und Bürgerzentrum zu realisieren, bekam hier jedenfalls seine Berechtigung deutlich bestätigt.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: