Hellmut Eckstein:Meister der Andeutung

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Das Haus der bayerischen Landwirtschaft erinnert in einer Retrospektive an den Maler Hellmut Eckstein. Zu den Exponaten gehören abstrakte Bilder genauso wie gegenständliche Arbeiten und Skizzen

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Die Ausstellung zum zehnten Todesjahr von Hellmut Eckstein wollte seine Witwe, Ilse Onnasch, eigentlich gemeinsam mit Wulf Treiber organisieren. Doch der langjährige Leiter des Hauses der Bayerischen Landwirtschaft ist im Herbst gestorben. Die Bildungsstätte hatte unter seiner Leitung immer eine offene Türe für Künstler gehabt, und für Hellmut Eckstein war Treiber ein besonderer Förderer gewesen. Der Maler hatte wiederholt in der Herrschinger Bildungsstätte ausgestellt. Einige seiner Bilder schmücken als festes Inventar seit Jahrzehnten die Wände. Sein Bild "See-Licht" hängt beispielsweise im Foyer. Das Pendant, "Sea-Light" schmückt den Treppenaufgang.

In vielen Stilen gewandt: ein Bild des Künstlers Hellmut Eckstein (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Dauerleihgabe ging auf der Vernissage in den Besitz der Bildungsstätte über. "Wir Erben geben sie als Geschenk", so Onnasch. Es sind großformatige, abstrakte Gemälde, weit entfernt von bäuerlichen Szenerien. Bilder, die Platz für eigene Interpretationen lassen, die den weiten Horizont der vielen Seminare und Kurse im großzügigen Farben- und Formenspiel weiterführen. Eckstein war auch Mitglied der Jury, die die Künstler für die Ausstellungen im Hause auswählte. Ob der Kulturbetrieb nach dem Tod Treibers weitergeführt werde, war eine große Sorge, die sein Nachfolger Günther Strobl bei der Vernissage zerstreute. Die Kunst sei ein prägendes Merkmal des Hauses und solle auch in Zukunft Platz darin finden, versprach er den Besuchern der Retrospektive.

Der Künstler verstarb vor zehn Jahren. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Aquarellieren ist wie Lieder schreiben in der Musik. Das Ölbild ist das volle Orchester". Dieser Spruch von Eckstein beschreibt wohl am besten sein Schaffen. Abstrahierte Berge, Wellen, Wolken und Landschaften werden in den großformatigen Ölbildern mit kräftigen Pinselstrichen nur angedeutet. Die Bilder sind von einer starken Farbigkeit, aber nicht bunt. Blau- und Grüntöne, oft gebrochen und pastellig, bilden fließende Muster. Sind es Berge, ein Gewässer oder eine Wiese? Eckstein lässt dem Betrachter Spielraum für eigene Vorstellungen. Ganz anders sind seine Aquarelle und Zeichnungen konzipiert. Dafür wechselt Eckstein von der abstrakten in die gegenständliche Welt. Der Steg in Breitbrunn, der Uferweg, bunte Boote, die Alpenkulisse am Ammersee - es sind heitere Beobachtungen, die Eckstein auf Papier gebannt hat. Seine italienischen Landschaften wie "Park Ostia Antica", "Kuppeln über Rom" oder "Agave Punta Mesco", die bei Auslandsaufenthalten entstanden, erinnern an die Leichtigkeit italienischer Lebensart. Hier findet man die Details, auf die der Künstler bei seinen großformatigen Gemälden verzichtet hat. Als Kontrast zu Acryl und Aquarell runden Graphitzeichnungen die Ausstellung ab. Mit raschem Zeichenstift hat Eckstein Menschen und Tiere in ihren Bewegungen festgehalten. Es sind Skizzen, Studien. Ein Männertorso, eine nackte Gestalt, die über einem Pferderücken liegt, die Rückansicht einer Frau - hier zeigt sich der Grafiker mit dem Gespür für Raumaufteilung.

Eckstein (Jahrgang 1929) bestritt seinen Lebensunterhalt als selbstständiger Grafiker. Seine Leidenschaft war aber von Jugend an die Malerei. 1982 zog er nach Breitbrunn, wo er dem Künstlerkreis Ammersee beitrat und an den jährlichen Ausstellungen teilnahm. 1988 beendete er seine Erwerbstätigkeit und widmete sich ganz der Malerei. Im Mai 2006 starb Eckstein.

Die Ausstellung im Haus der bayerischen Landwirtschaft (Herrsching, Rieder Straße 70) ist bis 6. Mai montags bis freitags von 7.30 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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