Eigentümer:Hartnäckige Hanfelder

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Müssen weniger für den Straßenausbau zahlen: die Bewohner von Hanfeld. (Foto: Georgine Treybal)

Nach jahrelangen Streitigkeiten können sich die Grundstückseigentümer im Starnberger Ortsteil mit ihrem Wunsch nach einer kostengünstigen Lösung durchsetzen. Es wird keine Granitsteine geben und keine neuen Bäume

Von Peter Haacke, Hanfeld

Die Anwohner des Starnberger Ortsteils Hanfeld haben sich durchsetzen können: Der Stadtrat hat sich mehrheitlich für die kostengünstigste Variante zum Straßenausbau in Folge der überfälligen Kanalverlegungen entschieden. Damit folgte das Gremium fast ausnahmslos den Anträgen aus der Bürgerversammlung wenige Wochen zuvor. Beschlossen wurde eine kostengünstigere Bauausführung unter Verzicht von Granitsteineinfassungen, Fahrbahn- und Kreuzungsverschmälerungen sowie der Anpflanzung weiterer Bäume. Kurz vor der Sitzung noch hatte ein Ortstermin in Hanfeld stattgefunden, an dem rund 100 Interessierte teilnahmen.

Schon seit Jahren war klar, dass auf die rund 240 Einwohner Hanfelds Änderungen zukommen werden: Der Ortsteil im Nordwesten der Kreisstadt war bislang nicht ans Kanalnetz des Abwasserverbands angeschlossen. Um die Rohre zu verlegen, müssen Straßen aufgerissen und neu hergestellt werden - eine zunehmend kostspieligere Angelegenheit, die geballten Unmut und Widerstand im Dorf erzeugte, das bereits seit 1972 zu Starnberg gehört. Wiederholt hatten sich die Bürger gegen den ihrer Meinung nach überteuerten Anschluss ans Kanalnetz gewehrt, der nun aber nicht länger aufschiebbar ist. Grundbesitzer müssen - je nach Grundstücksgröße und Bebauung - mit Beiträgen von durchschnittlich 40 000 Euro, in der Spitze gar mit bis zu 100 000 Euro rechnen.

Stadtbaumeister Stephan Weinl mühte sich während des Ortstermins, aber auch später in der Sitzung vergeblich, Anwohnern und Stadträten die Vorzüge der bisher vorliegenden Planung des Ingenieurbüros Andreas Ott schmackhaft zu machen. Insbesondere im Hinblick auf Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gingen die Meinungen aber auseinander: Ott hatte dringend zu einer Straßeneinfassung mit Granitpflastersteinen geraten, die Anlieger aber beharrten auf einer kostengünstigeren Lösung mit Betonsteinen, die jedoch als sanierungsanfällig gelten.

Das uneinheitliche Meinungsbild prägte auch die Debatte im Stadtrat. Während etwa Grüne, FDP oder das BMS für eine nachhaltigere Lösung mit Granitsteinen unter weitestgehendem Verzicht von Designelementen im Bereich der Straßenkreuzungen plädierten, setzten sich CSU, UWG und WPS überwiegend für die kostengünstige Variante ein, wie sie die Anwohner gefordert hatten. Patrick Janik (UWG): "Die Stadt will den Hanfeldern ihr schöneres Dorf nicht in den Rachen rammen." Nur die SPD verweigerte ihre Zustimmung mit Hinweis auf den noch immer nicht vorgelegten Haushaltsentwurf für 2016.

In Hanfeld werden Straßen und Einmündungsbereiche asphaltiert. Statt beidseitiger Einfassung aus Granit sollen nur einseitig Betonbordrinnsteine eingebaut werden, alle Straßen behalten ihre bisherige Breite und ihren aktuellen Verlauf. Auch eine Absenkung des Gehweges ist nicht gewünscht. Offen bleibt die Umgestaltung des Platzes vor Feuerwehrhaus und Schützenheim sowie die Situation am Maibaum. Allerdings sollen die Ortseinfahrten verschwenkt werden mit dem Ziel, die Geschwindigkeit von Fahrzeugen zu senken und die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu erhöhen. Als unnötig erachtet wurde eine Anpflanzung von Bäumen, die geplanten Schotterparkplätze entfallen. Das aktuelle Straßen- und Ortsbild Hanfelds bleibt mit dieser Lösung also weitgehend erhalten. Die Stadt muss jedoch noch einige Grundstücke erwerben. Insgesamt kostet das Projekt rund 1,7 Millionen Euro.

Welche Beiträge die Grundstücksbesitzer für die Ersterschließung nun zahlen müssen, muss neu berechnet werden. Aufgrund der von Bürgermeisterin Eva John im Vorjahr beschlossenen Streichung der Straßenausbaubeitragssatzung hoffen Anwohner der einstigen Ortsdurchfahrt in der St.-Michael-Straße auf weniger Beiträge. Allerdings ist in dieser Angelegenheit noch ein Gerichtstermin vor dem Verwaltungsgericht anhängig (siehe unten stehenden Beitrag). Ungewiss ist auch, ob einzelne Anliegerstraßen ebenfalls in den Bestand aufgenommen werden müssen; die Fachhochschule München recherchiert und dokumentiert derzeit für eine endgültige Beurteilung. Vor der Sitzung hatten die Hanfelder ihren Forderungskatalog nebst 90 Unterschriften allen Starnberger Stadträten zukommen lassen.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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