Kanalsanierung:Für die Bürger könnte es teuer werden

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Straßen- und Kanalausbau kosten voraussichtlich 5,7 Millionen Euro

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Hanfeld

Der geplante Kanalbau bewegt die Hanfelder Bürger, Hauseigentümer befürchten, dass sehr hohe Kosten auf sie zukommen werden. "Ich weiß nicht, wer das zahlen soll, das ist mir schleierhaft", brachte eine Bürgerin auf der Ortsteilversammlung am Dienstag im voll besetzten Schützenheim die Ängste vieler Hanfelder auf den Punkt. Starnbergs Bürgermeisterin Eva John versuchte zu beruhigen: Es sei Ratenzahlung möglich, sagte sie. Zudem versprach die Rathauschefin, sie werde versuchen, für jeden Betroffenen im persönlichen Gespräch eine Lösung zu finden. John bekam zwar viel Gegenwind zu spüren. Wie jedoch der ehemalige Wirt Ludwig Weber klarstellte, richtet sich der Ärger der Hanfelder auch gegen Johns Amtsvorgänger. Die Rathauschefin wollte sich jedoch nicht zu Problemen äußern, die bereits vor ihrem Amtsantritt im Jahr 2014 aufgetreten sind.

Die Hanfelder haben noch immer Versetzgruben, schon seit Jahren zieht sich der geplante Kanalbau hin. Da das Kanalsystem zum Jahresanfang an den Abwasserverband übergeben wurde, sitzt dieser nun neben der Stadt Starnberg mit im Boot. Wie Planer Andreas Ott ausführte, werden drei Kanäle nebeneinander verlegt für Schmutzwasser, Niederschlagswasser und Trinkwasser. Nach den Baumaßnahmen werde "von den vielen Straßen leider nicht viel übrig bleiben". Daher soll das Dorf gleichzeitig verschönert werden.

Die Straßen sollen verschmälert, Bürgersteige gebaut und Straßenränder befestigt werden. Zudem sollen Bäume gepflanzt und die Ortseingänge sowie die Plätze vor dem Maibaum, dem Feuerwehrhaus und der Kirche neu gestaltet werden. Die Gesamtkosten für das Großprojekt wurden mit knapp 5,7 Millionen Euro beziffert. Davon entfallen 1,37 Millionen auf den Straßenbau, der Rest auf die Kanäle. Die Bauarbeiten sind von 2016 bis 2018 geplant.

Laut Ott hat der Zweckverband eine neue Variante beschlossen, wonach das Schmutzwasser in einem zentralen Pumpwerk gesammelt und im Bereich des Kreisverkehrs ins bestehende Kanalnetz geleitet werden soll. Im Gegensatz zum Schmutzwasser ist ein Anschluss an den Niederschlagswasserkanal keine Pflicht, sofern eine Versickerung auf dem eigenen Grundstück nachgewiesen werden kann.

Anfang 2016 müssen die Anwohner einen Entwässerungsplan einreichen. Nach der Genehmigung können sie an den Kontrollschacht angeschlossen werden. Für die notwendigen Arbeiten auf dem eigenen Grundstück müssen sie dann selbst aufkommen. Die Kanalkosten für die Anwohner splitten sich in eine einmalige Gebühr, die nach Geschossfläche abgerechnet wird, sowie in Verbrauchskosten pro Kubikmeter. Nach Angaben von Arbeitskreissprecher Karl Keller stellt die neue Abrechnungsvariante nach Geschossfläche eine wesentliche Verbesserung gegenüber früheren Kalkulationen dar.

Dennoch sind die Kosten für die Anwohner enorm - zumal noch immer das Damoklesschwert Straßenausbaubeitragssatzung über ihnen hängt. Zwar hat der Stadtrat die Satzung aufgehoben, doch das Landratsamt hält dies für unzulässig. Entschieden ist noch nichts, doch sollte das Landratsamt Recht bekommen, könnten die meisten Hanfelder empfindlich zur Kasse gebeten werden, weil im Dorf bislang lediglich Sankt-Michael-Straße und Abt-Hörl-Weg ausgebaut sind. Für alle anderen Straßen müsste ein erstmaliger Straßenausbau bezahlt werden.

Weiterer Kritikpunkt der Bürger waren die jahrelangen Verzögerungen. Ursprünglich sollten die Baumaßnahmen schon 2006 beginnen. Seither habe es immense Kostensteigerungen gegeben, für die nun die Bürger die Zeche zahlen müssten, hieß es. Laut Marianne Floritz hatten die Bürger von Perchting und Wangen noch Zuschüsse für den Ausbau ihres Kanalnetzes erhalten, die unterdessen aber entfallen seien. "Wir haben schlechte Karten in Hanfeld", stellte sie fest. Auch die Verschönerungsvorschläge wurden als zu teuer kritisiert. Wie John betonte, bleibt aber noch Zeit für Änderungen.

© SZ vom 17.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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