Hallenbad Tutzing:Auf dem Trockenen

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Die Gemeinde Tutzing will sein 47 Jahre altes Hallenbad im Untergeschoss der Volksschulturnhalle schließen, weil in der Gemeindekasse Ebbe herrscht.

Gerhard Summer

Das Ganze wirkt wie ein Witz, ist es aber nicht. Neben einen Aushang im Tutzinger Hallenbad, wonach die Einrichtung von Mitte Juli bis zum Ende der Sommerferien geschlossen ist, hat jemand einen zweiten Zettel mit dem Text geklebt: "...und dann für immer!!!!! Vielen Dank, Gemeinde Tutzing".

Das ist kein Scherz: Tutzing will sein 47 Jahre altes Hallenbad im Untergeschoss der Volksschulturnhalle dicht machen, weil in der Gemeindekasse Ebbe herrscht. (Foto: oh)

Womöglich würde die Verwaltung so etwas anders formulieren, aber in der Sache trifft das schon zu. Der Finanzausschuss der Kommune hat nämlich in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, das 47 Jahre alte Bad im Untergeschoss der Volksschulturnhalle an der Greinwaldstraße ab sofort zu schließen.

Wie Bürgermeister Stephan Wanner gestern auf Anfrage sagte, sei die Entscheidung am 13. Juli bei einer Gegenstimme gefallen. Der Grund: Der Betrieb ist höchst defizitär, und in der Tutzinger Kasse herrscht Ebbe. Allein im vergangenen Jahr musste die Kommune rund 157.000 Euro draufzahlen. Seit 2002 summierte sich das Minus auf knapp eine Million Euro, so die Zahlen der Verwaltung.

Sollte es bei der Entscheidung bleiben, hätte das prekäre Folgen für die Hauptnutzer des Bads, die drei Schulen am Ort und den TSV. Zum einen fiele der Schwimmunterricht komplett ins Wasser, wie Realschullehrer Thomas Kräh sagt. Und das in Zeiten, da darüber diskutiert wird, dass viel zu viele Kinder schlecht oder gar nicht schwimmen können. Zum anderen wäre in "extrem angespannter Situation" eine zusätzliche Sportstätte nicht mehr zu nutzen. In Tutzing gebe es nämlich "zu wenig Hallenkapazität", so Kräh. Die Dreifachturnhalle werde zum neuen Schuljahr nicht fertig. Die obere Turnhalle des Gymnasiums sei baufällig, die Halle der Realschule bald ebenfalls ein Sanierungsfall.

Noch ist offen, ob der Gemeinderat an dem Beschluss festhält. Er wird sich am 14. September wieder mit dem Thema befassen. Denn einige Kommunalpolitiker seien mit dem Votum des Ausschusses nicht einverstanden und wollten die Sache "noch einmal aufrollen", wie Wanner sagt. Aus seiner Sicht ist der Fall aber klar: Tutzing könne sich die Einrichtung bei der derzeitigen Kassenlage nicht mehr leisten; inzwischen komme man schon bei den Pflichtaufgaben ins Schwimmen. Wie Kräh meint, wäre es Mitte September zum Umplanen ohnehin zu spät. Zu der Zeit seien schon alle Stundenpläne fertig.

Gemeinde muss Zuschüsse zurückzahlen

Die Debatte darüber, ob das Relikt aus dem Jahr 1963 noch zu retten ist, dürfte mindestens acht Jahre alt sein. Schon Ende 2002 war das kleine Bad vor der Schließung gestanden, weil sich die Gemeinde kaum noch in der Lage sah, den Betrieb über Wasser zu halten. Zum Untergang kam es dann aber nicht. Bei den Überlegungen war nämlich ein Punkt übersehen worden: Die Gemeinde muss Zuschüsse zurückzahlen, wenn sie das Bad dichtmacht. Denn die Einrichtung war von 1989 mit 1991 für 1,5 Millionen Euro saniert worden. Und dabei flossen öffentliche Gelder. 2003 hätte Tutzing noch 300 000 Euro zurückerstatten müssen. Inzwischen beläuft sich die Summe laut Wanner noch auf 97145 Euro.

Wie er sagt, könnten Schulen und TSV künftig womöglich das moderne Hallenbad in der Fernmeldeschule Feldafing nutzen. Brigadegeneral Helmut Schoepe sei grundsätzlich damit einverstanden. Thomas Kräh hält das allerdings nicht für eine echte Alternative: Erstens summierten sich auch die Fahrtkosten. Zweitens blieben "von 90 Minuten Schwimmzeit mit viel Glück 40 Minuten".

© SZ vom 24.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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