Gymnasium Herrsching:Jedes Jahr kostet bis zu 2,5 Millionen Euro

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"Wer für das Gymnasium ist, kann nicht für das Bürgerbegehren sein", sagt Jens Waltermann vom Förderverein. (Foto: Nila Thiel)

Kreiskämmerer schildert mögliche Konsequenzen einer Verzögerung beim Bau des Gymnasiums

Von Christine Setzwein, Herrsching

Es wird eng für das Bürgerbegehren in Herrsching. Wer am Dienstagabend die Informationsveranstaltung des Gymnasium-Fördervereins verfolgt hat, könnte tatsächlich zu dem Schluss vom Vorsitzenden Jens Waltermann kommen: Wer den Standort Mühlfeld für ein Gymnasium ablehnt, lehnt auch ein Gymnasium in Herrsching ab. Den Beschluss des Kreistags vom Montag bekräftigte Landrat Karl Roth noch einmal am Dienstag. Eine Änderung des Schulstandorts in Herrsching, wie es die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen, wird aus wirtschaftlichen Erwägungen ausdrücklich ausgeschlossen. Der Bauherr ist der Landkreis, nicht die Gemeinde.

Eineinhalb Stunden lang bekamen die Zuhörer nur Fakten serviert. Etwa 150 Besucher waren gekommen, so viele, dass das Restaurant im Seehof aus allen Nähten platzte und viele stehen mussten. "Heute kommt es auf jedes Wort an", sagte Waltermann angesichts der Auseinandersetzungen der vergangenen Tage, die in einem Nazi-Vergleich von Gerhard Knülle gipfelten und eine "tief gespaltene Gemeinde" hinterlassen.

Waltermann lieferte die ersten Fakten: Das Gymnasium starte dreizügig, sei aber so geplant, dass ein vierter Zug, also eine spätere Erweiterung möglich sei. Bis zu 900 Schüler hätten dann Platz, "aber diese Größe wollen wir nicht und brauchen wir nicht", sagte Waltermann. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens, Knülle und Willi Welte, behaupten, am Standort Mühlfeld sei eine Erweiterung nicht machbar. Sie favorisieren das ursprünglich vorgesehene Areal im Gewerbegebiet an der Seefelder Straße.

Über die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern an der Seefelder Straße - "die im übrigen nie aufgehört haben" - informierte Herrschings Bürgermeister Christian Schiller. Knülle und Welte behaupten, dass bis auf zwei alle Eigentümer ihre Grundstücke verkaufen wollten. Er, Schiller, habe am 12. Dezember alle angeschrieben und könne das angesichts der bisherigen Rückmeldungen nicht bestätigen. Bei dem Areal im Gewerbegebiet, auf dem das Gymnasium hätte gebaut werden sollen, handelt es sich um 37 Parzellen, die 17 Eigentümern gehören. Sollten diese wirklich zum Preis von 70 Euro pro Quadratmeter verkaufen wollen, wäre ein langwieriges Umlegungsverfahren nötig, weil die Grundstücke anders strukturiert werden müssten. Das wäre eine weitere Verzögerung des Schulbaus, die den Landkreis pro Jahr 1,5 bis 2,5 Millionen Euro kosten würde, sagte Kreiskämmerer Stefan Pilgram, der in Herrsching die selbe Präsentation zeigte, die er am Montag den Kreisräten vorgestellt hatte. Er erläuterte den Zuhörern, was schon alles passiert sei, seit der Landkreis Ende 2014 das Grundstück am Mühlfeld erworben habe. 13 000 Quadratmeter wurden gekauft, 29 000 Quadratmeter in Erbpacht übernommen. Das Grundstück sei vermessen und gründlich untersucht worden, der Auftrag für den Bau des Kreisels für die Zufahrt zum Gymnasium sei vergeben und soll im April beginnen. Fünf Büros haben mit der Arbeit begonnen, bis Mai 2019 soll im Kreistag eine Vorentwurfsplanung vorgelegt werden, dann gebe es die erste Kostenschätzung. Als möglichen Baubeginn der Schule nannte Pilgram das Frühjahr 2021 - ohne Bürgerbegehren. Bisher hat der Landkreis in das Projekt Gymnasium Herrsching bereits 2,9 Millionen Euro investiert. Etwa 520 Schüler aus dem westlichen Landkreis Starnberg pendeln nach Germering. Dafür sind pro Jahr etwa 500 000 Euro an Gastschulbeiträgen fällig.

Gerhard Knülle saß am Dienstag in der Veranstaltung des Fördervereins, wollte sich aber auch auf Fragen nicht äußern. Gemeinderat Willi Welte war nicht da, so wie er auch am Montag der Kreistagssitzung sowie der Sitzung der Herrschinger CSU- Fraktion fernblieb. Dort wurde beschlossen, dass Welte das Amt des Fraktionssprechers im Herrschinger Gemeinderat wegen des Bürgerbegehrens niederlegen muss.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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