Nach Attacke am Ammersee:Polizei fasst Messerstecher in München

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Seit sieben Uhr war er auf der Flucht, nun hat die Polizei den Tatverdächtigen in München gefasst: Der 25-Jährige soll in einer Suchtklinik am Ammersee drei Menschen verletzt haben.

Christian Deussing

in 25-jähriger Mann hat am Freitagmorgen drei Patienten eines Therapiezentrums für Drogenabhängige bei Dießen niedergestochen. Wie die Polizei mitteilt, griff der Täter seine 29 Jahre alte Freundin und zwei Mitbewohner vermutlich mit einem Klappmesser an. Alle drei Opfer erlitten zum Teil tiefe Stichwunden an der Schulter sowie im Rücken und wurden in eine Weilheimer Klinik gebracht. Sie sind außer Lebensgefahr. Ein 23-jähriger Mann wurde am schwersten verletzt und erlitt nach der Attacke einen Schock.

Großfahndung am Ammersee: Polizisten suchen in der Nähe des Therapiezentrums Bischofsried nach dem Tatverdächtigen. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Nach einer Großfahndung - auch mit Hubschrauber und Suchhunden - spürten die Fahnder den mutmaßlichen Täter am Freitagnachmittag im Alten Botanischen Garten beim Münchner Hauptbahnhof auf. Ein Sondereinsatzkommando verhaftete den 25-Jährigen, der laut Polizei Schnittwunden an den Händen aufwies. Bei der Festnahme war der Mann erheblich alkoholisiert.

Gegen ihn war bereits wegen Körperverletzung und Bedrohung ermittelt worden. Die Tatwaffe sei noch nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Autofahrer in der Ammerseeregion waren mit Durchsagen im Radio davor gewarnt worden, Anhalter mitzunehmen. Gegen den Messerstecher ermittelt die Kripo Fürstenfeldbruck jetzt wegen eines versuchten Tötungsdeliktes.

Das Drama hatte sich womöglich angekündigt: Denn am Tag vor dem Verbrechen hatte die Leitung der vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) geführten Suchtklinik den 25-jährigen Bewohner des Hauses verwiesen. Es war herausgekommen, dass der Mann seine Partnerin mehrfach im gemeinsamen Zimmer geschlagen hatte. Dies hatte das Paar zunächst geleugnet, schließlich berichtete die Freundin aber doch von den Übergriffen. Dies bestätigte gestern der Sprecher des BRK-Kreisverbandes München, Peter Behrbohm, der SZ. Die Leitung habe sich aber "vorbildlich verhalten", betonte er. Der 25-Jährige sei noch am Donnerstag mit dem Auto nach Herrsching gebracht und dort in den Zug in Richtung München gesetzt worden.

Darüber wurde auch die Polizei informiert und darum gebeten, das Therapiezentrum wegen einer möglichen Rückkehr des offenbar gewalttätigen Mannes im Blickfeld zu behalten. Trotz verstärkter Streifenfahrten ist es ihm gelungen, unbemerkt zurück zu schleichen. Eine Polizeipanne sieht der BRK-Sprecher aber nicht. Vielmehr verwies Behrbohm auf die eigene "unglaubliche Vorsicht" in diesem Fall. Schließlich hätten Mitbewohner über Nacht die 29-jährige Frau beschützt. Überrascht wurden die drei aber gegen 7 Uhr auf dem kurzen Gang über den Hof, als sie in einem Nebengebäude Kaffee holen wollten. Seit etwa zwei Monaten hatte sich das heroinabhängige Paar in Bischofsried in Therapie befunden. In dem Heim hatte es seit der Gründung 1979 noch nie einen derartigen Vorfall gegeben, wie die Hausleitung mitteilte.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei wollte der Täter seine Freundin mit Gewalt zwingen, mit ihm mitzukommen. Kurz darauf erfolgten dann die gefährlichen Attacken des Mannes. Er bedrohte zunächst seine 29 Jahre alte Freundin mit der Waffe - und stach dann auf sie ein. Als ihre beiden Begleiter - eine 25-jährige Frau und ein 23 Jahre alter Mann - dem Opfer helfen wollten, wurden auch sie von dem Angreifer niedergestochen. Bei der Polizei gingen zahlreiche Hinweise ein.

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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