Es war eine Ausschreibung, die auf riesige Resonanz gestoßen ist: Weit mehr als 100 Bewerbungen, so berichten es Menschen, die es wissen müssen, seien im Landratsamt Starnberg eingegangen. Es ging nicht darum, wer Kapitän auf einem Ausflugsdampfer oder gar nächster Landrat werden will, alle Interessenten hatten nur ein Ziel: Sie wollten die Perchaer "Seestubn" als Gastwirt pachten, jenes Ausflugslokal samt Kiosk, das an schönen Sonnentagen die Badegäste, Ausflügler und Spaziergänger mit allem Nötigen versorgt: Lakritze und Leberkäs-Semmeln, Limo und Spritz. Am vergangenen Wochenende hätte man durchaus "Land unter" melden können aus dem Erholungsgebiet zwischen Percha und Kempfenhausen, so viele Menschen wie im Sommer suchten den Frühling und die wärmenden Strahlen der Sonne. Eine große und wichtige Aufgabe also, die bis jetzt 21 Jahre lang das Ehepaar Völkl wahrgenommen hat. "Doch es reicht, wir freuen uns auf mehr Freizeit", sagt Brigitte Völkl.
Thomas Frey wird künftig mit seiner Zeit gut haushalten müssen, denn er hat es geschafft, beim Bewerbungsverfahren um die Nachfolge der Völkls alle anderen Bewerber auszustechen. Darunter sollen quasi alle namhaften Gastronomen, die um den Starnberger See ihre Lokale haben, gewesen sein, aber auch Interessenten aus München, die etwa die Kraft des Ingwers sehr loben, und auch Bewerber, die bekannte Lokale auf der Nordseeinsel Sylt führen. Das Landratsamt als Eigentümer der "Seestubn" hat sich indes mit Frey für einen Einheimischen entschieden, der als Mitglied des Skiclubs Starnberg mal Stadtjugendmeister war und die Gegend um den Starnberger See gut kennt. Was hat die Auswahlkommission überzeugt? Es war wohl das Konzept von Frey, die "Seestubn" nicht als reines Saisongeschäft zu führen, sondern das Ausflugslokal zu einem Restaurant zu entwickeln, "das das ganze Jahr über als Treffpunkt für die Bürger von Percha und darüber hinaus dienen kann", so Frey. Der studierte Betriebswirt kann es aber auch noch salopper formulieren: "Eine gute Leberkäs-Semmel machen, das kann jeder, aber wir wollen mehr." Grundsätzlich will Frey an der bayerischen Küchen festhalten, aber die Speisenkarte sozusagen etwas aufweiten. Und die Räumlichkeiten des Lokals innen modernisieren, was die nächsten Wochen in Anspruch nehmen wird. Auch das Obergeschoss, bislang für Sonderveranstaltungen genutzt, will Frey beleben und dort oben eine Bar betreiben. Es soll aber kein Abklatsch bekannter Lokale aus Starnberg werden. "Weiße Tischdecken und ein bisschen Sand reichen eben nicht, um dauerhaft eine gute Atmosphäre zu schaffen", sagt Frey vieldeutig. Als weitere Neuerung will er einen Kinderkiosk einführen, "damit die Kinder nicht in der Schlange mit den Erwachsenen anstehen müssen." Um all dies zu stemmen, hat sich Frey zwei Menschen ins Boot geholt, die in der Gastro-Szene keine Unbekannten sind: Christoph Langbein, der an der Schenke in der "Post" in Aufkirchen tätig war, und Karim el Kassidi, fast zehn Jahre lang Wirt im Starnberger Lokal "Simpatico". Frey selbst ist nebenberuflich lange in der Gastronomie tätig gewesen. Während des Studiums und danach hat er etwa die Bar im "Wöllinger" am Luise-Kiesselbach-Platz in München geführt.
Zwei neue Projekte hat Frey schon im Kopf: Er würde gerne Ladestationen für Elektroautos auf der Rückseite der "See-stubn" installieren, was aber noch mit der Stadt, der das Grundstück gehört, abgeklärt werden muss. Und dann denkt Frey daran, später mal den Namen des Lokals zu ändern. Allerdings habe sich der Landkreis bisher nicht so begeistert gezeigt, sagt Frey und lacht.