Gräfelfinger Kulturfestival:Der Berg rockt

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Es rockte, dass die Fetzen flogen. Und dazu kam noch eine Prise Melancholie: Der Auftritt der Spider Murphy Gang auf dem Gräfelfinger Kulturfestival lockte 30.000 Besucher an.

Rainer Rutz

Man muss nicht Rock'n'Roll-Fan sein, um den Auftritt der Spider Murphy Gang als Höhepunkt des Gräfelfinger Kulturfestivals zu beschreiben: Der einzigartigen Stimmung, einer Mischung aus Party und Melancholie, konnte sich kaum einer der mehr als zehntausend Besucher entziehen; Party, weil es rockte, dass die Fetzen flogen, Melancholie, weil die Band ja nun schon immerhin knapp 30 Jahre zusammenspielt. Da war es durchaus erlaubt, dass bei "Sommer in der Stadt" schon mal ein kitschiges Tränlein kullerte.

'Einfach, aber gut - der Berg tobte: Die Spider Murphy Gang hatte auf dem Gräfelfinger Kulturfestival ein Heimspiel. (Foto: Georgine Treybal)

Freilich, die Spiders mit dem 63-jährigen Günther Sigl, Barny Murphy, auch schon 58, dem fast jugendlichen Ludwig Seuss (46) und Otto Staniloi (56) hatten ein Heimspiel: Fast alle stammen von hier, und so war es nur angebracht, dass Sigl unter großem Gejohle die "Schulstraße, die Rottenbucher Straße und die Wandlhamerstraße" ganz speziell begrüßte. Die Musik der Spiders scheint den Generationen weitergereicht worden zu sein: Jede Altersstufe war im Publikum vertreten, Töchter lehnten sich an ihre schon grauen Väter, Mütter blickten sehnsuchtsvoll in Richtung Bühne.

Seuss, der Teile seiner eigenen Band mitgebracht hatte, begann den Abend anspruchsvoll mit unvergleichlichem Zydeco. Der Virtuose auf dem Akkordeon zeigte ein weiteres Mal, dass er dem simpler gestricktem Rock'n'Roll längst entwachsen ist. Doch erst die nahezu komplette Band brachte den Berg zum Schwingen: Mit ihren Hits von "Rock'n'Roll Schua" bis "Mir san a bayrische Band". Einfach, aber gut. Der Berg tobte.

Die Spiders waren der unbestrittene Höhepunkt eines Festivals der Superlative: Weit über 30 000 Besucher nutzten - zumindest in den beiden letzten Tagen - die Regenpause, am Sonntag wurde es dann auch noch so richtig sommerlich heiß. Rekorde, wohin man blickt, sagt auch eine der Organisatorinnen, Julia von Sydow: Allein an einem einzigen Abend hat sie 1800 belegte Semmeln verkauft. Wenn man sich vor Augen hält, dass es etliche Imbissstände gab, dann müssen die ehrenamtlich Arbeitenden heuer kein Defizit befürchten. Alles klappte wie am Schnürchen: Das gut gemischte Programm von Hip Hop über African Beat bis hin zur überragenden Johnny Gallagher Band aus London, kam an; auch das Würmtal war bestens vertreten mit dem Garden City Jazz Orchester der Jugendmusikschule Gräfelfing, die geradezu profihaft auftraten. Auch Michaela Hefeles "Sängerkrieg im Würmtal" mit dem Kinderchor der Jugendmusikschule Planegg brauchte sich nicht hinter den großen Namen zu verstecken. Und, ganz wichtig: Alles blieb friedlich.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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