Gilchinger Flüchtlingsunterkunft:Landrat bittet um Verständnis

Lesezeit: 2 min

Informierte und diskutierte mit etwa 400 Gilchingern über das Flüchtlingsheim: Landrat Karl Roth in der Aula. (Foto: Nila Thiel)

Zur Info-Veranstaltung zum geplanten Flüchtlingsheim in Gilching kommen 400 Besucher. Nur wenige zeigen sich besorgt

Von Blanche Mamer, Gilching

Die Vorbehalte wegen der geplanten Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge auf dem Festplatz in Gilching sind immer noch groß. Doch bei der Informationsveranstaltung von Landrat Karl Roth und Bürgermeister Manfred Walter am Dienstag in der Arnoldus-Grundschule konnten viele Ängste zerstreut werden. Sehr positiv wirkte sich ein Beitrag eines jungen Asylbewerbers aus Eritrea aus: Ahmed Ibrahim bedankte sich, auch im Namen der übrigen Flüchtlinge, beim Helferkreis und bei allen Gilchingern. Wie jeder selbst hören konnte, hat er in den zehn Monaten in Gilching sehr gut Deutsch gelernt, und "viel über das Leben in Deutschland", wie er sagte.

Für Landrat Roth war es ein gutes "Zeichen der Anteilnahme", dass sich trotz der Hitze mehr als 400 Interessierte in der Schulaula drängten. Auch die befürchteten Störer waren ausgeblieben. Allein ein kritischer Anwohner, der gleich zu Beginn mit dem Rechtsanwalt drohte, falls die Fragestunde nicht vorgezogen werde, verließ die Versammlung. Roth bat gleich zu Anfang um Verständnis und um Unterstützung. Das Angebot an Privatwohnungen sei erschöpft, sagte er, darum habe man sich für eine Containeranlage für 196 Asylsuchende in Gilching entschieden. Und zusammen mit der Gruppe Asyl sei ein gutes Konzept gefunden worden, nämlich die Anordnung von sechs zweistöckigen Modulen um einen Innenhof mit Freiflächen, Gemeinschafts- und Verwaltungsräumen.

Die einzelnen Container werden über Laubengänge miteinender verbunden, berichtete die Architektin Onni Rebholz. Durch die Atriumbauweise entsteht im Innern ein geschützter Bereich, damit kann Konfliktpotenzial mit der Nachbarschaft abgemildert werden. Es werde kleine Einheiten jeweils mit Küche und Bad für Familien oder für vier oder sechs Menschen geben, zudem einige Einzelapartments. Die Anlage ist für einen Zeitraum von sieben Jahren geplant. Doch wann sie wirklich bezugsfertig ist, ist noch unklar, denn das Vorhaben muss europaweit ausgeschrieben werden, wie Roth erklärte. Teamleiterin Sabine Neumann arbeitet mit vier Sozialpädagogen zusammen, drei Hausmeister kümmern sich, und es wurden einige Fahrzeuge angeschafft, um die Versorgung zu erleichtern. Allerdings sei die Arbeit ohne die Ehrenamtlichen nicht zu leisten.

Eva Ott vom Gilchinger Helferkreis berichtete, beim Deutschunterricht und bei der Kinderbetreuung sei das Team sehr gefordert. Es brauche Hilfe bei den Hausaufgaben und bei der Betreuung der Babys und Kleinkinder, auch die Arbeitssuche sei sehr diffizil. Bei zukünftig 200 Flüchtlingen stoße der Helferkreis indes an seine Grenzen. Sie rief junge Gilchinger dazu auf, zum monatlichen Sprachcafé zu kommen, damit sich die Asylbewerber auch mit Leuten ihres Alters verständigen könnten. Die Frage nach dem Tagesablauf interessierte einige. Da es wenige feste Termine gibt, geben Deutschunterricht, Kochen und Ausruhen die Strukturen vor.

Schließlich gehe es bei den Flüchtlingen ja wohl zu 80 Prozent um junge Männer. "Wie sieht es da mit der Kriminalität aus?", wollte ein Mann wissen und meinte, Gilching sei, was Polizeipräsenz angehe, unterversorgt. Was Andreas Ruch, stellvertretender Leiter der PI Germering, nicht gelten ließ. Die Zahl der Streifen werde erhöht, allerdings seien die Delikte nicht anders als bei den Gilchingern, sagte er. Der Bürgermeister sagte, es gebe auch mehr Arbeitsstunden für die Streetworkerin.

Mit Wohlwollen und Freundlichkeit auf die Flüchtlinge zuzugehen, bringe mehr als über mögliche Kriminalität zu sprechen, sagte Gisela Barta, die Rektorin der Mittelschule. Sie berichtete von ihren guten Erfahrungen mit Migrantenkindern. Einige hätten mit 1,3 die Mittlere Reife geschafft. "Angst ist ein schlechter Ratgeber", sagte sie und meinte, ein Prozent Asylsuchende müsste die Kommune doch leicht verkraften. Ein Pate vom Helferkreis meinte, man müsse auch den Mut haben, Unterschiede zu erklären. Denn vieles, was hier normal sei, sei in den Herkunftsländern tabu, und umgekehrt. Der Helferkreis stellt sich bei der Italienischen Woche an diesem Wochenende auf dem Marktplatz vor. In Gilching gibt es bereits acht Unterkünfte. Im Landkreis sind es insgesamt 59, davon 17 in Starberg, zehn in Tutzing, sechs in Gauting. In Berg, Inning und Seefeld ist jeweils eine.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: