Gilching:Zurück in der Zukunft

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Zur Kulturwoche hat das Museum Schichtwerk das Langzeitprojekt Zeitkapsel ins Leben gerufen. Leiterin Annette Reindel geht es dabei um persönliche Geschichte und Ortshistorie

Von Valerie Künzl, Gilching

Die Reise in die Vergangenheit hätte so ihre Reize. Die Uhr zurückdrehen und einen Blick in den Rückspiegel des Lebens werfen. Dann könnte man darüber sinnieren, was man besser anders gemacht hätte. Oder aber einfach nur in Erinnerungen schwelgen und an die guten alten Zeiten denken?

Das Museum "Schichtwerk - Zeitreisen im Wersonhaus" in Gilching hat genau das vor: Zeitkapseln, die erst in zehn Jahren geöffnet werden, sollen "als Rückblende auf dieses Jahr" dienen, so Annette Reindel, die Leiterin des Hauses. Erst vergangene Woche hatte sie mehrere Schulklassen für eine Führung im Haus. Sie steht am Eingang des Museums, neben einer Blechfigur, und legt lässig den Arm um sie. "Das ist der Kilti", sagt sie stolz. Kilti ist Bajuware. Sein Skelett wurde bei Bauarbeiten im Ort entdeckt und wird jetzt rekonstruiert, "das dauert aber noch ein bisschen". Annette Reindel schmunzelt. Im Museum gibt es nicht nur die Bajuwaren zu bestaunen. Es kann auch in die Zeit der Römer und in das Chaos des Zweiten Weltkriegs gereist werden. Und: Zur Gilchinger Kulturwoche von 8. bis 17. Oktober hat die Zeitreise Gilching in Kooperation mit dem Gemeindearchiv das Langzeitprojekt "Zeitkapsel " ins Leben gerufen. Es steht unter dem Motto: "Heute - gestern - morgen". Reindel sagt: "Es ist eine Aktion, jetzt für die Zukunft, ein Zeitzeugnis. Für Familien und andere Zeitreisende". Silberne Blechbüchsen sollen mit Objekten aus dem Jahr 2021 gefüllt werden. "Etwas, das in Erinnerung bleiben soll, etwas Besonderes", merkt die Museumsleitung an. Sie denkt, dass vielleicht die ein oder andere Maske in der Büchse zu finden sein werde, Gedichte oder Fotos. Der Kreativität seien fast keine Grenzen gesetzt. Allerdings: "Batterien, Organisches oder Flüssiges" muss draußen bleiben. Die Erinnerungsstücke bleiben dann für zehn Jahre im Gemeindearchiv Gilching verschlossen aufbewahrt. Danach sollen sie in einer Rückschau aufbereitet und präsentiert werden.

Und was ist das Ziel? Annette Reindel möchte mit der Zeitkapsel ein Bewusstsein für den Augenblick schaffen und die Heimatverbundenheit fördern. Denn: Das Projekt sei nicht nur eine Auseinandersetzung mit der eigenen persönlichen Geschichte, sondern auch mit der Historie direkt im Ort. Es gibt 41 Zeitkapseln, "wer zuerst kommt, malt zuerst", so Reindel.

Sie wird auch selbst eine der Kapseln befüllen, allerdings verrät sie nicht, was hineinkommt. Das stellt sich dann erst in zehn Jahren heraus. Da sieht die Welt sicherlich ganz anders aus: Und wie stellt sich Reindel die Zukunft vor? "Ich hoffe, dass mit dem Klimawandel etwas passiert, dass es mehr Bäume gibt und immer noch Wasser. Vielleicht bin ich dann schon Großmutter - glücklich, zufrieden, gesund."

Eine der leeren Büchsen kann man an den Wochenenden 09./10. und 16./17. Oktober, von 13 bis 17 Uhr im Schichtwerk, Brucker Straße 11 in Gilching, abholen oder von 9. Oktober an nach Absprache unter Telefon 08105/ 7724952. Die gefüllte Zeitkapsel muss bis spätestens 30. Dezember 2021 im Museum abgegeben werden.

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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