Gilching:Waldkolonie protestiert

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Bewohner der Waldkolonie in Gilching wollen nicht, dass ihre Lebensqualität durch große Bauvorhaben eingeschränkt wird. (Foto: Georgine Treybal)

Anwohner wehren sich weiter gegen Bauvorhaben, die sie für zu massiv halten

Von Christian Deussing, Gilching

Die Waldkolonie in Gilching hat sich in den vergangenen Jahren rasant gewandelt. Bewohner der Siedlung wehren sich aber bislang vergeblich gegen Bauprojekte, die ihrer Ansicht nach "zu massiv und völlig überdimensioniert" sind und nicht in die Umgebung passen. Die Entwicklung der "drohenden Überverdichtung" des Wohnviertels sei besorgniserregend, warnt Werner Deiglmayr, Sprecher der "Bürgerinitiative zum Schutz der Waldkolonie Neugilching", die einen Bebauungsplan für ihr Wohngebiet fordert. Als weiteres Beispiel der "Bauwut" nennt Deiglmayr das geplante Gebäude in der Straße Am Buchenstock mit neun Wohneinheiten und einer etwa 60 Meter langen Tiefgaragen-Zufahrt, die "gewissermaßen mitten durch die Gärten der Nachbarn" führen würde. Überdies müsse ein großer Ahornbaum, der die ganzen Gegend präge, wegen des Baus verschwinden. Die Garagenzufahrt werde "direkt an meinem Schlafzimmerfenster vorbeigeführt", ärgert sich eine Anwohnerin. Diese Großbaustelle werde auch über längere Zeit zu einer "dauerhaften Lärmbelästigung", fürchtet die Gilchingerin.

Die Initiative hat sich jetzt abermals beim Starnberger Kreisbaumeister Christian Kühnel beschwert. Denn eine maßvolle Verdichtung sehe anders aus und "nicht derart brutal", heißt es in dem Schreiben. Die Initiative vermisse jegliche Versuche des Landratsamtes, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Einige Wochen zuvor hatte Kühnel mit einem Brief auf den Unmut der Bürger reagiert und betont, dass sich die Kreisbehörde der "Auswirkungen der Verdichtung" bewusst sei und man die Besorgnis gegenüber der Veränderung in der Waldkolonie verstehe. Doch die Behörde sei daran gehalten, Vorhaben zu genehmigen, wenn die "rechtlichen Rahmenbedingungen" eingehalten würden, so Kühnel. Eine Sprecherin des Landratamtes verwies zudem auf den fehlenden Bebauungsplan. Deshalb gelte es, sich an der vorhandenen Bebauung in der Kolonie zu orientieren. Dort gebe es inzwischen eine "wilde Mischung von Bauprojekten, die Bezugsfälle geschaffen" habe.

Die Einwohnerinitiative war mit ihrem Antrag, einen Bebauungsplan aufzustellen, bereits vor einem Jahr im Gemeinderat gescheitert. Das Gremium begründete dies damit, dass dieses Gebiet sehr heterogen bebaut und typische und schützenswerte stadtplanerische Ansprüche nicht erkennbar seien. Zudem könne ein Bebauungsplan für die Waldkolonie mindestens 500 000 Euro kosten. Die Gemeinde weist daraufhin, dass die "flächensparende Nachverdichtung" für bezahlbaren Wohnraum notwendig sei. Gleichzeitig räumt sie ein, nicht besonders glücklich über die bauliche Entwicklung in der Waldkolonie zu sein.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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