Gilching:Viele Gerüchte um eine pompöse Villa

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Die Rosenburg am Steinberg ist einer der schönsten Bauten im Ort

Es gibt eine zweite Geschichte in Gilching, über die ebenso viel spekuliert wurde wie über die Burg. Einen großen Unterschied gibt es aber: Jenes Haus gibt es wirklich. Und es ist wohl eines der auffälligsten Gebäude. Allerdings ist es nicht leicht zu finden, denn es liegt sehr versteckt auf halber Höhe am Steinberg. Gemeint ist die Rosenburg. Wobei der Name eine falsche Fährte setzt. Bei der Rosenburg handelt es sich um eine Villa aus der Jahrhundertwende. Der Autor Peter Iohn hat in seinem 1975 veröffentlichten Buch über die Gilchinger Ortsgeschichte "Kiltoahing und Arnisesriet" Details über die Villa recherchiert, die auch Manfred Gehrke, der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte, bestätigt.

Die Geschichte ist also folgende: Die Villa Rosenburg wurde von dem Münchner Architekten und Kunstexperten Franz Schneider um die Jahrhundertwende erbaut. Mit seinen zwei Erkertürmen, die von Zinnen umrandet sind und wohl an eine Burg denken lassen und den Bogenfenstern, ähnelt es dem ehemaligen Schloss Wartaweil am Ammersee.

Wie Peter Iohn schreibt, gab es viele Gerüchte, warum gerade an dieser Stelle ein so pompöses Gebäude errichtet wurde. Vom "spätromantisch-kapitalistischen Schlösschen" war in Gilching gar die Rede. Ein Gerücht besagte, dass die Rosenburg als Nobelherberge für Gäste der Bahn dienen sollte. Denn bei der Planung der Eisenbahnstrecke von Pasing nach Herrsching um 1900 wurden mehrere Varianten der Trassenführung diskutiert, wobei eine über Puchheim und Alling in Richtung Weßling führen sollte, die so genannte Toerring-Trasse. Im Altdorf Gilching war dafür ein Bahnhof vorgesehen. Ein anderes Gerücht besagte, dass die Villa für Schneiders Ehefrau gebaut wurde, um sie von den Verlockungen der königlichen Residenzstadt München fernzuhalten, worauf sich diese aber nicht eingelassen habe.

Briefdokumente von der Schwiegertochter Schneiders belegen jedoch, dass die Villa schlichtweg als Wohnhaus mit Ateliers, die in den beiden Türmen im zweiten Stock untergebracht werden sollten, konzipiert war. Franz Schneider geriet jedoch mit dem Bau in finanzielle Schwierigkeiten, musste die Villa verkaufen und bewohnte dieses Haus nie. Er wanderte schließlich nach Amerika aus, wo er auch starb.

In den darauf folgenden Jahren wechselte die Villa wohl mehrmals den Besitzer, bis sie um 1930 der Ingenieur Moritz Arndt erwarb. Der Garten war damals mit seinen Blumenrondellen und Rabatten entlang der Gartenwege eine Art Rokokogarten mit vielen Rosen, woher der Name Rosenburg rühren könnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit verkamen Garten und Gebäude. Eine größere Renovierung fand in den Jahren 1969 und 1970 statt. Ihr fielen die Jalousieabdeckungen an den Vorderfenstern, die Aufteilung der Fensterflügel, die in Säulen gemauerten Balkonbrüstungen und eine Treppe zum Garten vor der vorderen Terrasse zum Opfer, wie die Archäologie-Gesellschaft recherchiert hat. Die Familie Schlesinger wohnt heute in der Villa Rosenburg, von der man einen schönen Ausblick hat. Allerdings verdecken teilweise die Bäume die Sicht, wie der Besitzer meinte.

© SZ vom 14.09.2015 / pro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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