Gilching:Vermintes Gebiet

Lesezeit: 2 min

Maria Peschek und ihr Partner Helmut Dauner fragen sich in Monis Brettl: "Was war jetzt?" (Foto: Georgine Treybal)

Maria Peschek und Helmut Dauer gastieren in "Monis Brettl"

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Gilching

"Meinst Du, ob wir uns auch verliebt hätten, wenn wir uns heute kennen gelernt hätten?". Jeder eheerprobte Mann weiß spätestens nach dieser Frage seiner vor Jahrzehnten Angetrauten, dass er sich auf vermintes Gebiet begibt, egal was er darauf antwortet. Er windet sich, versucht ausweichen. Aber das genügt ihr nicht. Sie kennt ihren Ehemann lange genug. Sie weiß, wo sie ansetzen muss, damit sie endlich die Antwort bekommt, die sie hören will. Doch anstatt ihr das erhoffte Kompliment zu machen nach dem Motto "Ich liebe Dich noch immer", reagiert er genervt. Und irgendwann sagt er seine ehrliche Meinung: "Ich glaube nicht, dass wir uns sympathisch fänden. Wir sind langweilig geworden." Und zwar so langweilig und festgefahren, dass man keine Chance habe, einen besseren Partner zu finden. Man werde also wohl oder übel zusammenbleiben müssen, so sein Fazit. Sie ist gekränkt. "Dann hol' nicht so weit aus, wenn Du willst, dass ich den Müll runtertragen soll", meint er ohne jegliches Mitgefühl. Denn auch er kennt sie lange genug.

Seit 30 Jahren steht Maria Peschek als Kabarettistin auf der Bühne, und etwa genauso lange ist sie mit Helmut Dauner verheiratet. Kennengelernt haben sich die beiden, als sie die Otto-Falckenberg-Schule besuchten. Das war vor knapp 40 Jahren. Mit den Szenen einer Ehe sind sie also bestens vertraut. Auch wenn sie ihr persönliches "Ehe-Elend" nie auf der Bühne aufführen würden, bieten sie einen Schlagabtausch, wie er typisch ist. Es sind Dialoge aus dem Ehealltag, die jeder kennt. Auch die Zuschauer bei der Vorstellung zum 30-jährigen Bühnen- und Ehejubiläum am Donnerstag im Oberen Wirt in Gilching nickten immer wieder wissend und spendeten zustimmenden Applaus. Acht Mal war die gelernte Erzieherin Maria Peschek in den vergangenen 20 Jahren bei Monis Brettl zu sehen.

Helmut Dauner machte in dieser Zeit Karriere als Schauspieler. Sie standen auch gemeinsam auf Theaterbühnen und irgendwann machten sie zusammen Kabarett. Rundfunkhörern sind sie bestens bekannt durch ihre Beziehungsszenen auf Bayern 2. Diese werden überspitzt dargestellt und mit Witz unterlegt. Während Helmut Dauner den ruhigeren Zeitgenossen gibt, spielt Maria Peschek den temperamentvollen Part. Manchmal jedoch wirkt sie nachdenklich und melancholisch, vor allem dann, wenn sie von ihren Erinnerungen berichtet, vom Duft des Brathähnchens in ihrer Kindheit oder von dem einfachen Häuschen mit Plumpsklo, in dem sie als junge Familie lebten. Mit der Geschichte von ihren Großeltern zieht sie eine Parallele zu den Flüchtlingen von heute. Als Donauschwaben sind sie aus ihrer Heimat vertrieben worden. Ihre Großmutter trug stolz ihre Tracht und war deshalb als Flüchtling zu erkennen. Die Einheimischen reagierten mit Ablehnung. Peschek stellt einzelne Szenen detailliert dar. Sie urteilt nicht, sie berichtet und legt dadurch den Finger umso drastischer in die Wunde. Doch ihr Lieblingsthema bleibt das Leben an sich. Der Alltag wird von allen Seiten beleuchtet und aufgearbeitet. Dabei ist Maria Peschek nicht einfach nur Maria Peschek. Sie ist die Ratschkathl Paula Pirschl, die sie 30 Jahre lang durch ihr Kabarett-Programm begleitet hat. Sie ist die Kinderpsychologin Freifrau von Zitzewitz-Bürstenbinder, die bekannte Sängerin Helen Winter oder die spröde Chefanlagenberaterin einer Schweizer Bank. Egal ob sie in die Rolle des türkischen Freundes Hakan schlüpft oder den Bergfex mit Südtiroler Dialekt mimt, Peschek ist nicht nur eine hervorragende Stimmenimitatorin, sie ist auch eine begnadete Schauspielerin.

In Hochform präsentiert sich das Kabarettisten-Paar in vertauschten Rollen. Sie fläzt sich als Altrocker Mike im Rollstuhl, während er als seine Pflegerin Schwester Elli die Zuschauer zum Lachen bringt. Im weißen Kittel, perfekt geschminkt und in roten High Heels, gleitet er nie in Banalität ab. Dafür erntetet das Duo begeisterten Applaus. Keine Frage, die Vorstellung hätte mehr Besucher verdient, auch wenn sicherlich so mancher enttäuscht nach Hause ging, weil er umsonst auf eine Zugabe gewartet hatte.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: