Gilching:Sorgen um die Sicherheit

Lesezeit: 2 min

Bei der Infoveranstaltung über die Asyl-Unterkunft in der Turnhalle äußern Gilchinger Bürger ihre Bedenken

Von Christian Deussing, Gilching

Zur Zeit leben in dezentralen Unterkünften 78 Asylbewerber in Gilching. Doch bald werden es noch viel mehr Flüchtlinge sein, die in der Gemeinde ein Dach über dem Kopf benötigen. Als Notaufnahme wird vom 4. November an die Rathausturnhalle mit einem neuen Bodenbelag und Stockbetten für 300 Asylbewerber hergerichtet. Die Sporthalle soll am 13. November bezugsfertig sein, kurz darauf werden die ersten Busse mit jeweils bis zu 50 Flüchtlingen eintreffen. Sie sind bereits bei ihrer Ankunft in München registriert und erstmals medizinisch untersucht worden. Das berichteten am Dienstagabend in einer Infoveranstaltung Stefan Derpa und Sabine Neumann, die beim Landratsamt Starnberg für Asylunterkünfte zuständig sind.

In die Aula der Arnoldus-Grundschule waren mehr als 400 Gilchinger gekommen, um sich über die Rathausturnhalle zu informieren, die die Gemeinde wegen des Asyl-Notfallplans vorerst für vier Monate schließen muss. "Wir stehen gewaltig unter Druck", betonte Oberregierungsrat Derpa, obwohl die hiesige Situation nicht mit der Lage in den Grenzlandkreisen vergleichbar sei. Doch bis zum Ende des Jahres müsse der Landkreis Starnberg insgesamt 2129 Asylbewerber aufnehmen. Deshalb sei es notwendig, in den nächsten zwei Monaten noch 1000 Plätze zu schaffen, sagte der Jurist. Man wisse, dass die Hallensperrung für den großen Sportverein und die Mittelschule ein gravierender Einschnitt sei. Das spürt schon jetzt der TSV Gilching-Argelsried, der nun für mehrere Sparten kurzfristig nach Ausweichmöglichkeiten sucht. "Wir unterstützen die Gemeinde", erklärte Franz Janker vom TSV Gilching-Argelsried. Doch der Schatzmeister berichtete auch von ersten Kündigungen im Verein und von 15 Personen, die ihre erfolgten Aufnahmen zurückgezogen hätten. Zudem müssten 107 hauptamtliche Trainer weiterhin vom Verein bezahlt werden, so Janker. Es meldeten sich auch andere Besucher zu Wort, zum Beispiel eine Mutter, die sich "Sorgen um ihre Kinder und innere Sicherheit" in Gilching macht. Ein Gilchinger merkte an, dass beispielsweise in Nürnberg "Asylbewerber über Nacht verschwunden" seien. Wer unerlaubt über längere Zeit nicht mehr auftauche, werde zur Fahndung ausgeschrieben, wurde hierzu von der Kreisbehörde mitgeteilt. Zudem sagte Germerings Polizeichef Jürgen Dreiocker, dass es im Flüchtlingsheim in seinem Bereich bis auf "kleine interne Reibereien" keine Probleme gegeben habe. Dreiockers Inspektion ist auch für die Gemeinde Gilching zuständig, in der für Flüchtlinge bis zum 15. Dezember eine Traglufthalle auf der Festwiese und im März 2016 eine Container-Wohnanlage an der Landsberger Straße errichtet werden.

In der Rasthausturnhalle ist ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr beauftragt, auch mit Mitarbeitern aus Herkunftsländen der Asylsuchenden. Die Menschen werden gemäß ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit eingeteilt, zudem Rückzugszonen für ein wenig Privatsphäre geschaffen. "Die Leute kommen direkt von der Flucht, sie müssen erst mal ankommen und brauchen Ruhe", erklärte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD). Er sagte aber auch, dass man Sorgen und Ängste in der Bevölkerung "nicht wegdiskutieren" dürfe - und man die Sicherheit im Blick haben müsse. Der Rathauschef appellierte jedoch gleichzeitig, die geflüchteten Menschen hier "unvoreingenommen willkommen zu heißen".

Ein wichtiger Faktor ist der Gilchinger Helferkreis mit seinen mehr als 100 Mitgliedern. Nach dem Infoabend haben sich noch weitere 55 Bürger für die Initiative eingetragen. Koordinatorin Eva Ott freute sich über die "positive Stimmung" in der Aula. Die Hilfe erweitere die Horizonte, und die Asylbewerber seien oft sehr dankbar, sagte sie.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: