In der Erde von "Kiltoahinga" schlummern manche Überraschungen, die das Herz von Archäologen höher schlagen lassen. Die Rede ist von Gilching, wo jetzt erneut ein Hockergrab aus der frühen Bronzezeit - also um 1800 vor Christus - gefunden wurde. Auf einem Baugelände an der Ecke Römerstraße und Rathausstraße stießen Archäologen auf ein gut erhaltenes Skelett mit angezogenen Beinen - quasi in "embryonaler Haltung", wie Manfred Gehrke vom "Zeitreise"-Verein berichtet, der sich mit der Gilchinger Ortsgeschichte beschäftigt. Das Skelett wurde auf dem Areal des ehemaligen "Hebammenhauses Müller" entdeckt, was natürlich nichts mit der spezifischen Bückstellung der Körpers im Grab zu tun hat.
Gehrke und auch die beauftragten Archäologen aus München gehen von einer Frau aus, weil als Grabbeigabe ein Armreif aus Bronze zum Vorschein kam. Gefunden wurden auch eine wunderbare Pfeilspitze aus Stein, die vor knapp 4000 Jahren wohl in einem Holzschaft steckte. Zudem sicherten die Forscher weitere Knochen in der Baugrube. Die Experten glauben deshalb, dass sich in dem Bereich der Gilchinger Ortsmitte ein frühgeschichtliches Gräberfeld befunden hatte. Zudem würden sogenannte Pfostenstellungen sichtbar, die auf eine Siedlung hinweisen, erläutert Jakob Leicht, dessen Team sich mit den Ausgrabungen befasst hat.
Die Fundstücke werden katalogisiert und vom Landesamt für Denkmalpflege restauriert und ausgewertet. Eingeschaltet sind auch Anthropologen, die das Skelett und die anderen Knochenreste allerdings bislang noch nicht untersucht haben. Eine solche Analyse kostet Geld, noch ist unklar, ob der "Zeitreise"-Verein und die Gemeinde in weitere Untersuchungen investieren wollen, um noch Genaueres über die wohl ersten Gilchinger zu erfahren - zum Beispiel das ungefähre Alter, Krankheiten, die Todesursache oder ob es sich wirklich um eine Frau handelt. Nach dem ersten Augenschein sei dieser Mensch aber nicht gewaltsam gestorben, vermutet Archäologe Leicht.
An dieser Kreuzung wurden schon in den dreißiger Jahren Grabstätten entdeckt, als für Häuser dort Keller ausgeschachtet wurden. Diese Gräber seien jedoch ohne Beigaben gewesen und die Skelette hätten auf der Seite mit zum Körper angezogenen Beinen gelegen, weiß Ortshistoriker Gehrke zu berichten. 1955 wurden bei einem Anbauprojekt weitere vier Hockergräber gefunden, die anhand der Beigabe ebenso auf die frühe Bronzezeit zu datieren seien. Nun hofft Gehrkes "Zeitreise-Verein", das vor Kurzem gesicherte Skelett, den Bronzearmreif und die Pfeilspitze später einmal im Ortsmuseum präsentieren zu können, das im März nächsten Jahres im Wersonhaus eröffnet werden soll. Zuvor sind aber noch die "Bajuwaren"-Skelette und andere Relikte aus dem siebten Jahrhundert nach Christus in Vitrinen ausgestellt. Diese Knochen und Beigaben waren bei Bauarbeiten am Starnberger Weg im Jahr 2012 ans Tageslicht gekommen.
Eines ist sicher längst gewiss: "Kiltoahinga" ist für Archäologen und Hobbyforscher ein ergiebiges Gebiet. So wurden auch in Argelsried am Kirchenweg vor sieben Jahren Relikte aus der Bronzezeit und Reste einer Siedlung aufgespürt, darunter auch ein Brunnen in drei Meter Tiefe. Mal sehen, was noch so zum Vorschein kommt.