Gilching:Präzise Feinarbeit mit zartem Klang

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Das Gelius-Trio weiht den neuen Gilchinger Konzertflügel ein

Von Reinhard Palmer, Gilching

Pünktlich zum Beginn der Konzertsaison des Kulturkreises ist er da: der neue Steinway-Konzertflügel in der Aula des Gymnasiums. Zweckverband, Gemeinde und die Kulturschaffenden Gilchings haben den Kauf gemeinsam gestemmt, Bürgermeister Manfred Walter (SPD) dankte ihnen mit einer kurzer Ansprache. Das Vergnügen, das gut besuchte Einweihungskonzert zu bestreiten hatte das Gelius Trio - dessen Programm allerdings nicht den großen, spektakulären Auftritt des Flügels implizierte. Zum Zug kamen vielmehr die Feinheiten, insbesondere in den weiten Rücknahmen in die zartesten Klänge. Leise zu spielen und dennoch eine tragende, wohlklingende Fülle anzubieten - das geht nur auf Instrumenten dieser Kategorie.

Micaela Gelius (Klavier) sowie die Konzertmeister der Münchner Philharmoniker Sreten Krstič (Violine) und Michael Hell (Violoncello) nutzten die Gunst der Stunde und arbeiteten die Besonderheiten der jeweiligen Epoche präzise bis in feinsten Nuancen heraus. Gerade der luftige Schönklang in Haydns Trio Nr. 39 G-Dur machte den Unterschied deutlich. Im langsamen Mittelsatz sang das Trio extrem empfindsam, um dann mit spielfreudigem Wirbel und musikantischer Verve ein mitreißendes Kontrastfinale zu kreieren. Bei dieser vergnüglichen Note blieb es nicht. Das Gelius Trio setzte den Abend mit einem gewichtigen Repertoire fort, das für emotionale Ausbrüche und hingebungsvolle Leidenschaft die Fülle des Klangs gut gebrauchen konnte. Aus einem zarten Sinnieren heraus war dies in der Elegie von Josef Suk zu hören, Dvořáks Schwiegersohn und Nachfolger.

Aus dem Vollen schöpfte das Gelius Trio in den Hauptwerken des Programms, die eine enorme Vielfalt an Ausdrucksformen und Emotionen auf den Plan riefen. Wie so oft stand derartiger Reichtum im folkloristischen Kontext. Die solide Verwurzelung in der armenischen Tradition forderte im Trio fis-Moll (1952) von Arno Babadjanian extreme Ausprägungen. Von düsterer Schwere über leidenschaftliche Klangfluten bis hin zu innigsten Gesängen und scharfer, filigraner Rhythmisierung bot das Gelius Trio eine packende Vorstellung. Das sollte sich sogar im Trio op. 15 g-Moll vom Böhmen Smetana mit feurigem Temperament weiter intensivieren. Deutlich wurde dabei der Spürsinn des Trios für den dramaturgischen Aufbau: Trotz des nahezu rhapsodischen Auf und Ab bis zum letzten Ton hielten die Musiker die Spannung und zogen einen schlüssigen Bogen - bis in die beiden feurig-hingebungsvollen Piazzolla-Zugaben hinein. Frenetischer Applaus.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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