Gilchinger Bahnhof:Ohne Hürden zum Zug

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Beschwerlicher Aufstieg:: Am Gilchinger Bahnhof gibt es keinen Aufzug, der das Erklimmen des Bahnsteigs erleichtern könnte. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Bahn AG teilt der Gemeinde Gilching mit, dass der Bahnhof Gilching-Argelsried bis 2018 barrierefrei ausgebaut wird. Auf diese Zusage hat die drittgrößte Kommune im Landkreis 20 Jahre lang gewartet

Von Christian Deussing, Gilching

Der S-Bahnhof in Gilching-Argelsried wird barrierefrei ausgebaut. Das teilte jetzt zumindest die Bahn AG der Gemeinde mit, die seit mehr als 20 Jahren auf diese Entscheidung gewartet hat. Die Station wurde im sogenannten Bayernpaket 2013 bis 2018 mit dem Freistaat für den behindertengerechten Umbau von Bahnhöfen berücksichtigt. "Jetzt gehen wir fest davon aus, dass das Projekt in den nächsten drei Jahren auch tatsächlich realisiert wird", sagte am Mittwoch Vize-Bürgermeister Martin Fink (CSU), der zur Zeit die Geschäfte im Rathaus leitet. Die Haltestelle sei sehr wichtig, und der hindernisfreie Zugang zum Bahnsteig "längst dringend notwendig".

Mit seinen maroden und steilen Treppen ist der Bahnhof im Zentrum der 18 000 Einwohner-Gemeinde für ältere Menschen, Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer sowie für Mütter mit Kinderwagen ohne Hilfe gar nicht oder nur unter größten Mühen zu erreichen. Oft beschweren sich Bürger im Rathaus über diesen "nicht mehr hinnehmbaren Zustand". Besonders betroffen sind auch die Senioren der Wohnanlage für betreutes Wohnen direkt gegenüber vom Bahnhof. Viele müssen mit dem Taxi nach Neugilching oder Geisenbrunn fahren, weil sie die Treppen in Argelsried nicht bewältigen können. Und ein Aufzug ist nicht vorhanden.

Jahrelang hat der Bahnkonzern die Gemeinde, viele Fahrgäste und Berufspendler mit "Planungskostenbudgets" und Reservelisten vertröstet. Im vorherigen Ausbauprogramm bis zum Jahr 2013 war Gilching plötzlich herausgefallen, andere Bahnhöfe in Bayern wurden vorgezogen. Ständige Anfragen der Gemeinde und Unterschriftenaktionen nutzten nichts. Für Bürgermeister Manfred Walter (SPD) war diese offenkundige Ignoranz der Bahn AG ein "Dauerskandal". Er ließ sich sogar im Praxistest bis zur Bahnhofstreppe im Rollstuhl schieben, um das gravierende Problem drastisch vor Augen zu führen.

Einen ersten Hoffnungsschimmer hatte es jedoch im Februar dieses Jahres gegeben. Damals erhielt das Rathaus überraschend ein Schreiben eines Münchner Planungsbüros, das sich m Auftrag der DB Station & Service erstmals um technische Details für den gewünschten Umbau kümmern sollte. Das sei endlich ein erstes positives Signal gewesen, sagt Fink nun rückblickend. Vielleicht habe die Deutsche Bahn auch inzwischen bemerkt, was sich im Umfeld des Argelsrieder Bahnhofs als "Eingangstor" zur Ortsmitte in großen Schritten tut.

Denn der Vorplatz soll neu gestaltet, das leer stehende Bahnhofsgebäude zu einem Tages-und Kulturcafé umfunktioniert werden. Zudem wird in der Nähe gerade ein weiteres Seniorenheim gebaut, und auf der Gilchinger Glatze sollen später 1500 Menschen leben. So wird es noch viel mehr Fahrgäste geben, die in Argelsried ein-und aussteigen. Derzeit sind es knapp 4000 täglich, die diese Station nutzen.

Ein Bahnsprecher sagte jetzt der SZ, dass Gilching-Argelsried "schon immer zur Planung im Bayernpaket 2013 bis 2018 vorgesehen, aber bisher die Realisierung offen" gewesen sei. Wann und auf welche Weise bis 2018 der Umbau erfolgt, konnte der Sprecher allerdings noch nicht konkret beantworten. Denn man befinde sich in der "Vorplanung", es sei aber entschieden worden, "bis voraussichtlich 2018" das Projekt zu verwirklichen, betonte der Bahnsprecher.

Auch in Stockdorf ist die "Barrierefreiheit" am Bahnhof seit Langem ein Reizthema. Nach Angaben der Bahn AG ist dieser Haltepunkt aber auch im Ausbauprogramm des Freistaates bis 2018 berücksichtigt - und zwar mit den gleichen zeitlichen Planungen wie in Gilching. Der Bahnhof in Seefeld-Hechendorf ist indes trotz Demo sowie Anfragen der Gemeinde noch immer nicht an der Reihe. Die Station nutzen täglich etwa 2500 Fahrgäste, was übrigens ebenso für Stockdorf gilt. Seefeld-Hechendorf werde jedoch in der Ausbauplanung in punkto Barrierefreiheit nach 2018 "erneut betrachtet", heißt es dazu seitens der Bahn.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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