Gilching:Geborgenheit mit Freiräumen

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Grundsteinlegung in Gilching (v.l.): Vize-Landrat Scheitz, Investor Bader, Bürgermeister Walter, BRK-Kreisgeschäftsführer Lang und Architekt Hartmann. (Foto: Arlet Ulfers)

Im Seniorenheim des Roten Kreuzes in Gilching wird ein neues Betreuungsmodell verwirklicht. Im Herbst 2016 soll das Haus an der Andechser Straße fertig sein

Von Christian Deussing, Gilching

Eine ältere Frau geht mit ihrem Rollator an der Baustelle an der Andechser Straße in Gilching vorbei und staunt. Seit Ende Mai wird neben dem Sozialdienst Gilching und dem betreuten Wohnen zügig gearbeitet. Im Herbst nächsten Jahres soll das BRK-Seniorenhaus für 78 Bewohner fertiggestellt sein; ein neues Wohn- und Betreuungskonzept soll dort verwirklicht werden. In sechs Hausgemeinschaften mit Einzelzimmern, Küchen und Baderäumen mit Tageslicht werde ein Wohnmodell für Senioren geboten, das stationäre Pflege, Sicherheit mit einem Notruf-Ortungssystem und individuelle Freiräume gleichermaßen gewährleiste, heißt es in einer Erklärung von Projektentwickler Andreas Bader, Chef der BG Immobiliengruppe aus Eichenau, und Jan Lang, Kreis-Geschäftsführer des Roten Kreuzes. Am Dienstag wurde der Grundstein gelegt.

Das Seniorenheim kostet etwa zehn Millionen Euro und wird mit knapp 1,5 Millionen Euro vom Landkreis Starnberg gefördert. In das dreistöckige Gebäude werden die 54 Bewohner des BRK-Altenheims von der Römerstraße umziehen, das modernen Ansprüchen nicht mehr genügt. Damit wären noch 24 Plätze im neuen Seniorenhaus zu vergeben. Die Kosten seien so konzipiert, dass auch Menschen mit einer kleineren Rente in dem Haus leben könnten, versicherte Lang.

Nach langwierigen Verhandlungen um das 2000 Quadratmeter große Grundstück einigte sich der Investor mit der Gemeinde Gilching über einen Erbpachtvertrag. Das Rote Kreuz wird das Haus mit stationärer Pflege als Mieter mindestens 30 Jahre betreiben. Bürgermeister Manfred Walter erklärte, dass damit das Betreuungsangebot für Senioren in zentraler Lage des Ortes komplett ist. Das neue Rathaus, das derzeit gebaut wird, liegt nur einen Steinwurf vom Seniorenhaus entfernt. Dazwischen werde ein Park angelegt, sagte der Rathauschef.

Der stellvertretende Landrat Georg Scheitz aus Andechs hob bei der Grundsteinlegung hervor, wie wichtig derartige Bauprojekte seien. Der Anteil der über 75-Jährigen im Landkreis liege schon jetzt bei zwölf Prozent der Bevölkerung. Bis zum Jahr 2029 werde sich diese Zahl fast verdoppeln, skizzierte Scheitz in seiner Ansprache die demografische Entwicklung. Zudem dürfte laut Prognose in dieser Zeitspanne die Zahl der an Demenz Erkrankten auf 3500 Personen steigen. Daher müsse bereis entsprechend geplant und gebaut werden.

Projektentwickler Bader und sein BRK-Partner Lang priesen das neue Hausgemeinschaftsmodell als "zukunftsweisend". Ein solches Konzept gebe es bislang weder im Landkreis noch in der weiteren Umgebung. Bader wies auf den Wandel der Bedürfnisse und Ansprüche der älteren Menschen hin; darauf müsse man baulich und konzeptionell reagieren, findet er. Der Bauherr erzählte zudem, wie die Punkmusikerin Patti Smith im Alter von fast 70 Jahren noch am Tollwood "herumgerockt" sei. Wenn die Sängerin in zehn oder 15 Jahren eine Altenhilfe bräuchte, könnte sich Bader vorstellen, dass ein Seniorenhaus wie in Gilching die richtige Betreuungsform wäre, scherzte er.

Die Rentnerin mit dem Rollator ist währenddessen an der Baustelle vorübergegangen, in der das Fundament schon eingezogen ist. Die Gilchingerin kam aus der Richtung des Bahnhofs Argelsried, der noch immer nicht barrierefrei ist. Bald leben ganz in der Nähe noch mehr Senioren.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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