Gemeinden bereiten sich vor:Platz für Flüchtlinge

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Gilching und Feldafing stellen Asylbewerber-Unterkünfte zur Verfügung. Aber das wird nicht reichen. Bis Ende des Jahres rechnet das Landratsamt mit 700 bis 800 Neuankömmlingen.

Von Christian Deussing und Otto Fritscher, Gilching/Feldafing

Im Landkreis könnten noch in diesem Jahr zwischen 700 und 800 neue Flüchtlinge ankommen. Mit Hochdruck wird deshalb nach Möglichkeiten gesucht, wo die Asylbewerber untergebracht werden können. Zwei konkrete Projekte sind jetzt auf dem Weg: In Gilching wäre Platz für 200 Asylbewerber in Containern auf dem Festplatz; in Feldafing soll das ehemalige Firmengebäude von Diamant-Müller an der Koempelstraße so hergerichtet werden, dass dort bis zu 80 Asylbewerber wohnen können.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion waren in Feldafing Mitte Oktober vergangenen Jahres schon mal 85 Asylbewerber in der leer stehenden Fabrikhalle vorübergehend einquartiert worden. Mit Feldbetten und Stellwänden war die große Halle, die der Regierung von Oberbayern als Erstaufnahmeeinrichtung diente, unterteilt worden. Diesmal geht es allerdings um eine Dauerunterkunft. "Mir hat Landrat Roth gesagt, dass in zwei bis drei Wochen die ersten Asylbewerber kommen sollen. Jede Woche sollen 20 bis 30 dazukommen, bis ungefähr 80 da sind", erklärte Bürgermeister Bernhard Sontheim der SZ. Um mehr Privatsphäre für die Bewohner zu erreichen, sollen in die Hallen Trockenbauwände eingezogen werden. Noch sei allerdings der Vertrag zwischen dem Vermieter, dem Feldafinger Geschäftsmann und Pronesta-Geschäftsführer Andreas Bienert, nicht unterschrieben. Die Regierung kommt für die Kosten auf, Betreiber der Einrichtung wäre der Landkreis. "Da gibt es noch viel zu klären, unterschrieben ist noch nichts, es muss noch die Finanzierung abgeklärt werden, dann geht es noch um Umbauten und Verpflegung", sagt Sontheim. Und weiter: "Wir sind uns als Kommune unserer Verantwortung bewusst. Die Asylbewerber sollen nicht irgendwo versteckt, sondern in das Leben im Ort integriert werden." Er setzt darauf, das Helfernetz, das sich im Herbst in Feldafing aufgebaut hatte, wieder aktivieren zu können. Damals hatten die Flüchtlinge regelmäßig Deutschunterricht erhalten, die Bevölkerung hatte große Mengen an Kleidern und anderen Dingen gespendet. Allerdings waren die Asylbewerber nach gut vier Wochen wieder ausgezogen und auf andere Einrichtungen in Bayern verteilt worden. Diesmal sollen sie länger in Feldafing bleiben.

Um Integration und vor allem das richtige Areal für 200 Asylbewerber ging es am Dienstagabend im Gemeinderat in Gilching. Schließlich wurde mit sechs Stimmen Mehrheit beschlossen, eine Gemeinschaftsunterkunft auf dem Festplatz am Starnberger Weg errichten zu lassen - und nicht neben dem Obdachlosenheim an der Weßlinger Straße. Diese Variante hatte auch Bürgermeister Manfred Walter (SPD) favorisiert, weil sich seiner Ansicht nach die Flüchtlinge dort geborgener fühlen könnten. Zudem benötige die Gemeinde weiterhin dringend die Containeranlage für Kinder auf dem Festplatz. Dagegen plädierte Matthias Vilsmayer (Freie Wähler) für diesen zentraleren Standort, damit die Asylsuchenden "näher an den Menschen" seien. Zugleich warnte er vor einer "Gettoisierung" am Ortsrand. Das Gremium entschied, die Container neben den Festplatz zu verlegen. Gebilligt wurde auch der Vorschlag von Peter Unger (Grüne), einen Runden Tisch - unter anderem mit dem Helferkreis und Vertretern von Kirchen und Sozialverbänden - einzurichten. Dagegen lehnte das Gremium Ungers Forderung ab, die Flüchtlinge weiterhin nur dezentral unterzubringen. Das sei "nicht machbar", hieß es. Im Rat wurde auch darauf hingewiesen, dass es später noch schwieriger werde, für anerkannte Asylbewerber einen Wohnraum zu finden. Rathauschef Walter dankte dafür, dass die Debatte um eine gute Lösung "sachlich" geführt worden sei.

Auch das Kloster Andechs würde weiteren Platz für Asylbewerber zur Verfügung stellen, und zwar in seinem Andechser Hof in Tutzing. Die Idee ist aber noch nicht mit der Gemeinde abgesprochen. Zur aktuellen Situation und Entwicklung in punkto Asylbewerber wird an diesem Freitag Landrat Karl Roth Stellung beziehen.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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