Luxus-Stühle für Rathaus:Fehlendes Mobiliar

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Einzug ins Rathaus verzögert sich wegen Streits um Stühle

Von Christian Deussing, Gilching

Wegen der Turbulenzen um die Möbel-Ausschreibungen kann das neue Rathaus in Gilching erst nach den Sommerferien bezogen werden. Der Einzug war eigentlich schon für Ende April vorgesehen. Das Vergabeverfahren sei noch nicht entschieden, das müsse erst "rechtlich sauber abgeschlossen sein", betonte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter am Dienstag vor der Presse. Entzündet hatte sich der Streit im Gemeinderat, als bekannt wurde, dass die Stühle im künftigen Sitzungssaal knapp 2500 Euro pro Stück kosten würden. Das Gebot einer Münchner Firma für die edlen und hochpreisigen Drehstühle war im Gremium abgelehnt worden. Über die eingereichte Rüge dieses Bieters entscheidet am 8. März die Vergabekammer Südbayern. Danach ist wieder der Gemeinderat am Zug. Die Räte hatten zudem mit knapper Mehrheit auch vorerst den Zuschlag bei den Büromöbeln der selben Firma verweigert.

Architekt Professor Horst Teppert - dessen Büro für die Ausschreibungen verantwortlich ist - hob im Pressegespräch die Vorzüge der Designstühle für die Ratsmitglieder hervor. So sei dieses Modell wendig und nicht zu breit, daher also für den ovalen Konferenztisch sehr geeignet. Der angebotene Sessel ist zudem höhenverstellbar, mit "Soft Leder" gepolstert und mit einer Wippmechanik ausgestattet. Insgesamt sollen 30 Stühle dieser Marke erworben werden, wenn der Bieter aus München tatsächlich den Zuschlag erhält und der Gemeinderat nicht erneut ein Veto einlegt - was weiterhin nicht auszuschließen ist.

Projektplaner Teppert berichtete, dass er in kommunalen Vergabeverfahren so einen Streit wie in Gilching noch nie erlebt habe. Für ihn sei es auch überraschend gewesen, dass die Vergabe an den günstigeren Anbieter der Büromöbel (Los 2) wegen rechtlicher Verstöße revidiert werden musste. Die Vergabekammer hatte hier bereits der Rüge der Münchner Firma stattgegeben, die auch die Luxusstühle (Los 3) an die Gemeinde verkaufen will.

Teppert beteuerte in der Pressekonferenz, dass die Ausschreibungen keineswegs nur auf bestimmte Anbieter ausgerichtet worden seien. Auch dies war dem 72-jährigen Architekten aus München vorgeworfen worden. Alles sei abgestimmt gewesen, sagte er. Das Gebäude an der Pollinger Straße ist als "Bürgerzentrum" konzipiert - mit Foyer, Bücherei und Veranstaltungssaal. Die Gesamtkosten von 17,5 Millione Euro würden laut Teppert um etwa 200 000 Euro unterschritten werden - selbst wenn die teuren Ratsstühle angeschafft werden.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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