Gilching:Fasching, Fußball und viele neue Freunde

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Die Gilchingerin Lilian Floerke (v.l.) mit ihrer Gastschwester Clarissa und ihrer Gastcousine in Brasilien (Foto: oh)

Die 15-jährige Gymnasiastin Lilian Floerke aus Gilching verbringt als Austauschschülerin ein Jahr in Brasilien und erlebt dabei einen aufregenden Alltag

Von Klara Weidemann, Gilching

"Am tollsten finde ich es, meine Großfamilie und meine 25 Cousinen zu besuchen", erzählt die 15-jährige Lilian Floerke aus Gilching. Seit sechs Monaten lebt sie bei einer Gastfamilie in Ouro Preto, einer Kleinstadt in Brasilien, fünf Autostunden von Rio de Janeiro entfernt. Ihr Leben hat sich stark verändert, ihre Vorlieben - zum Beispiel für Fasching - nicht. Im März noch besuchte Lilian das Max-Born-Gymnasium in Germering. Heute besucht sie eine Schule in Ouro Preto mit 500 Mitschülern. Das Miteinander dort findet sie persönlicher als in Deutschland. Hier duzt sie ihre Lehrer, statt Kunst und Musik hat sie Philosophie und Literatur; Lilian belegt schon die elfte Klasse, in Deutschland hat sie gerade erst die neunte abgeschlossen. Trotzdem falle ihr der Unterricht leicht. "Generell ist Schule hier für mich viel einfacher als in Deutschland", sagt Lilian. Vielleicht liegt's auch am freundschaftlichen Verhältnis zu den Lehrern.

Im Sommer 2015 verließ Lilian Gilching, um mit der gemeinnützigen Organisation "Youth For Unterstanding" ein Austauschjahr in Brasilien zu verbringen. Eine gute Entscheidung: "Bis jetzt ist mein Auslandsjahr einfach atemberaubend. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schnell in einer anderen Familie und in einem anderen Land Zuhause fühlen könnte", erzählt sie. Die Eingewöhnung sei ihr nicht schwer gefallen. Nach drei Monaten spricht sie nur noch Portugiesisch und träumt sogar in der neuen Sprache. Nur anfangs sei es anstrengend gewesen, weil sie nicht alles verstand. "Jeder wollte etwas über mich wissen, oft war ich die erste Deutsche, die manche Brasilianer je gesehen hatten". Inzwischen habe sich die Neugier größtenteils gelegt. Ein Thema gäbe es aber, auf dass sie immer angesprochen werde: das Fußball-WM-Finale zwischen Deutschland und Brasilien von 2014.

Zu ihrer Gastfamilie hat sie ein sehr gutes Verhältnis. "Es ist schon aufregend, allein den Alltag hier mitzuerleben", berichtet Lilian. Wenn sie mit ihren Gasteltern Pedro und Monique oder der 15-jährigen Clarissa auf der Straße als Ausländerin bemerkt werde, sei jeder Tag "wie ein neues Abenteuer". Auch genieße sie das brasilianische Essen, das sich sehr von deutschen Gerichten unterscheidet. Ihr Lieblingsgericht ist Pão de Queijo - eine Art Semmel, bei der Teig mit Käse vermischt wird.

Ein besonderes Event stand im Februar an: Karneval, sieben Tage lang. Die Umzüge mit den Sambaschulen beeindruckten Lilian besonders. "Die Straßen sind überfüllt und die Leute gehen nicht sparsam mit Küssen um", berichtet sie. Die Kostüme seien ähnlich wie in Deutschland. Lilian verkleidete sich einmal als Katze, einmal als lustiges Gespenst. Trotzdem habe ihr der bayerische Fasching gefehlt mit Krapfen und Kamellen. Doch auch "Spaziergänge über Felder und Wiesen fehlen mir", sagt sie. Zwar gebe es in Brasilien wunderschöne unberührte Natur. Doch die kann sie nicht ohne weiteres erkunden. "Es ist hier viel zu gefährlich. Oft gibt es keine gekennzeichneten Wege oder man trifft wilde Tiere", erzählt sie. Nur eine Sache vermisst sie überhaupt nicht: den Nachmittagsunterricht am Gymnasium in Germering.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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