Gilching:Ein Grundeigentümer steht der Umgehung im Weg

Lesezeit: 2 min

Der Gemeinde Gilching reicht es: Sie will die letzte noch fehlende Fläche für die Westtangente erwerben - notfalls per Enteignungsverfahren.

Christian Deussing

Lärm, Gestank und Blechlawinen: Darunter leiden Menschen in Unterbrunn, Weßling, Inning - und eben in Gilching. Die Erlösung sollen Umgehungsstraßen bringen, die Kommunalpolitiker erhoffen sich Entlastung und Befreiung vom Verkehr, in dem die Anwohner zu ersticken drohen. Seit nunmehr 30 Jahren basteln auch die Gilchinger Gemeinderäte an einer derartigen Tangente, der westlichen Entlastungsstraße - zeitweise aber eher im Schneckentempo, wie es viele Einwohner empfinden. Denn die Verhandlungen mit Grundeigentümern zogen sich hin oder schliefen fast ein. Dann weigerten sich noch drei Eigentümer, ihre Flächen für das Straßenbauprojekt der Gemeinde Gilching zu verkaufen - was wiederum das Tempo drosselte.

Eine Umgehungsstraße soll die Bürger von Lärm und Gestank befreien. (Foto: ag.ap)

Mittlerweile sträubt sich nur noch ein Grundbesitzer gegen den Verkauf seiner Fläche - angeblich ein Unternehmer, der Einbußen befürchtet, wenn weniger Autos auf der Römerstraße mitten durch den Ort fahren. Für den Grunderwerb sind insgesamt 3,75 Millionen Euro eingeplant, dazu kommen noch die Baukosten. Erster Spatenstich soll in zwei Jahren sein, und die Entlastungsstraße soll dann ein Jahr später fertig gebaut sein - wenn alles glatt geht.

Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) glaubt, das letzte Areal noch vor der Sommerpause erwerben zu können. Sollte der Eigentümer weiterhin nicht einwilligen, drohe ihm über eine Besitzeinweisung die Enteignung seiner Fläche. Diese befindet sich im nördlichen Teil der geplanten, fünf Kilometer langen Strecke. Es gelte nun, "keine Zeit mehr zu verlieren", sagt Rathauschef Walter und drückt aufs Tempo.

Die Pläne für die Trasse samt Brückenbau und Lärmschutzwällen sind daher am vergangenen Freitag beim Staatlichen Bauamt Weilheim eingereicht worden, das jetzt die technischen Daten prüft. Die Experten werden zudem genau hinsehen, ob das Nadelöhr Röchnerknoten an der Autobahnausfahrt Gilching-West/Oberpfaffenhofen genügend leistungsfähig ist, um die Anbindung an die Westumfahrung zu verkraften. Prinzipiell werde man aber das Projekt nicht verzögern, sagte Stephanie Kürmeier vom Staatlichen Bauamt.

Die Gilchinger Grünen würden indes am liebsten das Projekt ganz verhindern. Ein hartnäckiger Gegner ist seit langem deren Fraktionssprecher Peter Unger. Für ihn sind die Pläne ein finanzielles Abenteuer mit einem "überholten Konzept von gestern, ein klimafeindliches Vorhaben wie aus den fünfziger Jahren". Er ist überzeugt, dass die Umgehungsstraße nur noch mehr Autos und Lastwagen anziehe.

Das befürchtet die Ökopartei auch in punkto Röchnerknoten. Auf der großen Kreuzung werde es besonders im Berufsverkehr zu neuen Staus sogar bis zurück auf die Lindauer Autobahn kommen, lautet der Tenor.

Dass dieser Knotenpunkt stärker belastet werde, das vermutet auch der Münchner Gutachter Professor Harald Kurzak. Dennoch sei der Verkehr dort zu verkraften. Die Tangente würde zudem die Römerstraße entlasten, wo täglich etwa 16000 Autos und bis zu 900 Lastwagen rollen. Ungers Vorstoß, deshalb diese Strecke für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen zu sperren, lehnte der Verkehrsausschuss aber als "reinen Showantrag" ab.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: