Gilching:Der Druck wächst

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Die Traglufthalle auf dem Gilchinger Festplatz ist längst aufgebaut und die Sanitär- und Küchencontainer sind mittlerweile auch angeliefert. (Foto: Fuchs)

Die Gemeinde Gilching muss bis zum Jahresende fast 600 Asylbewerber aufnehmen. Doch immer wieder kommt es zu Verzögerungen bei Planung und Bau der Unterkünfte. Sanitäranlagen haben noch Mängel

Von Christian Deussing, Gilching

Die Nerven liegen blank und der Handlungsdruck nimmt zu: Bis zum Jahresende muss die Gemeinde Gilching fast 600 Asylbewerber unterbringen. Das schreibt die Quote vor, die nach Einwohnerzahl berechnet wird. Allerdings kann Gilching bisher nur 78 feste Plätze für Flüchtlinge vorweisen, denn die Traglufthalle auf dem Festplatz ist immer noch nicht belegbar, für die der Landkreis dann monatlich 50 000 Euro zahlen muss. Die Halle ist zwar schon vor einem Monat aufgestellt worden und wird längst beheizt, beleuchtet und bewacht - doch noch ist kein einziger Flüchtling zu sehen. Die Sanitärcontainer seien verspätet angeliefert worden, zudem gebe es noch Mängel bei den Anschlüssen und in der Ausstattung, sagt Stefan Diebl, Sprecher des Landratsamtes Starnberg. Die Traglufthalle, in der bis zu 200 Menschen Platz finden, wird daher frühestens Mitte Februar nutzbar sein.

Das Tempo ist der Gemeinde viel zu langsam. Zum Beispiel auch auf dem Areal für ein Flüchtlingsheim neben der Straßenmeisterei an der Landsberger Straße. Dem Plan hatte die Gemeinde bereits vor einem halben Jahr zugestimmt, doch danach passierte fast nichts mehr - trotz immer mehr Flüchtlingen im Fünfseeland. "Es ist unsäglich, dort geht nichts voran", sagte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) am Dienstag in der Ratssitzung. Es gebe nämlich einen Streit zwischen dem Freistaat und Landkreis, wer auf dem Gelände die Asylunterkunft bauen solle. Die Gemeinderäte konnten diesen Disput kaum fassen.

Die Sache ist aber nun geklärt worden, wie die SZ am Mittwoch erfuhr. Demnach übernimmt nun endgültig der Freistaat den Bau der Asyl-Gemeinschaftsunterkunft für 200 Personen auf dem eigenen Gelände an der Landsberger Straße - was auch plausibel erscheint. Die Zuweisung der finanziellen Mittel sei am Mittwoch erfolgt, dem Projekt stehe somit "nichts mehr im Wege", sagte dazu eine Sprecherin des Sozialministeriums. Nach dieser Entscheidung kann nun das Staatliche Bauamt Weilheim mit den Ausschreibungen beginnen. Das Heim werde wohl noch in diesem Jahr fertiggestellt sein und mindestens drei Millionen Euro kosten, erläutert Hochbau-Bereichsleiter Peter Aumann.

Wenn die Anlage steht, kann die Traglufthalle wieder abgebaut werden. Allerdings muss auch die Unterkunft an der Landsberger Straße in sechs bis sieben Jahren wieder verschwinden, weil der Bereich von der Gemeinde als Zugang für ihr Wohnbauprojekt "Glatze" beansprucht wird. Im Gespräch sind zudem als Unterkünfte landwirtschaftliche Hallen im nördlichen Außenbereich von Gilching und eine Container-Wohnanlage neben dem Obdachlosenheim an der Weßlinger Straße. Außerdem könnten wohl 70 Flüchtlinge im ehemaligen Hotel Thalmeier in der Sonnenstraße noch in diesem Jahr unterkommen - wenn die Kreisbehörde den erweiterten Nutzungsplan der neuen Eigentümer-Projektgesellschaft genehmigt.

Unterdessen wird die Rathausturnhalle wohl noch bis Ende April - oder länger - als Unterkunft benötigt. Darum bittet jetzt das Landratsamt die Gemeinde, die vermutlich zustimmen wird. Eigentlich sollte die Halle Ende Februar wieder der Mittelschule und dem TSV Gilching-Argelsried zur Verfügung stehen. "Doch damit habe ich sowieso nicht gerechnet", sagt TSV-Präsident Peter Kramer, der für die Freien Wähler auch im Gemeinderat sitzt. Die Sparten Handball, Turnen, Fußball und Tischtennis sowie die "Kindersportschule ("Kiss") können seit drei Monaten nur sehr beschränkt in anderen Hallen ihr Training absolvieren. Betroffen sind laut Kramer auch die Einrad-Sportler, die für die Weltmeisterschaft ihre Kür einüben müssen. Noch ist unklar, wann die Rathausturnhalle wieder frei ist. "Ich gebe keine Garantie ab", sagt Bürgermeister Walter.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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