Gilching:Bürgerentscheid kippt Bürgerentscheid

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Die Freude über den gewonnenen Bürgerentscheid ist groß bei (v.l.) Michael Toll, Tobias Gautsch, Michael Mittermeyer und Initiator Heinz Angermaier. (Foto: Foto: Fuchs)

Die Mehrheit der Gilchinger spricht sich für eine schnelle Realisierung der geplanten Westtangente aus und verzichtet dafür auf mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger. Das Votum fällt eindeutig aus

Von Christian Deussing, Gilching

Es war dann doch ein deutliches Ergebnis. 3498 Gilchinger votierten am Sonntag für den Bürgerentscheid "Westumfahrung Gilching jetzt", nur 1876 machten ihr Kreuz beim Nein. Damit wurde das Quorum locker erreicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 37,2 Prozent. Nun kann die Gemeinde ihre eigenen alten Pläne für den Bau einer Westumfahrung wieder aus der Schublade holen und auf eine Rad- und Fußwegunterführung am Talbauerweg verzichten. Auch ein Kreisel am Röchnerknoten muss nicht gebaut werden. Zudem fällt dort der Radweg in der S-Bahnunterführung weg. Erster Gratulant war Bürgermeister Manfred Walter. "Jetzt können wir viel schneller den Planfeststellungsbeschluss und damit die Baugenehmigung erreichen", sagte er am Sonntagabend. Die Grunderwerbsfrage sei nicht problematisch, meinte er.

Bis kurz nach 19 Uhr lagen die Befürworter des Bürgerentscheids in allen Stimmbezirken vorne bis auf einen. Es fehlte nur noch das Ergebnis der Briefwähler. Bis dahin wäre das Quorum nicht erreicht gewesen. Doch von den 1724 Briefwählern wollten dann 1128, dass die Pläne für eine Ortsumfahrung schnell umgesetzt werden.

Große Freude herrschte natürlich bei Heinz Angermaier, dem Initiator des Bürgerentscheids. "Wir haben den Weg freigemacht für die Entwicklung des Ortes. Das ist ein guter Tag für Gilching und eine große Chance für unsere Zukunft." Enttäuscht zeigt sich dagegen Kilian Häuser von der unterlegenen Gruppierung "Westumfahrung - mit sicheren Rad-und Fußwegen", die noch im vorigen Jahr am 9. Februar den Bürgerentscheid gewonnen hatte. "Damit wird die Westtangente schlechter, weil die schwächeren Verkehrsteilnehmer mal wieder benachteiligt werden", sagte Häuser am Telefon. Der CSU-Ortsvorsitzende Paul Vogl sagte: "Wir sind sehr froh, dass wir nun endlich bauen können." Die CSU habe Angermaier von Anfang an unterstützt. Auch Matthias Vilsmayer, Gemeinderat der Freien Wähler, fühlt sich bestätigt: "Wir haben die alte Planung immer für die bessere Lösung gehalten." Ihn freue vor allem das klare Ergebnis, denn damit sei ein weiteres Bürgerbegehren in Sachen Westtangente nicht mehr zu erwarten.

Häuser war schon vor der Abstimmung skeptisch gewesen, denn seine Initiative hätte viel weniger Werbemittel zur Verfügung gehabt, sagte er. Er fühle sich aber auch von der Gemeinde "im Stich gelassen", die die Vorteile eines neuen Kreisels am Röchnerknoten nicht genug dargelegt hätte. Die Verkehrsprobleme an diesem Knotenpunkt der Westtangente hätten so entschärft werden können. Unterstützt wurde seine Initiative vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Gilching, von den Grünen, dem Bund Naturschutz (BN) und der ÖDP.

Eine zusätzliche Unterführung am Talbauerweg als Verbindung für Radfahrer und Fußgänger zum westlichen Naherholungsgebiet Gilchings ist nun abgelehnt. Stattdessen soll jetzt ein Kreisel an der Weßlinger Straße gebaut werden. Bereits 1997 hatten sich die Bürger mit deutlicher Mehrheit für die Entlastungsstraße ausgesprochen, die die Römerstraße vom starken Verkehr befreien soll. Es ist zudem geplant, die Durchfahrt von Lastwagen zu verbieten, der Schwerlastverkehr wird dann über die Umfahrung geleitet. Die Tangente ist etwa fünf Kilometer lang und wird voraussichtlich knapp 14 Millionen Euro kosten. Der Gemeinderat wird sich in der nächsten Sitzung mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids befassen.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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